Sabrina Birkicht ist Personal Trainerin in Stuttgart-Degerloch. Sie macht mit Menschen Sport, die sich eine persönliche Betreuung wünschen – und sich das leisten können. Wir haben uns eine 90-minütige Sportstunde mit ihr angeschaut.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Degerloch - Die Frau mit den deutlich sichtbaren Muskeln und der braun gebrannten Haut weiß ganz genau, was Jochen Möhrle die Schweißtropfen ins Gesicht und auf den Körper treibt. Jeden Dienstag- und Freitagmorgen nimmt Sabrina Birkicht den 57-jährigen für 90 Minuten in die Mangel. Obwohl Jochen Möhrle teils sichtbar leidet, sagt er, dass er sich keinen besseren Beginn in den Tag vorstellen kann. Er ist Kunde der Degerlocher Personal Trainerin Sabrina Birkicht; seit knapp zehn Jahren trainiert er mit ihr.

 

Nach Feierabend zum Vereinssport oder eine Runde joggen zu gehen, wäre für Jochen Möhrle schwer möglich. Der Inhaber eines Juweliergeschäfts an der Stuttgarter Königstraße verlässt seinen Laden in der Regel nicht vor Mitternacht, oft wird es 2 oder 3 Uhr morgens. „Erst wenn die Kunden gegangen sind und ich den Laden schließe, kann ich richtig anfangen zu arbeiten“, sagt er. Zudem verbringt er viel Zeit auf Messen in der ganzen Welt.

Auch stark übergewichtige Kunden kommen

Als er vor zehn Jahren merkte, dass er dringend wieder Sport machen müsste, wusste er daher zunächst nicht, wie er dies in seinen stressigen Alltag integrieren könne. „Beim Autofahren konnte ich auf einmal meinen Kopf nicht mehr drehen“, sagt er. Ein Freund von ihm, mit dem er früher regelmäßig Tennis gespielt hatte, berichtete ihm von seiner Freundin: Sabrina Birkicht. Die 49-jährige Physiotherapeutin und studierte Leistungssportmanagerin hat sich 2005 als Personal Trainerin und Ernährungsberaterin selbstständig gemacht, seit 2008 mietet sie zwei Räume in der Geschäftsstelle des TEC Waldau in Degerloch. Dort hat sie allerhand Sportgeräte wie Medizinbälle, Hanteln und Seile.

Wenn Jochen Möhrle einen Termin bei Sabrina Birkicht hat, gehen die beiden in der Regel eine Runde joggen auf der Waldau, zwischendurch machen sie Kräftigungsübungen. „Ich suche die Übungen für jeden Kunden ganz gezielt aus, schaue nach muskulären Dysbalancen und Schwächen“, sagt Sabrina Birkicht. Bei Jochen Möhrle sind das größtenteils Aufrichtungsübungen. Wenn er beispielsweise leicht in die Knie gehen und dazu die Arme senkrecht in die Höhe strecken soll, tropft bei ihm der Schweiß. Das zügige Joggen mit mehreren Steigungen bereitet ihm dagegen wenig Probleme. „Nicht alle meine Kunden sind so fit wie Jochen“, sagt Sabrina Birkicht. „Ich habe auch stark übergewichtige Kunden, bei denen es vor allem darum geht, dass sie sich überhaupt bewegen.“

Die Trainerin hat auch schon einmal das Leben gerettet

Ihre Kunden wertschätzen, dass Sabrina Birkicht nicht nur Trainerin und Ernährungsberaterin, sondern auch ausgebildete Physiotherapeutin ist. Einfache Beschwerden behebt sie selbst, bei komplizierteren Angelegenheiten schickt sie den Kunden zu einem Fachmann. „Mir hat Sabrina schon einmal das Leben gerettet“, berichtet Jochen Möhrle. „Ich wollte geschäftlich nach Dubai fliegen, und sie hat erkannt, dass ich eine Thrombose habe. Wäre ich geflogen, wäre ich heute nicht mehr am Leben.“

Das Verhältnis zwischen der Personal Trainerin und den Kunden ist oftmals sehr persönlich. Wenn man regelmäßig gemeinsam Sport treibt, lernt man sich eben gut kennen, manchmal hält Sabrina Birkicht deshalb auch als Lebensberater her: „Ich habe auch schon einmal eine Sportstunde unterbrochen und bin mit dem Kunden etwas trinken gegangen, weil ein Gespräch in dem Moment wichtiger war als der Sport“, erzählt sie.

Jochen Möhrle könnte sich nicht vorstellen, auf die Sportstunden mit der Personal Trainerin zu verzichten: „Ich brauche das: einen festen Termin und dass ich Geld dafür bezahle – ansonsten würde ich mich nicht aufraffen können. Außerdem macht man alleine so oft etwas falsch.“ Längst wissen seine Mitarbeiter und Händler Bescheid, dass der Juwelier dienstags und freitags erst ab mittags in seinem Geschäft anzutreffen ist. „Die Sporttermine tun mir richtig gut. Wenn man dranbleibt, wird man fast süchtig danach.“