Ein „First Look“ als „Good Look“: In der Spielbank ist einem erlesenen Kreis die vierte Ausgabe des Stuttgarter Zeitung Magazins vorgestellt worden.

Lokales: Matthias Ring (mri)

Stuttgart - Früher oder später musste es ja so kommen: José Redondo-Vega hat von Geburt an eine besondere Beziehung zu Stuttgart, ohne dass es beim „First Look“ ersichtlich ist. Aber wenn man am 7. November geboren ist und dieses Datum in Ziffern schreibt, dann kommt dabei heraus: 0711! So gesehen war es nur eine Frage der Zeit für „den Spanier“, der er gerne genannt wird, dass er nach seinen Jahren als Chefredakteur von „GQ“, „Vanity Fair Online“ und „Kress Report“ auch Stuttgart mehr Hochglanz verschafft – als Chefredakteur des Stuttgarter Zeitung Magazins.

 

Sein Büro hat Redondo-Vega in München, seinen Wohnsitz am Ammersee – insofern kann er sich mit jeder Ausgabe des Magazins mehr von der Stadt erarbeiten, unterstützt mit dem Insiderwissen seines Stellvertreters, dem StZ-Titelautor Ingmar Volkmann. Bei der Präsentation der vierten Ausgabe konnte der Spanier nun wiederholt sagen: „Es gibt so unfassbar viele Geschichten hier!“ Und Unternehmer, die dahinterstehen und dieses für manchen Schwaben etwas dubiose Thema Lifestyle verkörpern.

„First Look“ hieß das Event für Werber, Multiplikatoren, Öffentlichkeitsarbeiter, mehr als hundert an der Zahl, die sich im zur Spielbank gehörenden New Grace eingefunden haben. Gut versorgt vom Team der Schräglage, das den Club betreibt, musikalisch untermalt von der DJane Mlle Magali – und einen Liveact gab es auch: Marius Bear, ein Appenzeller in London, der sich mit viel Soul in der Stimme artig bedankte, „für die Stuttgarter High Society“ spielen zu dürfen.

Kein Promi-Event, aber viele gut gekleidete Leute

Nun ja, eine Promi-Veranstaltung soll der „First Look“, der ebenso gut „Good Look“ heißen könnte, gerade nicht sein, aber auch Redondo-Vega musste feststellen: „Alle Leute haben sich gut überlegt, was sie anziehen.“ Für Otto Wulferding, als Geschäftsführer der Baden-Württembergischen Spielbanken oberster Gastgeber, ist das „eine schöne Idee. Man fragt sich, warum hat man’s nicht früher schon gemacht“. Er meint damit primär das Magazin, aber das gilt sicherlich auch für den Abend selbst. Im Gespräch muss er allerdings aufpassen, dass er nicht zu sehr über dieses „Sylt ohne Wasser“ ins Schwärmen gerät. Die Rede ist von Baden-Baden, wo er nächste Woche im Casino den „Tribute to Bambi“ zu Gast hat. Aber schlussendlich muss auch Wulferding konstatieren, dass Stuttgart einfach mehr Metropole sei.

Einen anderen Städtevergleich hat Philipp Freiherr von Hutten, Geschäftsführer des Auktionshauses Nagel. Der 2,04-Meter-Mann arbeitet in Stuttgart und pendelt jedes Wochenende nach Berlin. Kein Wunder also, dass ihm als erster Vorteil einfällt, dass Stuttgart einen gut funktionierenden Flughafen habe. Von Hutten, der im Magazin „internationales Format mit regionaler Verankerung“ sieht, muss aber einräumen, dass es ihm immer wieder schwerfalle, Außenstehende für Stuttgart zu begeistern, seine Frau und vier Kinder inklusive. Mehr Wertschätzung kann der Auktionator selbst vor allem für die kulinarischen und kulturellen Qualitäten der Stadt abgewinnen.

Internationales Format mit regionaler Verankerung

Beides wird im Magazin bewusst übertrieben inszeniert mit Ensemblemitgliedern der Stuttgarter Staatstheater. Nun mag sich mancher fragen, ob angesichts der alternativlosen Fantastilliarden für die Sanierung der Oper, die durch die Köpfe geistern, eben dieses ehrwürdige Haus als Kulisse für Luxusinsignien dienen muss. Man kann die Fotos aber auch ganz entspannt betrachten als das, was sie wie alle Modebilder sind: Rollenspiele. So jedenfalls kann es die Schauspielerin Celina Rongen, die wie im Stuttgarter Zeitung Magazin üblich als eines von sechs nichtprofessionellen Models Klamotten trägt, „an die man sonst nicht rankommt“. Rongen, die nach Engagements am Berliner Ensemble und Nationaltheater Mannheim mit dem Intendanten Burkhard Kosminski nach Stuttgart gekommen ist, spricht von einer „gut behüteten Produktion mit einem Augenzwinkern“.

Roland Emmerich, der regelmäßig seine Mutter in Sindelfingen besucht, war zum „First Look“ leider verhindert. Aber der Titelheld der aktuellen Ausgabe sagt – genervt vom Klischee der schwäbischen Sparsamkeit – gedruckt etwas, das ganz gut fürs Magazin, den Abend und viele weitere Pläne steht: „Das ist es, was mir die schwäbische Heimat mitgegeben hat: den Unternehmergeist, die Kreativität. Nicht die Sparsamkeit.“