Die Katholische Kirche empfiehlt in der Fastenzeit das Innehalten. Ihre Aschermittwoch-Gottesdienste waren voll, sagen zwei Pfarrer aus Ditzingen und Weissach. In ihren Gemeinden gibt es spezielle Aktivitäten zur Fastenzeit.

Am vergangenen Donnerstag twitterte Papst Franziskus zur Fastenzeit: „Die Fastenzeit ist eine günstige Zeit, um sich auf das Wesentliche zu besinnen, um uns von dem zu befreien, was uns belastet, um uns mit Gott zu versöhnen, um das Feuer des Heiligen Geistes neu zu entfachen, das verborgen unter der Asche unseres schwachen Menschseins liegt.“

 

Wenn man zwei katholische Pfarrer aus dem früheren Landkreis Leonberg fragt, was sie zur Fastenzeit empfehlen, schwingt der Geist des päpstlichen Twitter-Posts naturgemäß mit: „Innehalten – sowohl im Glaubens- als auch im Lebensbereich“, empfiehlt Gasto Lyimo, der leitende Pfarrer der Seelsorgeeinheit Weissach, Renningen, Rutesheim. Das Leben würde den Menschen beruflich wie privat viel abverlangen, sagt Lyimo: „Die Fastenzeit ist für mich die Zeit, wo ich innehalte und zurückschaue: Wie läuft es bei mir, wie ist es mit meiner Beziehung zu Gott und zu meinen Nachbarn? Wenn ich Ruhe von Gott hereinhole, bekomme ich Kraft für den normalen Alltag.“

Gefahren der Gewohnheit

Auch sein Kollege Alexander König, der leitende Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde in Ditzingen, rät zu Kursanalyse und -Korrektur: „Die Empfehlung ist, in der Fastenzeit einen besonderen Akzent zu setzen, sich etwas vorzunehmen, um alte Gewohnheiten zu durchbrechen und vielleicht auch Neues kennenzulernen, um aus dem Hamsterrad herauszukommen.“ Denn die Macht der Gewohnheit berge Gefahren: „Unsere Tage sind oft sehr sehr gleich – mit den Verpflichtungen, die wir haben. Und da kommt oft eine Ermüdung und Unzufriedenheit.“ Er rät dazu, Gestaltungsspielraum zu nutzen: „Selbst wenn man morgen keinen neuen Beruf haben wird, kann man Entscheidungen treffen, in denen Nuancen anders sind – und die Haltung.“

Was die konkrete Umsetzung des Fastengebots angeht, so empfiehlt Pfarrer Gasto Lyimo eine gewisse Zielgerichtetheit: „Man muss ein Ziel haben: Weniger Schokolade essen, um das Geld zu spenden. Oder weniger Fleisch, weil ich ein Zeichen für das Tierwohl setzen möchte. Oder ich trinke weniger Alkohol, weil ich gesund leben möchte.“ Und sein Kollege Alexander König aus Ditzingen hat beobachtet: „Der moderne Mensch sagt: ,Wenn’s niemandem nutzt, kann ich’s doch auch grad bleiben lassen.’“

In der vegetarischen Kantinen-Schlange

Der Aschermittwoch-Gottesdienst in Ditzingen sei sehr gut besucht gewesen, sagt Alexander König, mehr als 200 Leute kamen: „Die haben sich alle etwas vorgenommen.“ Beim Fasten gehe es für ihn auch darum, „Konsumverhalten bewusster gestalten“. Als Beispiele nennt er das Anstellen in der vegetarischen Kantinen-Schlange statt beim Fleischgericht und auch einen gezielteren Internet- und Fernsehkonsum. Wobei das Konzept des Weniger-Konsumierens, etwa bei Süßigkeiten, nicht einfach sei: „Was ist weniger? Für mich ist es leichter zu sagen – ich trinke in den nächsten Wochen keinen Alkohol. Dann habe ich ein Maß: Null.“

Auch die Aschermittwoch-Gottesdienste in seiner Gemeinde seien „sehr gut besucht“ gewesen, sagt Gasto Lyimo von der Seelsorgeeinheit Weissach, Renningen, Rutesheim. Viele Leute würden das Aschekreuz bewusst erleben. Sein Kollege Alexander König aus Ditzingen sagt: „Es soll an die Vergänglichkeit erinnern. Dass es nicht nur um persönlichen Konsum geht, sondern dass wir die Zeit sinnvoll nutzen, die wir haben.“

Gebete um 6.15 Uhr morgens

An diesem Gedanken wollen sich auch die speziellen Aktionen in den Gemeinden während der Fastenzeit orientieren: Gasto Lyimo betont diesbezüglich das Fastenessen am 12. März in Rutesheim und am 26. März in Malmsheim: „Wir bekommen Rezepte aus verschiedenen Ländern. Wir kochen nach diesen Rezepten, essen gemeinsam, und das Geld, das zusammenkommt, wird in dieses Land gespendet.“ Als Beispiel nennt er Madagaskar. Außerdem gibt es jeden Freitag in der Fastenzeit um 6.15 Uhr in Renningen die sogenannte Frühschicht: „Wir beten für Frieden und für andere“, sagt Gasto Lyimo.

In Ditzingen gehen die donnerstäglichen oder freitäglichen Friedensgebete auch während der Fastenzeit weiter, außerdem wird vier mal dienstags ein Bibelabend zur Apostelgeschichte angeboten. Und die Sonntagskollekte kommt während der Fastenzeit in Ditzingen der Tafel zugute: „Mit dem Geld der Sonntagskollekte werden Ehrenamtliche sieben mal montags einkaufen gehen, um diese Lebensmittel dann dem Tafelladen zur Verfügung zu stellen“, berichtet Alexander König.

„Mehr spenden, andere unterstützen“ nennt auch Pfarrer Gasto Lyimo als wichtige und angemessene Handlung während der Fastenzeit. Und er betont: „ Die Fastenzeit erinnert uns daran, dass Jesus in die Welt gekommen ist, um uns Menschen frei zu machen, uns zu retten.