Deutsche Kartoffelsorten tragen meist Frauennamen. Eine Petition will das ändern und setzt sich für mehr Gleichberechtigung bei der Namensvergabe ein.

Berlin - Die frühe Kartoffelsorte Angela soll künftig Konkurrenz vom festkochenden Horst bekommen: Zumindest wenn es nach Willen von einer Gruppe von Kartoffelfreunden geht. Sie fordern in einer Petition dass sich der Bundestag für eine Gleichbehandlung der Geschlechter bei der Vergabe von Kartoffelnamen einsetzen. Die Petition mit der Nummer 66662 begründet dies damit, dass weit mehr als 90 Prozent aller Kartoffelsorten weibliche Namen trügen, wie es auf der Internetseite des Bundestags heißt. Zugleich wird darauf verwiesen, dass etwa bei der Namensgebung von Hoch- und Tiefdruckgebieten regelmäßig das Geschlecht gewechselt werde. Der Initiator fordert nun mittelfristig „eine ausgeglichene Mischung“ zwischen weiblichen und männlichen Kartoffelbezeichnungen. Damit die Petition das nötige Quorum erreicht, um in einer öffentlichen Sitzung des Petitionsausschusses des Bundestags diskutiert werden zu können, sind 50 000 Unterschriften, die innerhalb von vier Wochen gesammelt werden müssen.

 

Meist standen die Töchter oder Ehefrauen der Züchter Pate für die Knollen

Ob Linda, Helena oder Barbara – fragt man bei Experten nach, ist es der Tradition geschuldet, dass die Kartoffel in der deutschen Grammatik zum Femininum zählt und damit auch von Züchtern mit weiblichen Namen bedacht werden. „Meist standen die eigenen Töchter oder Ehefrauen Pate“, sagt Hans-Horst Borg. Als Prüfstellenleiter des Bundessortenamtes ist er für die Zulassung und den Schutz von Rüben, Getreide sowie Hülsenfrüchte zuständig – und auch mitverantwortlich bei der Namensvergabe neuer Kartoffelsorten.

Dabei gibt es strenge Kriterien: Der vom Züchter gewünschte Name, darf nicht schon einmal vergeben worden sein. „Die Kartoffelnamen dürfen auch nicht ähnlich klingen und die Schreibweise muss sich um mindestens zwei Buchstaben unterscheiden“, sagt Borg. So kann es keine Kartoffel namens „Franciska“ geben, weil es schon eine Sorte namens „Franziska“ gibt.

Es gibt keine Regeln, die Männernamen verbietet

Regularien, die es Züchtern verbieten, die Knollen mit männlichen Namen zu versehen, gibt es laut dem Prüfstellenleiter Borg aber nicht. „Das dürfen die Züchter so halten wie sie wollen.“ Zumindest kann er jetzt schon sagen, dass von den 200 zugelassenen Kartoffelsorten, die in Deutschland zugelassen sind und von denen 150 für den Verzehr geeignet sind, noch keine den Namen „Horst“ trägt.

So oder so wird die geschlechtsspezifische Kartoffelbenamung laut Bundestag parlamentarisch geprüft, falls sie „von allgemeinem Interesse“ ist.

„Bamberger Hörnchen“ und „Linda“ sind die Lieblingskartoffeln der Deutschen

Was die beliebteste Kartoffelsorte betrifft, sind sich die Experten uneins: Das Fachblatt „Essen und Trinken“ etwa kürt das „Bamberger Hörnchen“ zum Spitzenreiter: Es schmecke „leicht nussig und eignet sich super zur Zubereitung von Kartoffel-Salat oder Pellkartoffeln.“ Die „Bild“-Zeitung hingegen hat sich für die ebenfalls festkochende Konkurrentin „Linda“ entschieden: „Ihr Fleisch ist kräftig gelb, der Geschmack gilt als besonders aromatisch“. Fragt man den Experten Borg, sind ihm alle Sorten recht: „Mir kommt es nicht auf den Namen an, sondern darauf, was aus ihnen gemacht wird“, sagt er. Kartoffelpuffer, Bratkartoffeln, Brei „oder so eine schöne mehlige Kochkartoffel, die beim Braten die Soße gut aufnimmt“.