Unter den Vierbeinern bringen in diesem Jahr auch Gäste aus Belfort internationales Flair nach Leonberg.

Leonberg - Bonjour! Etwas ungelenk und scheu trotten die beiden Schönheiten auf den Leonberger Marktplatz. Man ist schließlich fremd und neu, erst am Vortag aus dem fernen Frankreich angereist. Um vier Pferde ist Belfort, die Garnisonsstadt in Ostfrankreich, in dieser Woche ärmer und verteidigungsschwächer, denn der Pferdemarkt der Schönheiten in Leonberg hat gerufen.

 

Mit ihren stolzen, pechschwarzen Augen traben sie jetzt hier in Allemagne über das Kopfsteinpflaster. Ihnen ist das aber egal, mit menschengemachten Nationengrenzen halten sich solch edle Rösser nicht auf. Denn in ihren Augen spiegelt sich sämtliche Internationalität dieses Geschöpfs. Seit Jahrtausenden sind sie Begleiter des Menschen.

„Er spanne die Pferde an und lasse sie drei Meilen traben. Galoppieren lasse er sie. Dann spanne er sie aus“, schrieb zum Beispiel Kikkuli eine Dressuranleitung in Steintafeln. Immerhin 1500 vor Christus war das, Kikkuli war der „Aššuššanni“, der Pferdetrainer der Hurriter, ein Volk, das damals im heutigen Nordsyrien lebte.

Fripouille kommt endlich

Traben und galoppieren, das ist auch die Leidenschaft von Fripouille. „Ja, jetzt kommt er“, ruft Astride Schnoebelen, die stolze Besitzerin dieses Gaules, der jetzt auf den Marktplatz trottet, zu all den anderen Pferdekommilitonen, die sich hier zu ihrem Markt versammelt haben.

Fripouille ist einer der Vier aus Belfort, die mit ihrer Besitzerin Astride Schnoebelen und den anderen acht Belfortern zu Besuch sind. Seit genau 40 Jahren ist die ostfranzösische Stadt mit Leonberg partnerschaftlich verbandelt. Aus Anlass dieses Ehrenfestes sind da in diesem Jahr nicht nur die Ehrengäste geladen, sondern auch vierbeinige Franzosen.

„Das ehrt uns sehr“, sagt Serge Rota, der Präsident des Comités Departemental d’Equitation du territoire de Belfort (zu deutsch unspektakulär: des Belforter Reitervereins). Er ist neugierig auf das deutsche Pferdefest, noch nie war er hier. Mehr als zwanzig Jahre müssen es her sein, seit die letzte Pferdedelegation hier war. Nur die älteren Vereinsmitglieder können sich noch erinnern.

„Wenn es nicht schön gewesen wäre, wären wir heute nicht hier“, lässt Michel Schnoebelen seine aus dem Elsass stammende und deshalb ein paar Brocken deutsch sprechende Frau Astride übersetzen und schmunzelt. Und nein, so ein großes Pferdefest, das habe man daheim nicht.

Jetzt aber flott, der Preisrichter Helmut Kayser wartet schon auf Fripouille, bereit, auch ausländisches Blut zu begutachten. „Und jetzt Trab, bitte“, ruft er in die Mikrofonanlage. „Au trot, s’il vous plaît“, übersetzt Astride Schnoebelen ihrem Landsmann Jean Paul Grostean. Das Pferd galoppiert zufrieden, und das ist auch der strenge Preisrichter mit ihm.

Voller Erfolg bei der Pferdeprämierung

„Der gefällt uns sehr gut, keine Frage“, lobt Helmut Kayser. Bravo, voller Erfolg für die Franzosen, auch die drei anderen Pferde. Zwei von ihnen, von anglo-arabischer Rasse, treten zudem mit Bravour beim Gespannwettbewerb an.

Später, bien sûr beim Glas Rotwein, freuen sich die Gäste aus der Partnerschaft über das tolle Fest in Leonberg, beschließen sogar, einen Tag länger zu bleiben. Auch hier ist man sich der vollen Internationalität und Historizität der Tiere bewusst. „Napoleon“, setzt denn auch Président Rota auf die Frage nach der Attraktivität dieses Hobbys hin an. „Napoleon hat gesagt, das Pferd ist die schönste Errungenschaft des Menschen“, lässt er übersetzen.

Seine Mit-Belforter nicken. Und haben noch mehr Argumente parat. Écologique sei das Pferd, eine erneuerbare Energie. „Zum Gemüseanbau und zum Bäumefällen“, werde es in ihrer Familie gebraucht, erzählt die Elsässerin Astride Schnoebelen. Richtige Schaffer also, die französischen Kaltblüter mit ihren pechschwarzen Augen. Solche internationalen Gäste sind im schwäbischen Leonberg natürlich immer willkommen.