Fliegende Transportkapseln, Panzerhüte und Marskolonien: Ginge es nach den Zukunftsfantasien der 60er Jahre, wäre das Genannte heute unverzichtbar in unserem Alltag. Ein Rückblick in die Zukunft.

Stuttgart - Peter Glaser blickt in die Kristallkugel Stuttgart - Hier geht es in Zukunft um die Zukunft. Das StZ-Hausorakel Peter Glaser befragt einmal die Woche die Kristallkugel nach dem, was morgen oder übermorgen sein wird – und manchmal auch nach der Zukunft von gestern. Dazu als Bonus: der Tweet der Woche!

 

Von heute aus betrachtet, scheinen die Zukunftsvorstellungen vergangener Jahrzehnte und Jahrhunderte oft mehr über die damalige Zeit zu sagen, als über eine mögliche Zukunft (man denke etwa an die klassischen Star-Trek-Folgen aus den Sechzigerjahren, in denen Außerirdische oft verdächtig aussahen wie Mädchen mit Gogo-Stiefeln in Minikleidern).

Eine feste Größe im Repertoire der Utopien des 20. Jahrhunderts war das Jahr 2000. Was uns nach dem magischen Datum erwarten sollte, illustriert diese Grafik aus einer Werbeanzeige für Cinzano aus dem Jahr 1960: Fliegende individuelle Transportkapseln, Röhrenbahnen und komplex ineinander verwickelte metropole Lebensräume. Und sie wußten, wie man auch in Kuppelstädten und mit Schwebegleiter seinen Alltag hinbekommt: Die Jetsons.

Kein Halt mehr für die Vorstellungskraft

Hier eine etwas ältere, analoge Art der Zukunftsschau: Wahrsagekarten für‘s Kartenlegen. „Im Kern muß ein guter Science-Fiction-Autor seine Fantasien auf solide Wissenschaft bauen“: Warum Science-Fiction-Schriftsteller oft gut darin sind, die Zukunft vorherzusagen, wird hier diskutiert.

Während Prognosen über die Art unseres Zusammenlebens und die Gestalt unserer Gesellschaft nur schwer zu treffen sind, gibt es bei Produkten keinen Halt für die Imagination. So gestaltete der schwedische Ingenieur und Autor Sigvard Berggren 1952 ein Auto namens „Zukunft“.

Futuristische Grotesken wie eine Riechanalyse-Kabine, eine Schönheitsinstitut mit damenverarbeitendem Fließband, Pelzwasserfallmützen und Panzerhüte aus einer vermuteten Modenschau der Zukunft und ein elektronisches Bett aus dem 1926 von Hugo Gernsbeck begründeten ersten Science-Fiction-Magazin „Amazing Stories“ und den nachfolgenden Legionen von Morgigkeitsheften gibt es hier in einer Übersicht. Einen Blick auf die Atom-Luftschiffe auf dem Mars kann man, nebst Marskanälen, auf dieser Amazing-Stories-Ausgabe werfen.

Die Menschen von morgen

Zum Pflichtprogramm ordentlicher Visionen gehörte - und gehört - immer auch die Weltraumfahrt, hier etwa ein russisches Kinderbuch von 1970, „Reise ins Morgen“, mit knuffigen Raketen und allerlei weiteren Vehikeln, die einmal das Fortbewegen und Reisen schneller und angenehmer machen sollen. Dass wirklich jeder aufgerufen war, an der Eroberung des Weltenraums teilzunehmen, belegt das Buch „Miss Pickerell Goes to Mars“ aus dem Jahre 1965. Während die USA gerade die erste bemannte Gemini-Mission in eine Erdumlaufbahn schickten, war die altjüngferliche Farmerin Miss Pickerell bereits dabei, sich auf den Weg zum Mars zu machen.

Schließlich kommen sie zurück vom Mars – mit einem Geheimnis, das so schrecklich ist, dass sie es erst einmal vergessen müssen, die „Tomorrow People“. Womit wir, wie aus einem Albtraum, wieder in unsere Gegenwart erwachen, bereits 14 Jahre tief in der verheißungsvollen Zukunft, die im Jahr 2000 begonnen hat, leider oder vielleicht zum Glück noch ohne Marskolonien, dafür aber mit Techniken und Alltagsdingen, die auch den professionellen Visionären der Nachkriegszeit nie und nimmer in den Sinn gekommen wären.

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Und hier wie immer der Tweet der Woche:

<blockquote class="twitter-tweet" lang="de"><p>ich glaube nicht, dass die industrie schon die lautestmögliche chipstüte erfunden hat. man könnte noch solarbetriebene sirenen einsetzen.</p>&mdash; katjaberlin (@katjaberlin) <a href="https://twitter.com/katjaberlin/statuses/441295447295279104">5. März 2014</a></blockquote>

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