Paul-Ehrlich-Institut Institut prüft zehn Todesfälle kurz nach Corona-Impfung

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) sammelt Meldungen über Nebenwirkungen der Corona-Impfstoffe. Die meisten sind harmlos. Der Präsident wirbt um Vertrauen: „Die Risiken sind sehr, sehr begrenzt.“
Langen - Bei den bislang 10 gemeldeten Todesfällen kurz nach einer Corona-Impfung halten Experten des Paul-Ehrlich-Instituts einen Zusammenhang mit der Immunisierung für eher unwahrscheinlich. In diesen Fällen waren schwer kranke Menschen innerhalb von vier Tagen nach der Impfung gestorben, berichtete das für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel zuständige Bundesinstitut im hessischen Langen am Donnerstag.
„Aufgrund der Daten, die wir haben, gehen wir davon aus, dass die Patienten an ihrer Grunderkrankung gestorben sind - in zeitlich zufälligem Zusammenhang mit der Impfung“, sagte Brigitte Keller-Stanislawski, die zuständige Abteilungsleiterin für die Sicherheit von Arzneimitteln und Medizinprodukten.
Über Einzelfälle könne sie aus Gründen des Personenschutzes nichts sagen, „aber es handelt sich um sehr schwer kranke Patienten mit vielen Grunderkrankungen“. Manche seien palliativ behandelt worden. Bislang haben in Deutschland mehr als 800 000 Menschen eine erste Impfdosis erhalten.
Sehen Sie im Video: So funktioniert der Corona-Impfstoff:
Der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, hatte schon vor der EU-Zulassung des Biontech-Präparats darauf hingewiesen, dass aufgrund der statistischen Wahrscheinlichkeit „Menschen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung versterben werden“ - etwa weil zuerst „die alten und hochaltrigen Menschen“ geimpft werden, die aufgrund ihres Alters allgemein ein höheres Risiko haben zu sterben.
Häufigere Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen und Müdigkeit
Das PEI will künftig wöchentlich über die gemeldeten Nebenwirkungen nach einer Corona-Impfung informieren. Bis zum Sonntag waren beim PEI 325 Verdachtsfälle mit 913 Nebenwirkungen eingegangen, darunter 51 Verdachtsfälle mit schwerwiegende Nebenwirkungen. Das entspricht 0,53 Verdachtsfällen pro 1000 Impfdosen beziehungsweise 0,08 Verdachtsfällen für schwerwiegende Nebenwirkungen pro 1000 Impfdosen.
Die bei weitem häufigsten Nebenwirkungen, über die berichtet wurde, waren Kopfschmerzen, Schmerzen an der Einstichstelle, Müdigkeit und Gliederschmerzen. Solche vorübergehenden Nebenwirkungen seien etwas stärker als die einer Grippe-Impfung, sagte PEI-Präsident Klaus Cichutek. Schwere Nebenwirkungen seien sehr selten, ein Zusammenhang zudem oft unklar. „Die Risiken sind sehr, sehr begrenzt.“ Impfgegner müssten sehen, dass sie mit einem Piks vor einem schweren oder gar lebensbedrohlichen Verlauf der Infektionskrankheit geschützt würden. Für die Prüfung der Impfstoffe seien keine Abkürzungen genommen worden.
Auch für Allergiker gebe es keine Kontra-Indikation, sie sollten aber nach der Impfung sicherheitshalber 15 Minuten zur Beobachtung im Impfzentrum bleiben. Nach gegenwärtigem Kenntnisstand gebe es keine Hinweise, dass die bisher zugelassenen Impfstoffe nicht gegen die inzwischen aufgetauchten Mutationen des Virus wirken, sagte Cichutek.
Unsere Empfehlung für Sie

mRNA- oder Vektorimpfstoff Astrazeneca gegen Biontech – Impfstoffe im Vergleich
Bislang sind in der EU drei Impfstoffe gegen das Coronavirus zugelassen. Astrazeneca setzt auf einen Vektorimpfstoff, Biontech/Pfizer und Moderna nutzen die mRNA-Technik. Welche Vorteile haben die Impfstofftypen – und welche Nachteile?

Überraschender Einwurf aus Windsor Die Queen wirbt für Corona-Impfung
Eigentlich sind Informationen zur Gesundheit der Royals strikte Privatsache - aber nun hat sich die Queen zu ihrer Corona-Impfung geäußert. Die überraschende Einlassung der 94-Jährigen dient einem klaren Zweck.

Corona-Update im Video Wie wirksam ist Astrazeneca und woher kommt die Skepsis?
Wie wirksam ist der Impfstoff von Astrazeneca und warum wollen einige sich nicht damit impfen lassen? Die Schulen und Kitas haben wieder geöffnet, wie schützt man sich dort vor Infektionen? Wissen-Redakteur Klaus Zintz beantwortet Fragen rund um das Coronavirus im Video.

Jubiläumsfolge von „Coronavirus-Update“ mit Drosten Das Tempo beim Impfen sei entscheidend
„Wir kommen nur über diesen Weg aus der Pandemie raus.“ – sagt Virologe Christian Drosten in der Jubiläumsfolge des Podcasts „Coronavirus-Update“ über die Corona-Impfungen.

Auf dem Weg zur Corona-Impfung Geblitzt statt geimpft: 88-Jähriger rast mit 191 Sachen in Radarfalle
Ein 88-Jähriger wird mit 81 Stundenkilometern zu viel geblitzt – seine Begründung: Er wollte nicht zu spät zu seinen Corona-Impftermin kommen.

Coronavirus EU-weite Impfpässe für Reisen rücken näher
Bei einem Videogipfel verständigten sich die EU-Staats- und Regierungschefs grundsätzlich auf einen gemeinsamen Ansatz für die Einführung eines europaweit gültigen Impfausweises. Einige Fragen sind aber noch offen.