Wer ist verantwortlich für das Chaos beim Musikfestival Day-and-Night im Bosch-Areal? Die Betreiber der beteiligten Clubs sind sauer.

Stuttgart - Auf den Bildern und Videos ist nicht zu erkennen, wie viele Menschen sich am Samstag im Stuttgarter Bosch-Areal drängten. Doch während ein Teil der Partygäste beim Festival "Day-and-Night" am Samstag in den Clubs und Bars zu elektronischer Musik tanzte und wippte, standen andere stundenlang an, um wenigstens einen kurzen Blick auf ihre Lieblings-DJs an den Plattentellern zu erhaschen - für 30 Euro Eintritt.

 

Der Andrang beim Musikfestival war so groß, dass es für viele nicht einmal zu einem kurzen Vergnügen auf der Tanzfläche reichte. Mehr als 3000 Besucher befanden sich nach Angaben des Veranstalters zeitweise auf dem Gelände des Bosch-Areals - die Menschen, die vor den Einlasskontrollen standen, nicht mit eingerechnet. Dazu kamen diverse Besucher, die gar keine Eintrittskarten hatten. Damit erklärt mittlerweile auch der Organisator Michael Maier von Partysan, einem Magazin für Nachtleben und elektronische Musik, den Ansturm. "Durch zusätzliche zahlreiche Zaungäste, die sich im öffentlich zugänglichen Bereich im Bosch-Areal aufhielten, kam es zu einem scheinbar höheren Besucheraufkommen", ließ er in einer öffentlichen Stellungnahme verlauten.

Mit einer solchen Menschenmenge hatte auch das Amt für öffentliche Ordnung der Stadt Stuttgart im Vorfeld nicht gerechnet. "Wir hatten alles mit den zuständigen Ämtern, dem Veranstalter und der Polizei abgesprochen", sagt der stellvertretende Amtsleiter Rudolf Scheithauer. Dass der Zuspruch letztlich so groß werden würde, sei nicht absehbar gewesen. Für kommende Veranstaltungen müsse die Planung für das Bosch-Areal jedoch mit den Erfahrungen vom Wochenende anders angegangen werden. Ganz verbieten wolle die Stadt solche Festivals nicht. "Deshalb müssen neue Wege gefunden werden. Und dann muss man die Besucherzahlen beim nächsten Mal eben niedriger ansetzen", sagt Scheithauer.

Warum wurde das Gelände nicht eingezäunt?

Eine Möglichkeit sei, das Gelände für das Festival einzuzäunen. So hätte man den Besucheransturm besser kontrollieren können. "Das ist wohl auch erwogen worden", sagt Rudolf Scheithauer. Auch der Organisator Michael Maier hatte für eine Umzäunung plädiert. Nach seinen Angaben legte die Hausverwaltung des Bosch-Areals allerdings ein Veto dagegen ein. Die Hausverwaltung selbst äußerte sich bisher nicht dazu.

Die beteiligten Clubbetreiber ärgern sich darüber, dass das Bosch-Areal auch für Besucher ohne Eintrittksarte offen zugänglich war. "Wir hätten das natürlich begrüßt, wenn das Gelände eingezäunt gewesen wäre. Nur wurde das leider nicht realisiert", sagt Jochen Bayer vom "Mash".

Viele Besucher geben vor allem dem Veranstalter die Schuld, dem Magazin Partysan. Michael Maier betont zwar: "Die Kapazitäten wurden nicht überschritten."  Offen bleibt aber in jedem Fall, warum im Vorfeld eine derart hohe Anzahl an Karten verkauft worden war - zumal die Clubs offensichtlich nicht genügend Raum für alle Partygäste bieten konnten.

Die Verantwortlichen des Clubs "The Paris" sagten gegenüber der Stuttgarter Zeitung, dass für den Abend maximal 450 Menschen in ihrer Lokalität zugelassen waren. Das "Mash" ist demnach für 800 und das "Felix" für 440 Gäste ausgelegt worden. Nur beim "Club Lehmann" will man sich nicht näher zu den Zahlen äußern. Doch für die etwa 3000 Besucher des Festivals reichten die Kapazitäten offensichtlich nicht.

Maier will den Gästen entgegenkommen

Auch wenn der Ärger bei den Gästen groß ist, verweisen die beteiligten Clubbetreiber auf den reibungslosen Ablauf in den einzelnen Lokalitäten selbst:  "Ich muss Meldungen widersprechen, dass irgendetwas passiert sei", sagt Jochen Bayer vom "Mash". Die Polizei bestätigte, dass es keine größeren Zwischenfälle beim Festival gegeben hat. "Ich denke, da sind im Nachhinein einfach die Emotionen bei einigen Besucher hochgekocht", sagt Rudolf Scheithauer vom Amt für öffentliche Ordnung.

Ungeachtet der öffentlichen Stellungnahmen haben sich in Facebook mittlerweile fast 250 Partygäste in einer Gruppe zusammengeschlossen, um ihrem Ärger über das Festival "Day-and-Night" Luft zu machen. Sie hoffen auf eine Entschädigung. Michael Maier betont, dass er "den enttäuschten Gästen" gerne entgegenkomme. Er will den DJ Chris Liebing, der auch am Samstag aufgelegt hat, noch einmal buchen und die verärgerten Gäste zu einer weiteren Veranstaltung einladen. "Ich hoffe, dass ich diejenigen, die sich bei mir beschweren, damit versöhnen kann", sagt Michael Maier.