Der Bezirk hat sich am Aktionstag beteiligt. Das stößt bei vielen Einzelhändlern auf Unverständnis, eine Verkehrsberuhigung kommt für sie nicht in Frage.

Weilimdorf - Es hat nicht lange gedauert, bis die Emotionen in der Köstlinstraße am vergangenen Freitag erstmals hochgekocht sind, berichtet Dieter Benz. Er war von 11 Uhr an bis zum Schluss um etwa 17 Uhr am Aktionsstand zum Parking Day anwesend. „Gleich heute Morgen gab es teils heftige Entgleisungen“, sagt Benz. Aus heiterem Himmel kamen sie allerdings nicht – der Aktionstag hatte schon im Vorfeld Missmut unter den Weilimdorfer Einzelhändlern erregt.

 

Heiterer Himmel war ohnehin Fehlanzeige am Freitag. So standen Benz und seine Mitstreiter auf den drei Parkplätzen vor der Metzgerei Nouvel immer wieder im Regen. Trotz des Wetters sei die Resonanz vor allem um die Mittagszeit sehr gut gewesen, sagt Gerhard Pfeifer, Geschäftsführer des BUND-Regionalverbands Stuttgart. Gemeinsam mit den Naturfreunden Weilimdorf und unterstützt durch die Bezirksbeiräte von Bündnis 90/Die Grünen, SPD und SÖS-Linke-Plus hat der BUND die Aktion organisiert: Sie haben die Parkplätze mit einem Stück Kunstrasen und ein paar Topfpflanzen begrünt, Fahrradanhänger ausgestellt und unter den Passanten eine Umfrage zur Verkehrssituation im Weilimdorfer Zentrum durchgeführt.

Die Organisatoren wollen auch ein bisschen provozieren

Auch Pfeifer war am Freitag vor Ort. „Ich habe leibhaftig mitbekommen, wie das Kampfparken hier funktioniert“, sagt er. Regelmäßig werde in zweiter Reihe geparkt, der Behindertenparkplatz überhaupt nicht beachtet. Nicht zuletzt deswegen habe man die Ecke Köstlin-/Solitudestraße bewusst ausgesucht, sagt Mitorganisator Peter Hanle. Dort herrsche gerade an Markttagen stets ein Verkehrschaos, so dass es mitunter zu gefährlichen Situationen komme. „Das Anliegen des Parking Day ist aber auch, dass man ein bisschen provoziert“, gibt Hanle zu. Ihn stört allerdings, dass die Gegensätze zwischen den Veranstaltern und den Gewerbetreibenden in den Vordergrund gerückt seien – dabei habe man doch das gemeinsame Ziel, die Attraktivität der Nahversorgung im Bezirk zu verbessern.

Gerhard Pfeifer sagt, dass dies eine dringliche Aufgabe sei, wenn Weilimdorf als Einkaufsziel nicht zwischen der Innenstadt und Einkaufszentren vor den Toren der Stadt aufgerieben werden wolle. Da Radfahrer und Fußgänger für den Einkauf eben nicht auf die grüne Wiese ausweichen könnten, wäre bei dieser Zielgruppe eine große Kundenbindung für Nahversorger möglich, so Pfeifer: „Eigentlich müsste man diesen Kunden den roten Teppich ausrollen.“

Die Einzelhändler wollen keine Verkehrsberuhigung

Rollen soll nach Meinung von Eckhardt Binder aber in erster Linie der Verkehr. „Wir sind ja dafür, dass was passiert, aber das muss im Rahmen bleiben“, und eine Verkehrsberuhigung geht nach Ansicht des Vorsitzende des Weilimdorfer Bunds der Selbstständigen gar nicht. Binder betont, dass die Gewerbetreibenden derzeit viele Vorschläge aus der Zukunftsoffensive Nahversorgung, die die Organisatoren des Parking Day aufgegriffen haben, auf ihre Machbarkeit hin prüfen: Die Begrünung der Innenstadt beispielsweise oder eine höhere Auslastung der Tiefgarage unter dem Löwen-Markt. Parkplätze in Fahrrad-Abstellplätze umzuwandeln, sei aber keine Lösung, so Binder: „Da muss man die Kirche im Dorf lassen.“

Bezirksvorsteherin Ulrike Zich äußerte Verständnis für das Anliegen des Parking Day, aber auch für den Ärger der betroffenen Geschäftsleute. Sie versuchte die Wogen zu glätten und das gemeinsame Ziel in den Vordergrund zu rücken: Die Nahversorgung in Weilimdorf zu stärken. „Dazu gehören auch Fragen der Gestaltung und des Verkehrs“, sagte die Bezirksvorsteherin. Die Aktion sei ein guter Anstoß, über diese Dinge in Zukunft unter Einbindung aller Beteiligten mehr zu reden.