Das Panorama-Bad in Freudenstadt hat zuletzt mit zwei Meldungen Aufmerksamkeit erregt: Erst die Zustimmung des Gemeinderats zum Baden „oben ohne“, dann zur Überwachung der Badegäste mit KI-Kameras.

Baden-Württemberg: Florian Dürr (fid)

Dass ein Schwimmbad in einer Stadt der Größe von Freudenstadt innerhalb weniger Wochen gleich zweimal über die Stadtgrenzen hinaus Aufmerksamkeit erregt, kommt nicht allzu oft vor: Kürzlich stimmte der Gemeinderat dem „oben ohne“-Baden für alle Geschlechter zu, vor ein paar Tagen auch dem Einsatz von intelligenten Kameras im Panorama-Bad. Die Stadt im Schwarzwald geht mit der Zeit und hat offenbar keine Scheu, Neues auszuprobieren: weder bei gesellschaftlichen Entwicklungen noch bei moderner Technik.

 

Stadtwerke sehen keinen Widerspruch zwischen „oben ohne“ und Kameras

Die KI-Kameras sollen über dem Beckenrand angebracht werden – und erkennen, wenn Badegäste zu ertrinken drohen. Registriert die Technik Auffälligkeiten unter der Wasseroberfläche, etwa ungewöhnliche Auf- und Abbewegungen, schlägt sie Alarm und sendet ein Signal auf spezielle Armbanduhren der Bademeister. „Dadurch können etwaige kritische Situationen früh erkannt werden und so dramatische Rettungsaktionen idealerweise vermieden werden“, heißt es in einer Mitteilung der Stadtwerke Freudenstadt. Anfangs könne es jedoch noch vermehrt zu Fehlalarmen kommen, mit jedem Vorfall aber lerne die Künstliche Intelligenz dazu.

Frauen „oben ohne“ und Kameras? Das lässt einen erst einmal nichts Gutes vermuten. Doch die Stadtwerke sehen darin keinen Widerspruch: „Bilder werden grundsätzlich gar nicht gespeichert. Zudem verhält sich das System datenschutzkonform“, teilt ein Sprecher mit. Dazu kommt, dass das Baden „oben ohne“ sowieso noch nicht möglich sei: Am 23. Mai müsse der Gemeinderat auch noch der Änderung der Haus-und Badeordnung zustimmen. Die intelligenten Kameras sollen zwischen dem 26. Juni und dem 10. Juli installiert werden.

KI-Kameras sollen Bademeister nicht verdrängen

Auch der Datenschutz-Experte und Rechtsanwalt Niko Härting sieht der Kombination aus Kameras und „oben ohne“-Baden gelassen entgegen: „Wenn es klar gekennzeichnet ist, dass die Badegäste von den Kameras überwacht werden, ist das zulässig.“ Im Bundesdatenschutzgesetz sei klar geregelt, dass Videoüberwachung in Sportstätten zum Schutz von Menschenleben erlaubt sei – und damit auch im Panorama-Bad in Freudenstadt.

Die menschlichen Bademeister brauchen aber nicht um ihre Jobs fürchten, verdrängen wird die Künstliche Intelligenz sie nicht, betont Bäder-Geschäftsführer Tobias Degout: „Durch die Kameras werden wir unser Aufsichtspersonal künftig entlasten – jedoch nicht ersetzen. Unsere Mitarbeiter sind weiter die Nummer Eins am Becken.“