Auf temporär umgenutzten Parkplätzen fanden beim Parking Day am Freitag zahlreiche Aktionen statt. Zugleich war es der letzte Tag für viele Parklets, die seit Wochen am Straßenrand stehen. Am Samstag beginnt deren Abbau.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

INNENSTADT - Am Samstag, 17. September, werden die Parklets abgebaut. Mancherorts wird kaum auffallen, dass die Bretterverschläge, die seit Ende Juni am Straßenrand stehen, verschwinden. Andernorts, in der Tübinger Straße zum Beispiel, wird mit dem Parklet ein gemütlicher Treffpunkt abgeräumt, den die Menschen den Sommer über lieb gewonnen haben. Ganz sicher aber werden überall Nachbarn aufatmen, denen nicht gepasst hat, dass Parkraum über Monate zugestellt war. Nun also verschwinden die Parklets wieder – aber nicht ohne einen Tusch zum Abschied.

 

Diskussion anstoßen

Denn die Initiatoren haben für den letzten Tag kein beliebiges Datum gewählt, sondern den Parking Day. An diesem internationalen Aktionstag werden ebenfalls Parkplätze interimsweise umgenutzt – allerdings nur für ein paar Stunden. Auch dieses Konzept verfolgt das Ziel, auf alternative Möglichkeiten der Nutzung des öffentlichen Raums hinzuweisen, nach der Devise: Die Straße ist nicht bloß für Autos da! „Mit dem Parking Day möchten wir eine kritische Diskussion zum Thema Nutzung und Gestaltung des öffentlichen Stadtraumes anregen“, erklärt Hanka Griebenow, eine der Initiatorinnen des Parking Days in Stuttgart.

Anders als die freien Plätze des Parking Days sind die Parklets ein wissenschaftliches Experiment des Reallabors für nachhaltige Mobilitätskultur. Wissenschaftler werden nun im Nachgang die Wirkung dieser urbanen Intervention analysieren. Konzepte, die gut funktioniert haben, könnten als Modell dienen oder zu einer ständigen Veränderung vor Ort führen, so die Hoffnung der Projektbeteiligten.

Finissagen vielerorts

Am letzten Parklet-Freitag, der „Finissage“, wie Basil S. Helfenstein vom Team Parklet sagt, sind auf einigen Parklets und auf den freien Parkplätzen des Parking Days vielfältige Aktionen geplant. So haben beispielsweise die Parklet-Paten im Westen an der Gutbrod-, der Schwab- und der Lehenstraße ihre Nachbarn zu Kaffee und Kuchen auf den Parklets eingeladen. „Das leider etwas untergegangen Parklet an der Kronenstraße erhält für den Nachmittag eine Fassade hinter der Filme zum Thema Planung öffentlicher Räume gezeigt werden“, berichtet Helfenstein im Vorfeld. Am Schützenplatz im Kernerviertel im Osten haben Anwohner ein komplettes Tagesprogramm zusammengestellt – von der Yoga-Stunde bis hin zur Open-Air-Kino-Projektion. Dabei wurde nicht bloß das Parklet, sondern der gesamte Schützenplatz genutzt.

Auf einem umgenutzten Parkplatz in der Tübinger Straße im Süden öffnete eine Fahrradraststätte mit Werkstatt. Weitere Aktivitäten wie Ausstellungen, Lesungen oder Bastelangebote gab es in der Liststraße, der Reinburgstraße und in der Eberhardstraße, um nur einige der insgesamt 19 Standorte des Parking Days zu nennen. Eine Übersichtskarte findet sich im Internet unter www.parkingday-stuttgart.de/karte/. Um 12 Uhr kann man sich einer geführte Fahrradtour zu den umgenutzten Stellflächen anschließen. Beginn der Tour ist beim Parklet Parksalat in der Putenbergstraße 77 im Westen.