Das Kinder- und Familienzentrum in Poppenweiler ist architektonisch spitze, aber pädagogisch unbefriedigend, meint unser Autor.

Ludwigsburg - Schön, wenn sogar Architekturfans aus Japan anreisen, um sich anzuschauen, was für ein herausragendes Gebäude das Stuttgarter Büro Van M da an der Erdmannhäuser Straße in Poppenweiler errichtet hat: Das 2012 bis 2015 unter schlimmen Geburtswehen gebaute Haus hat sich zu einem Vorzeigeprojekt gemausert und wird heute regelmäßig von internationalen Gästen heimgesucht. Das gereicht der Stadt Ludwigsburg zur Ehre – allerdings nur wegen der Baukunst.

 

Schaut man indes auf das, was in diesen horrend teuren Räumen mit Superausstattung geschieht, verliert das Konzept viel von seinem Glanz. Denn ganz offensichtlich wurde über der Begeisterung für bauliche Schönheiten vergessen, dass dieses Haus zuallererst eine Kindertagesstätte sein soll. Was nützen also schöne Designstühle, wenn es im großen Garten für 100 Kinder nur eine einzige Schaukel gibt? Was nützen herrliche Ateliers und eigens abgetrennte Bastelbereiche, wenn die Kleinen sich nicht einmal mit einem Handabdruck auf einem Fenster verewigen dürfen? Was nützt eine großzügige Anlage, wenn es Kinder und Eltern als kalt empfinden?

Fehler liegt offenbar im System

Obwohl alles einladend konzipiert worden ist, scheinen sich auch die Erzieherinnen dort nicht wohlzufühlen. Die Stadt bietet zusätzliche Anreize – das reicht von der Hilfe bei der Wohnungssuche bis zum Teamcoaching – doch nichts verfängt. Vermutlich weil der Fehler im System liegt und ein Kinder- und Familienzentrum zu groß ist. Jedenfalls wünschen sich die Eltern mehr Wärme für ihre Kinder und die Erzieherinnen mehr Zeit für eine individuellere Betreuung. Vermisst wird „das Familiäre“.