Viele Menschen möchten ihre Lieblingsrestaurants in Corona-Zeiten unterstützen, doch beim Essen-Bestellen fällt viel Müll an. Manche Gastronomen setzen deshalb auf Mehrweg-Geschirr. Die Umstellung birgt allerdings einige Herausforderungen.

Plieningen/Musberg - Essen bestellen, in Pfandboxen geliefert bekommen und diese später wieder zurückgeben: Das klingt nach einer einfachen Methode, um Müll zu vermeiden. Es braucht dann keine Aluschalen, Pizzakartons oder Plastiktüten mehr – so die Idee.

 

Marius Schlatter vom Plieninger Wirtshaus Garbe ist skeptisch. „Mehrweg wird zu romantisch gesehen“, meint er. Grundsätzlich finde er den Gedanken gut, aber viele Leute würden nicht sehen, wie viele Probleme für Gastronomen damit einhergingen: Zunächst müsste er für viel Geld Mehrweg-Geschirr anschaffen. Sobald die Garbe wieder normal öffnen dürfe, brauche er die Pfand-Schalen dann aber nicht mehr – eine Investition in die Zukunft sei diese Ausgabe also eher nicht. „Dann bringen die Kunden die Behälter meistens nicht morgen zurück, sondern vielleicht erst in einer Woche“, meint er. Daher müssten immer genügend Reserven da sein – und die Lagerung des Geschirrs brauche Platz.

In der Garbe in Stuttgart-Plieningen gibt es nur wenig in Mehrweg-Boxen

Wenn die Behälter dann zurückkämen, müssten sie gespült werden, was Energie koste. Die meisten Reinigungsmittel seien auch nicht besonders gut für die Umwelt. In Plastikboxen bleibe das Essen darüber hinaus nicht lange warm, und auch der Geschmack halte sich in Schalen aus Aluminium besser.

Viele Argumente, aber das wichtigste bleibt das Geld: „Der Abholservice deckt bei uns maximal die Kosten, aber wir verdienen daran nichts“, so Schlatter. Noch mehr Kosten wolle er dem Restaurant da nicht aufhalsen – zumal die Garbe bisher noch keine Hilfen vom Staat erhalten habe. Der Gastronom hat sich daher entschieden, nur Suppen und Desserts in wiederverwendbaren Weck-Gläsern anzubieten. Die Hauptgerichte gibt es weiterhin in der Einweg-Verpackung.

Ein Dreivierteljahr von der Idee bis zur Umsetzung

Dass es tatsächlich nicht ganz einfach ist, ein Pfandsystem einzuführen, zeigt auch die Geschichte des Schützenhauses Musberg. Tobias Morgenthaler, einer der Betreiber, erzählt: „Ich bin dem Thema im Februar 2020 auf einer Messe zum ersten Mal begegnet und habe mich seitdem damit auseinandergesetzt.“ Eingeführt hat er das Pfandsystem erst im Herbst. In der Zwischenzeit hat er verschiedene Möglichkeiten erwogen und einige verworfen: Bei manchen Anbietern solcher Systeme sei der Pfandpreis zum Beispiel so niedrig, dass die Gefahr bestehe, dass Kunden das Geschirr einfach behalten. Beim Anschaffen von einfacher Tupperware wiederum sei nicht gewährleistet, dass Menschen nicht Dosen abgeben, die gar nicht zum System gehören. Nach dem ersten Lockdown machte das „finanzielle Loch“ die Sache nicht einfacher.

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Morgenthaler entschied sich letztendlich für Recirle – einen Anbieter, der in Stuttgart schon verbreitet ist. „Auf den Fildern sind wir leider noch die Ersten.“ Dabei rechne sich das System erst, wenn auch andere mitmachen, denn dadurch würden die Anschaffungskosten geteilt.

Recircle verkauft seine Boxen für jeweils 10 Euro an Gastronomen, die zusätzlich noch eine Gebühr für jede Verwendung zahlen – diese liegt aber im Centbereich. Kundinnen und Kunden können ihre Box dann bei jedem teilnehmenden Restaurant abgeben. Je mehr mitmachen und Boxen anschaffen, desto mehr davon sind auch im Umlauf – die Kosten für jedes einzelne Restaurant sinken. Für das Schützenhaus waren sie allerdings von Anfang an nicht so hoch, wie sie es für einen großen Betrieb wie die Garbe wären. Immerhin, so Morgenthaler: „Unsere Kunden nehmen es an, der Wille ist da.“