An Szenarien für eine verheerende Pandemie hat es nicht gefehlt, doch sie wurden nicht ernst genug genommen. Nach der Krise gibt es schwere Versäumnisse aufzuarbeiten, kommentiert StZ-Autor Andreas Müller.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Stuttgart - Es war ein Bekenntnis, das irritierte. Die aktuelle Krise habe ein Ausmaß, „das ich mir nie hätte vorstellen können“ – das gestand dieser Tage ausgerechnet der Präsident des Robert-Koch-Institutes. Gewiss, den meisten Bürgern dürfte es derzeit so gehen wie dem omnipräsenten Lothar Wieler. Wer hätte sich noch zu Jahresbeginn ausgemalt, dass jeder Einkauf im Supermarkt zum Gesundheitsrisiko werden könnte und die Polizei Ansammlungen von mehr als zwei Menschen auf der Straße auflösen würde? Dafür waren Seuchen viel zu sehr aus dem kollektiven Bewusstsein verschwunden. Aber selbst der Chef der zuständigen Bundesbehörde wird überrascht davon, welche Verheerungen ein weltweit grassierendes, hoch ansteckendes Virus anrichten kann? Das gäbe doch sehr zu denken.