Filderstadt ächzt unter der Parkplatznot. Mit Regelungen gegen Urlaubsparker hinkt sie hinterher – Stuttgart und Leinfelden-Echterdingen sind da schon viel weiter. Doch nun tut sich etwas.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

Bernhausen - Viele Wohngebiete auf den Fildern haben mit Urlaubsparkern zu kämpfen. Also denjenigen, die ihr Auto im Wohngebiet abstellen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Flughafen fahren und ihren Wagen erst ein paar Wochen später wieder abholen. Dass sie damit Parkplätze blockieren, die die Anwohner nicht nutzen können, ist ihnen offenbar egal.

 

Viele Gegenden rund um den Flughafen sind betroffen, etwa die Stuttgarter Bezirke Plieningen oder Vaihingen sowie Leinfelden-Echterdingen. In L.-E. plant man mittlerweile kostenpflichtige Parkausweise für Bewohner und vor Ort Beschäftigte.

Eine Videokamera soll erheben, welche Parkplätze ausgelastet sind

Auch in Filderstadt gibt es nun den Plan, den Parkraum künftig anders zu verwalten. Betroffen ist zunächst einmal der Ortskern von Bernhausen rund um den S-Bahnhof. In dieser Woche ist eine Videokamera in Bernhausen unterwegs: Die Stadt hat ein externes Planungsbüro beauftragt, eine Analyse vorzunehmen. Erhoben werden Straßenräume, Parkanlagen und öffentlich zugängliche Stellplätze, außerdem die Fluktuation zu verschiedenen Uhrzeiten: Auf welchen Stellplätzen stehen Autos eine lange Zeit, auf welchen kürzer? Die Videoaufnahmen werden laut der Stadt mit geringstmöglicher Auflösung gemacht: Autokennzeichen oder Personen sind nicht zu erkennen, sodass alle Datenschutzvorgaben eingehalten werden.

„Was die Leute wahrnehmen, ist das eine, das andere ist die tatsächliche Situation“, erklärt Matthias Schneiders, Chef des Amts für Stadtplanung und Stadterneuerung. Darum sei es wichtig, zu analysieren, wo es sich tatsächlich um Urlaubsparker handele und wo das Problem „hausgemacht“ sei. „Beschwerden von Bürgern bekommen wir auch aus anderen Bereichen Filderstadts. Fremdparker gibt es immer wieder“, so Schneiders. Die Verwaltung habe ein Auge darauf und gehe Beschwerden nach. „Aber wenn es um Wohngebiete geht, in denen es keine gute Anbindung an Bus und Bahn gibt, dann sind das eher keine Urlaubsparker“, erklärt Schneiders – denn die seien ja darauf angewiesen, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln weiterzureisen.

Händler und Anwohner sollen befragt werden

Im Zuge der Ortskernsanierung in Bernhausen möchte die Stadt nun herausfinden, wie viele Parkplätze es hier gibt, wie viele nötig wären und wo am meisten Parkdruck herrscht. Ist diese Erhebung erledigt, muss sie analysiert werden. „In der Zielfindungsphase müssen wir uns überlegen, wie ein sinnvolles Parkraummanagement aussehen kann, um das zu erreichen, was wir uns dort wünschen“, erklärt Matthias Schneiders.

Dabei sollen auch die vor Ort Betroffenen einbezogen werden, Händler wie Anwohner. Es gibt verschiedene Modelle und Ansätze, so Schneiders: „Möchten wir das Parken zeitlich begrenzen oder es kostenpflichtig machen?“ Erlaube man es, auf einem Stellplatz zehn Stunden lang zu parken, ziehe man damit andere Autofahrer an als bei einer Stunde. „Bei einer Stunde Parkzeit habe ich eine höhere Fluktuation, aber eben auch höheres Verkehrsaufkommen.“

Die Anwohnerin begrüßt, dass die Stadt aktiv wird

Ist entschieden, was erreicht werden soll, kann überlegt werden, mit welchen Mitteln dies geschehen kann – was konkret also getan werden soll, welches System eingerichtet werden soll. „Ein Zwischenergebnis könnten wir eventuell im Herbst haben“, sagt Matthias Schneiders, „ein Gesamtpaket inklusive Maßnahmen könnte dann im Frühjahr 2020 vom Gemeinderat verabschiedet werden“.

Gabi Seiffer wohnt in Bernhausen. „Die Stadt muss etwas tun“, sagt sie und erzählt von Leuten, die die Straßen zuparken, den Aldi-Parkplatz, oft auch die Garagen der Anwohner. „Es gibt viele Messeparker hier“, berichtet Seiffer, „viele Leute, die ihr Auto wochenlang abstellen und in den Urlaub fliegen, aber auch viele Berufspendler“. Sie wünscht sich eine Mischung aus Anwohnerparken, mit kostenpflichtigen Ausweisen, und Zeitzonen, in denen man sein Auto unterschiedlich lange abstellen darf. „Leinfelden-Echterdingen und Ostfildern sind Filderstadt da weit voraus“, sagt sie, „Bernhausen hat wirklich ein Verkehrsproblem, das gelöst werden muss.“ Sie begrüßt es, dass die Planung für ein Parkraummanagement nun beginnen soll. „Man kann natürlich nicht erwarten, dass man ständig einen Parkplatz direkt vor der Haustür findet“, sagt Gabi Seiffer, „aber die Sprudelkisten kann man nicht mehrere Kilometer weit schleppen“.