Tablets werden zunehmend anders genutzt als andere Geräte. Schon heute verbinden sie ökologisches Denken, soziale Sensibilität und Toilettenbesuch miteinander.

Stuttgart - Hier geht es in Zukunft um die Zukunft. Das StZ-Hausorakel Peter Glaser befragt einmal die Woche die Kristallkugel nach dem, was morgen oder übermorgen sein wird – und manchmal auch nach der Zukunft von gestern. Dazu als Bonus: der Tweet der Woche!

 

Dem iPad und anverwandten Tablets haben wir es zu verdanken, dass der Mensch nicht mehr nur auf der Couch, im Bett und in der Küche online sein und einkaufen kann, sondern auch in und auf den entspannendsten und zurückgelehntesten Orten im Badezimmer – in der Badewanne und auf der Toilette.

Das Marktforschungsunternehmen SeeWhy aus Boston hat sich bei amerikanischen Tablet-Besitzern erkundigt, wo sie ihre Geräte benutzen. Zehn Prozent der Befragten räumten ein: während sie auf dem Klo saßen. Das Badezimmer liegt, was Gerätestandorte im Haus angeht, zwar eigentlich auf dem letzten Platz nach dem Wohnzimmer (44 Prozent), dem Schlafzimmer (23 Prozent) und der Küche (19 Prozent). Aber der statistische WC-Rang zeigt insgesamt doch, wie mächtig Tablets inzwischen als virtuelles Schaufenster geworden sind. Und wenn man Menschen dazu bringen kann, im Bad einzukaufen, kann man sie dazu bringen, es überall zu tun.

Zeitgleich die Toilette benutzen und einkaufen

Das Einkaufen auf Smartphones ist wegen der kleinen Displays immer noch unerfreulich, ein Tablet dagegen nimmt man wie eine Zeitung mit aufs Klo. Marktforscher beobachten nun, dass sich unterschiedliche Nutzungsgewohnheiten für Geräte mit verschieden großen Bildschirmen herausbilden. Viele Menschen haben zu Hause gar keinen PC mehr – ihnen bieten Tablets das, was Marktforscher vornehm „eine intimere Konsumerfahrung“ nennen.

Tablets haben die Art, wie wir einkaufen, grundlegend verändert. Zeitgleich die Toilette benutzen und einkaufen zu können, ist neu. Pioniere wie Sim Jae-duck, vormals Bürgermeister der südkoreanischen Stadt Suwon, versuchen die Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren. Im November 2012 wurde in Suwon ein Toiletten-Themenpark eröffnet, in dem sich unter anderem ein (natürlich toilettenförmiges) Toilettenmuseum befindet, mit dem sich Herr Sim - er kam in einer Toilette zur Welt - ein Denkmal gesetzt hat. Der 2009 verstorbene Sim war Gründer der World Toilet Association und Verfasser des Buchs „Happy to Be With You, Toilet“.

Der Zukunftsfähigkeit der Toilette widmet sich auch der britische Erfinder Paul Stender. Er hat die schnellste Toilette der Welt gebaut. Sie ist mit einer 7.500 Euro teuren Boeing-Turbine mit 1000 PS ausgerüstet und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h.

Fragen des Datenschutzes erreichen die Toilettenhäuschen

Da die porzellanenen Bedürfniseinrichtungen in zunehmendem Maß mit Elektronik ausgerüstet sind, wird natürlich auch die Frage des Datenschutzes neu aufgeworfen. Öffentliche Toiletten in Malmö etwa können inzwischen nur noch gegen Eingabe eines via SMS gekauften Codes benutzt werden. Der schwedische Datenschutzbeauftragte forderte von der Stadtverwaltung Auskunft darüber, wie lange die Telefonnummern der Nutzer gespeichert werden und wer zu den Informationen über die Toilettenbenützung Zugang hat. Die Stadtverwaltung hatte die Toiletten unter anderem deshalb mit SMS-Schlössern ausgerüstet, um gegebenenfalls Vandalen über die gespeicherten Telefondaten ausfindig machen zu können.

Wir warten noch auf die Snowden-Papiere, die belegen, dass die NSA sich Zugriff auch auf kybernetische Klosetts verschafft.

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Und hier noch wie immer der Tweet der Woche: