Millionen Nerze und Füchse werden wegen ihres Fells gezüchtet. In Deutschland wurde die letzte Pelzfarm im April 2019 geschlossen. Doch anderswo in Europa – wie in Dänemark und Polen – vegetieren noch Millionen Pelztiere in winzigen Käfigen. Millionen von ihnen wurden während der Corona-Pandemie getötet.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Bonn - Auf mehr als 400 Nerzfarmen in Ländern der Europäischen Union sind nach Angaben von Tierschützern Corona-Ausbrüche bekannt geworden. Nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes in Bonn waren dabei bis Mitte Mai in zehn EU-Staaten Millionen von Tieren betroffen.

 

Laut einer Aufstellung der Organisation wurde Sars-CoV-2 in Dänemark auf 290 Nerzfarmen nachgewiesen, in den Niederlanden waren es 69 und in Schweden 13. In Griechenland habe es in 22 von 91 Nerzfarmen positive Testungen gegeben. Weitere Nachweise gab es laut Tierschutzbund in Italien, Litauen, Polen, Spanien, Frankreich und Lettland. Die Tierschutz-Organisation forderte ein Verbot der Zucht und Haltung von Pelztieren.

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Keine Pelztier-Zucht mehr in Deutschland

Als Reaktion auf die Coronavirus-Pandemie hatte Dänemark alle Nerze in den Nerzzuchtbetrieben des Landes töten lassen. Der radikale Schritt war damit begründet worden, dass das Coronavirus in den Tieren mutiert sei und sich auf den Menschen übertragen habe. Die Nerzhaltung in Dänemark wurde bis zum 31. Dezember 2021 verboten.

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In Deutschland gibt es laut Tierschutzbund derzeit keine Nerzfarmen. Sie seien zwar nicht verboten, aber wegen der Haltungsvorgaben kein lukratives Geschäft, hieß es.

75 Millionen Nerzpelze weltweit produziert

Weltweit werden nach Angaben des internationalen Pelzverbands rund 75 Millionen Nerzpelze produziert. In Europa ist bisher Dänemark führend gewesen. Nach Angaben der Tierrechtsvereinigung Peta wurden 2019 auf den rund 1600 Farmen rund 19 Millionen Nerze gezüchtet. Peta zufolge werden die Tiere in „winzige Käfige gesperrt, wo sie für das Tierqualprodukt Pelz ein kurzes Leben unter unerträglichen Bedingungen führen müssen“.

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Qualvolle Enge, grausamer Tod

Nach Recherchen des Deutschen Tierschutzbüros gibt es in Polen 800 bis 1000 Pelzfarmen mit insgesamt rund fünf Millionen Tieren. „Nerzfarmen mit über 100 000 Tiere sind keine Seltenheit“, sagt Denise Weber, die Sprecherin des Deutschen Tierschutzbüros. „Nerze, Marderhunde und Füchse, alle Tiere werden in winzigen Käfigverschlägen gehalten und leiden extrem unter den herrschenden Bedingungen.“

Nach Aussage von Denise Weber findet im November die „Pelzernte“ auf den Farmen statt. „Das bedeutet, die Tiere werden aus ihren Käfigen gezogen und auf brutale Weise per Vergasung oder Stromschlag getötet, um ihnen das Fell abzuziehen. Ein grausamer Tod, der auf ein qualvolles Leben im Käfig endet. Viele der Felle landen dann als Billigpelz im Handel.“