Winfried Maier-Revoredo ist seit 2013 in der evangelischen Kirchengemeinde Möhringen. Mitunter waren die Zeiten herausfordernd, sagt der Pfarrer, der nun in den Ruhestand geht.

Möhringen - Pfarrer Dr. Winfried Maier-Revoredo hatte ein bewegtes Berufsleben, voller Herausforderungen und prägender Begegnungen. Zum Ende des Jahres tritt er, Jahrgang 1955, in den Ruhestand und blickt auf fast 30 Jahre Tätigkeit als Pfarrer zurück. „Für jemandem, der mit ganzem Herzen seinen Beruf ausgeübt hat, ist der Abschied natürlich mit Wehmut verbunden. Aber ich denke, dass die neue Zeit auch Gutes bereithalten wird“, sagt er.

 

Er erinnert sich an die verschiedenen Stationen, die ihn während seines Berufslebens auf unterschiedliche Weise geprägt haben. „Anfang der 80er Jahre war ich in Ulm, während der Nachrüstungsdebatte. Diese Jahre haben mich damals sehr bewegt“, erzählt er. Danach verbrachte er mehr als 27 Jahre in Winnenden, was er als eine stürmische Zeit beschreibt. Er konnte dort viele internationale Kontakte knüpfen sowie Brücken zu anderen Gemeinden und Konfessionen schlagen. „Als Protestant in eine völlig katholische Gemeinde nach Spanien zu kommen und dort herzlich willkommen zu sein und gemeinsam Gottesdienst zu feiern, zeigt, dass wir eine weltweite Familie als Christen sind“, sagt er. Diese Erkenntnis sei eine seiner eindrücklichsten Lebenserfahrungen gewesen.

Der Amoklauf in Winnenden bleibt ihm im Gedächtnis

Doch auch mit Hürden wurde Maier-Revoredo konfrontiert. Etwa, als er den Amoklauf in Winnenden miterlebte. „Das war sicher die größte Herausforderung meiner Laufbahn. In dieser Zeit musste ich viele Trauernde begleiten“, erinnert er sich. In diesen Momenten habe er aber auch erkannt, wie dankbar die Menschen seien für jemanden, der ein hilfreiches Wort für sie habe.

Im Jahr 2013 trat Maier-Revoredo schließlich die Stelle in Möhringen an, die letzte Station seiner Berufslaufbahn. Hier war er für achteinhalb Jahre tätig. „Ich habe die Kirchengemeinde hier als einen fruchtbaren Acker erlebt, wo man wirken und miteinander wachsen kann. Die Menschen sind offen für die Gaben und das Engagement, das man mitbringt“, sagt Maier-Revoredo. Trotz allem brachte aber auch seine Tätigkeit in Möhringen Herausforderungen mit sich: „Es gab oft personelle Engpässe. Die meiste Zeit haben wir eigentlich in Unterbesetzung gearbeitet“, sagt er. Auch die Pandemie bleibt ihm als ungewisse Zeit in Erinnerung, in der Begegnungen nicht mehr wie sonst möglich waren. „Durchgehend überlegen zu müssen, ob und wie wir Gottesdienste feiern, Unterricht halten und die Kindertagesstätte weiterführen können, war nicht einfach. Solche Dinge nicht mehr tun zu müssen, empfinde ich schon auch als eine Erleichterung“.

Nun will er sich der Lehre und dem Reisen widmen

Seinen Ruhestand möchte Maier-Revoredo vor allem dafür nutzen, seine vielen internationalen Kontakte weiterhin zu pflegen und bekannte sowie noch unbekannte Länder zu bereisen. Auch will er sich verstärkt der theologischen Lehre widmen, nachdem er in Erlangen promoviert und sich dann auch habilitiert hat. Seit einigen Jahren lehrt er jetzt schon an der pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg sowie seit Kurzem auch an der Humboldt-Universität in Berlin. „Ich freue mich darauf, weiterhin mein Wissen an junge Menschen weitergeben und mit ihnen darüber ins Gespräch kommen zu können“, sagt er.

Aus Möhringen nimmt Maier-Revoredo mit großer Dankbarkeit Abschied. „Wir haben uns hier sehr wohl gefühlt, wozu vor allem die Menschen beigetragen haben, die mit großer Offenheit auf uns zugekommen sind“, sagt er. Pfarrer Maier-Revoredo wird am 12. September offiziell im Gottesdienst in der Martinskirche verabschiedet.