Er ist jung, er ist schwul und Bürgermeister eines Städtchens in „Trump Country“: Pete Buttigieg will für die US-Demokraten die Präsidentschaft zurückholen. Er ist einer der interessantesten Bewerber.

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Washington - „Just call me Mayor Pete.“ („Nennen Sie mich einfach Bürgermeister Pete.“) Zu Beginn seiner Kampagne rätselte ganz Amerika darüber, wie man diesen Namen ausspricht: Buttigieg (ausgesprochen „Boot – edge – edge“). Dieses Problem hat Pete Buttigieg, Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten, jetzt nicht mehr. Der Bürgermeister des 100.000-Einwohner-Städtchens South Bend in Indiana hat sich in nur wenigen Monaten zum Shootingstar des unübersichtlichen demokratischen Kandidatenfelds gemausert.

 

Was Buttigieg da tut, nennt man Chuzpe: Ein 37-jähriger Bürgermeister einer Provinzstadt glaubt, der Richtige für den Posten des mächtigsten Mannes der Welt zu sein. Doch schaut man genauer hin, hat „Mayor Pete“ einiges vorzuweisen. Der Sohn eines Universitätsprofessors mit maltesischen Wurzeln ist Harvard-Absolvent, Rhodes-Stipendiat und wurde 2012 mit nur 29 Jahren Bürgermeister von South Bend. 2013 zog er in den Krieg in Afghanistan.

Er wäre Amerikas erster schwuler Präsident

Außerdem ist Pete Buttigieg schwul – und steht dazu. Er sei der einzige „left-handed Maltese-American-Episcopalian-gay-millennial-war veteran“ im weiten Feld der demokratischen Bewerber, scherzt der 37-Jährige gern.

Seit einem Jahr ist Buttigieg mit dem Lehrer Chasten Glezman verheiratet. 2015 machte er seine Homosexualität mit einem Artikel in der Lokalzeitung öffentlich – und wurde danach mit über 80 Prozent der Stimmen in seinem Amt als Bürgermeister bestätigt. Dem Sender CBS gaben Buttigieg und sein Ehemann im April ein Interview – heimelig mit Hündchen auf der Couch. Auf Youtube wurde es inzwischen mehr als 300.000 Mal angeklickt.

Seine bislang bemerkenswerteste Rede hielt Buttigieg zu genau diesem Thema: seiner Homosexualität. Bei einer Veranstaltung des „LGBTQ Victory Fund“ im April offenbarte „Mayor Pete“, dass er jahrelang darunter litt, dass er sich zu Männern hingezogen fühlte. „Als ich jünger war, hätte ich alles dafür getan, um nicht schwul zu sein.“ Direkt sprach er den früheren Gouverneur von Buttigiegs Heimatstaat Indiana und Donald Trumps Vizepräsidenten Mike Pence an, der Homosexualität für eine Sünde hält und eine erzkonservative Haltung gegenüber der LGBTQ-Community einnimmt: „Wenn schwul sein eine Entscheidung ist, wurde sie viel weiter oben getroffen. Sir, Ihren Streit müssen Sie mit meinem Schöpfer führen.“

Spätestens mit dieser Rede hat Buttigieg sich in die Reihe der demokratischen Präsidentschaftsbewerber katapultiert, mit denen zu rechnen ist. Momentan liegt der frühere Vizepräsident Joe Biden zwar weit vor seinen Mitbewerbern, doch im Rennen um die Kandidatur ist noch viel Musik drin. Es sind noch knapp anderthalb Jahre bis zur Wahl 2020. Auch einen gewissen Barack Obama hatten im Frühjahr 2007 noch niemand so recht auf dem Schirm.

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Seine Jugend ist Vorteil und Hypothek zugleich: Buttigieg könnte für die US-Demokraten die begehrten Stimmen der Millenials einfahren. Im Vergleich zum 73-jährigen Amtsinhaber Trump wirkt er erfrischend zeitgemäß. Andererseits fragen sich viele, ob Buttigieg nicht die Erfahrung und Gravitas fehlt, die das höchste Amt erfordert.

Kritiker werfen „Mayor Pete“ vor, er könne zwar schöne Reden halten, habe aber wenig Substantielles zu bieten. Auch aus seiner Heimatstadt South Bend mehren sich kritische Stimmen. Nicht alle haben vom Aufschwung unter seiner Ägide profitiert. Buttigieg politischen Pläne bleiben seltsam vage. In diesem Stadium will Buttigieg vor allem gefallen und bloß niemanden vergrätzen.

Bubenhafter Charme

Mit seiner freundlichen Art und seinem bubenhaften Charme kommt der 37-Jährige auch in konservativeren Wählerschichten gut an. Er gilt als gemäßigt, hat weniger linke Positionen als eine Elizabeth Warren oder ein Bernie Sanders. „Mayor Pete“ stammt aus dem sogenannten „Rust Belt“, in dem Trump viele Unterstützer hat. Ein Manko: Afroamerikaner und Latinos können sich laut Umfragen bisher nicht besonders für Buttigieg erwärmen.

Noch ist es zu früh, um Buttigieg zum „ersten schwulen Präsidenten“ auszurufen, wie es schon 2016 die „New York Times“ tat. Schon andere US-Demokraten haben sich im Vorwahlkampf als Eintagsfliegen erwiesen: Beto O’Rourke zum Beispiel, der zu Beginn seiner Kampagne als Polit-Rockstar hochgejubelt wurde und inzwischen bei Umfragen im niedrigen einstelligen Bereich herumkrebst. Der Vorwahlkampf ist kein Sprint, sondern ein Marathon.

Buttigieg scheut sich indes nicht, auch dahin zu gehen, wo es weh tut: So gab er Townhall-Interviews bei „Fox News“ – bekanntermaßen Donald Trumps Haussender.