1980 stürzte ein italienisches Flugzeug ins Mittelmeer. Die Umstände sind rätselhaft bis heute. Wurde die Maschine versehentlich abgeschlossen? Der StZ-Italienkorrespondent Paul Kreiner sieht Parallelen zum Verschwinden der malaysischen Boeing 777.

Rom - Das mysteriöse Ende des Flugs MH370 erinnert die Italiener an eine eigene Katastrophe: Am Abend des 27. Juni 1980, auf ihrem Linienflug IT870 von Bologna nach Palermo, stürzte nahe der kleinen Mittelmeerinsel Ustica eine DC 9 mit 81 Menschen an Bord ab. Aber warum? In den großteils gehobenen und zusammengesetzten Wrackteilen fanden sich Sprengstoffspuren. Erste Gutachter sprachen von einer Bombe, die in der Bordtoilette explodiert sei.

 

Recht überzeugend war das nicht. Allein die Staatsanwaltschaft ermittelte 19 Jahre – nicht zuletzt deshalb, weil sich Flugsicherungsbehörden, die militärische vor allem, auffallend knauserig zeigten mit Auskünften und offenbar falsche Spuren legten. Auch fehlen bei der für den Absturzort zuständigen Flugsicherung in Marsala seltsamerweise die Aufzeichnungen für den genauen Zeitpunkt des Unglücks. So keimte, nachdem der Prozess 2007 bereits ergebnislos eingestellt war, ein schlimmer Verdacht weiter. Der italienische Bundesgerichtshof hat ihn im Januar 2013 als „nunmehr bestätigt“ definitiv festgehalten und den Staat zu 100 Millionen Euro Schadenersatz an die Hinterbliebenen verurteilt.

Waren die Jagdflugzeuge damals hinter Gaddafi her?

Es war an jenem Abend über Ustica ein regelrechter Luftkrieg im Gang. Eine mysteriöse Militärmaschine versteckte sich im Radarschatten der DC 9; zwei Jagdflugzeuge – vielleicht französischer und amerikanischer Herkunft – versuchten, diesen „Feind“ auszuschalten. Unklar bleibt, ob ein Jagdflugzeug der DC 9 dabei zu nahe gekommen ist oder eine Rakete abgefeuert hat. Wer aber war der Gejagte? Dazu können italienische Richter bis heute nichts Verbindliches sagen. Die Haupthypothese lautet: Es war eine libysche Maschine mit Diktator Gaddafi an Bord.

Und weshalb soll der italienische Staat nun Schadenersatz zahlen? Weil er seinen Luftraum nicht ausreichend geschützt und überwacht habe, sagen die Richter. Politiker und Militärs, die damals mit dabei waren, bezeichnen all diese Rekonstruktionen durchweg als „Hirngespinst“. Antworten haben sie aber auch keine.