„Endlich wieder Musik“: Der Popstar Peter Maffay kehrt in Berlin zurück auf die Bühne und sorgt sich um all die Existenzen, die durch Corona bedroht sind.

Berlin - Der Popsänger Peter Maffay (71) blickt seinem ersten Live-Auftritt nach rund einem halben Jahr mit gemischten Gefühlen entgegen. „Wenn wir in ein paar Tagen in Berlin auf der Bühne stehen, werde ich vielleicht den Leuten sagen, dass ich auch Angst habe. Dass es mir große Sorgen bereitet, was im Augenblick passiert“, sagte Maffay vor seinem Konzert am 2. Oktober in der Berliner Waldbühne.

 

Das klinge möglicherweise etwas pathetisch, aber er wolle dem Publikum vermitteln: „Wir geben euch Kraft und sind für eure Unterstützung dankbar“, sagte Maffay, dessen Tonstudio in Tutzing am Starnberger See ist. „Einigkeit und Recht und Freiheit – und endlich wieder Musik“, ergänzte der Künstler zu seinem Auftritt am Vorabend des 30. Jahrestags der Wiedervereinigung.

Tournee zweimal abgebrochen

Zweimal haben Maffay und Band die große Tournee anlässlich des 50. Bühnenjubiläums des Sängers unterbrochen. Der Bassist Ken Taylor war in Hamburg von der Bühne gestürzt und hatte sich einen Oberschenkelbruch zugezogen, der Keyboarder Pascal Kravetz musste wegen einer akuten Erkrankung aussteigen.

„Back to Live“ – unter diesem Motto traten in den vergangenen Wochen wieder eine Reihe von Künstler unter Corona-Hygiene- und Abstandsregelungen in der Waldbühne auf, darunter Roland Kaiser, Sido und Helge Schneider.

Er wolle sich nicht von den Corona-Einschränkungen entmutigen lassen. „Mir ist es wichtig, nicht die Flinte ins Korn zu werfen“, sagte Maffay. „In Agonie zu Hause hinterm Ofen zu sitzen und nichts tun zu können, ist schlimm.“ Corona verändere den Umgang der Menschen untereinander. „Die Unbeschwertheit ist gewichen, was ja sehr schade ist.“

Angst um die Kollegen

Maffay hat kein Verständnis für die Anti-Corona-Demonstrationen: „Corona zu negieren, ist nicht nachvollziehbar. Es handelt sich um einen wissenschaftlich bewiesenen, unstrittigen Umstand.“ Aber er hat Verständnis dafür, dass viele Menschen unter der Abschottung leiden, den Bestimmungen und Verordnungen – das erzeuge Anspannung.

„Was sich hinter diesen Protesten versteckt, ist aber die Angst, die Selbstbestimmung zu verlieren“, sagte der Musiker. „Unser Leben ist reglementierter als es jemals vorher in unserer Gesellschaft gewesen ist“, sagte Maffay. Die wirtschaftlichen Verhältnisse für viele seien prekär, auch für Musiker. „Viele, auch in meinem Umfeld, stehen mit dem Rücken zur Wand. Ihre Existenzen sind bedroht, wenn nicht gar zerstört.“