Die Nachfrage nach Ganztagsangeboten für Grundschulkinder steigt. Der Stadt Esslingen fehlt es aber an Geld und an qualifiziertem Personal.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Die guten Jahre gehen zu Ende. Bis jetzt ist es der Stadt Esslingen ganz gut gelungen, die ständig wachsende Nachfrage nach Ganztagsangeboten in den 14 Grundschulen der Stadt zu befriedigen. In den sieben Halbtagsgrundschulen nutzen bereits rund 53 Prozent der Eltern das erweiterte Betreuungsangebot in den Nachmittagsstunden. Das Angebot der sieben offenen Ganztagsschulen – Kinder können das Angebot nutzen, müssen es aber nicht – wird bereits von 75 Prozent der Schüler in Anspruch genommen.

 

Momentan stehen neun Schülerinnen und Schüler auf der Warteliste. Doch das wird sich – geschieht nicht noch ein Wunder – mit Beginn des Schuljahres 2020/21 drastisch ändern. Denn schon jetzt ist klar: Die Nachfrage wird weiter steigen, und die Stadt stößt gleich in doppelter Hinsicht an objektive Grenzen.

Jede neue Ausgabe kommt auf den Prüfstand

Da ist zum einen die sich abschwächende Wirtschaft: Weil der Konjunkturmotor in der Region aktuell kräftig stottert, und verschiedene Unternehmen deutlich niedrigere Steuerzahlungen als ursprünglich kalkuliert angekündigt haben, hat die Stadt eine Haushaltssperre verhängt. Jede neue Ausgabe kommt auf den Prüfstand.

Schon jetzt ist klar, dass sich der geplante Ausbau der Ganztagsgrundschulen verzögern wird. Ursprünglich hatte die Schulverwaltung angekündigt, sukzessive weitere vier Grundschulen zu Ganztagsstätten auszubauen. Der Leiter des Schulamts, Bernd Berroth, hat jetzt jedoch angekündigt, dass die Grundschule Zell und die Lerchenäckerschule zwar wie geplant als achte und neunte Ganztagsschule das Angebot erweitern werden. „Die Umwandlung der Eichendorff-Schule und der Grundschule St. Bernhardt wird sich aber wohl nicht in der eigentlich von uns geplanten Zeit umsetzen lassen“, sagt Berroth.

Der Fachkräftemarkt ist leergefegt

Aber selbst wenn die Verwaltung und der Gemeinderat die Dringlichkeit, das Betreuungsangebot für Grundschulkinder auszuweiten, einsehen und Mittel für den zeitnahen Ausbau bewilligen würden, gäbe es ein gewaltiges Problem: Denn der Fachkräftemarkt ist leergefegt. Auf der Suche nach Personal, das eine hochwertige Betreuung der Grundschulkinder sicherstellen kann, tut sich die Stadt immer schwerer. Den Weg, den andere Kommunen gehen, indem sie Personal mit Sonderzulagen anlocken, will Berroth nicht gehen.

Stattdessen setzt Esslingen auf Schulung und Fortbildung. Für pädagogische Mitarbeiterinnen, die noch nicht über ausreichende pädagogische Qualifikationen verfügen, wird gerade ein speziell auf sie abgestimmtes Qualifizierungsprogramm entwickelt. Ziel ist es dabei nicht nur, die von der Stadt Esslingen formulierten hohen Standards der Betreuung zu erfüllen.

Berroth hofft auch, die Mitarbeiterinnen so an die Stadt zu binden. All das wird aber nicht reichen, um die Betreuungsnachfrage, die nach unterschiedlichen Einschätzungen auf 80, vielleicht sogar auf 90 Prozent steigen wird, zu befriedigen. Die Esslinger Eltern von Grundschülern werden sich im kommenden Jahr also darauf einstellen müssen, dass die Wartelisten länger werden.