Beim Bietigheimer Pferdemarkt kommen Sport- und Pferdeenthusiasten genauso wie Volksfestfans auf ihre Kosten. An diesem Freitag geht es wieder los.

Bietigheim-Bissingen - Klassisch mit Turnierhose und Turniersakko – die Springreiter in Rot, die Dressurreiter in Schwarz.“ Gabriele Hubl, im Vorstand des Reitervereins Bietigheim-Bissingen, beschreibt das Outfit, das jene Mitglieder bei der Festparade des Bietigheimer Pferdemarkts tragen. „Einer der Höhepunkte ist dieser farbenprächtige Festumzug mit seinen schön geschmückten Festwagen“, sagt Hubl. „Die Atmosphäre ist wunderbar – der Umzug wird traditionell von uns, vom Reiterverein mit Pferden und Ponys angeführt.“ Selbstredend ist auch Hubl wieder dabei. Nur diesmal nicht auf, sondern neben dem Pferd. Sie wolle ihrer engagierten Mitreiterin Laura die Chance geben mitzumachen. „Aber da sie noch nicht volljährig ist, muss ein Erwachsener an ihrer Seite sein. So ein Umzug kann durchaus eine Herausforderung für Pferde darstellen.“

 

Eine der größten Pferdeschauen im Südwesten

Der Reiterverein ist seit 1970 beim Pferdemarkt dabei, war damals mit 20 Tieren Teil des Umzugs. Mehr noch, seit vielen Jahren organisieren die Mitglieder das Traditionsfest ehrenamtlich mit, das in diesem Jahr von Freitag, 1. September 2017, bis Dienstag, 5. September, stattfindet. Der Bietigheimer Pferdemarkt ist eine der größten Pferdeschauen im Südwesten. „Er ist für Reitsportler und Pferdefreunde ein wichtiger Termin im Jahresprogramm“, sagt Hubl. „Viele unserer Mitglieder verschieben sogar den Urlaub deswegen.“

Das Besondere am Bietigheimer Fest sei, dass es noch ein Pferdemarkt im Sinn des Wortes sei, betont die Pressereferentin des Reitervereins. „Es kommen Händler, und es werden noch Pferde verkauft, wenn auch nicht mehr in dem Maße wie früher. Einst waren Pferde Nutztiere, heute gehören sie in die Bereiche Hobby und Sport.“

Die Wurzeln des Pferdemarkts liegen im Jahr 1792

Die Wurzeln des Ereignisses sind im Jahr 1792 zu finden. Damals regten die Gewerbetreibenden des Orts an, einen eigenen „Ross- und Viehmarkt“ abzuhalten. Damit wollte man eine Konkurrenz zu den Märkten der umliegenden Städte schaffen. Herzog Karl-Eugen von Württemberg hatte nichts dagegen und vergab eine Konzession. Freilich hat sich seitdem einiges geändert. Der Bietigheimer Pferdemarkt in seiner heutigen Form fand erstmals 1925 statt. Er wurde zusammen mit der „Bietigheimer Gewerbe- und Industrieausstellung“ abgehalten – zum 75-jährigen Bestehen des Gewerbevereins.

Man wollte auf diese Weise die Leistung der heimischen Industrie, des Handwerks und des Handels zur Schau stellen. Hatte sich doch der Mittelstand langsam von den Folgen des Kriegs und der rasenden Inflation erholt. Die Wirtschaft begann langsam wieder zu florieren. Auch der Pferdemarkt in Kombination mit der Ausstellung erwies sich als großer Erfolg. Entsprechend beschloss der Gemeinderat, das Ereignis jedes Jahr am 1. Septembermontag zu wiederholen. Wie bei so vielen Dingen in der deutschen Geschichte war der Zweite Weltkrieg auch für den Pferdemarkt eine schmerzhafte Zäsur. Elf Jahre lang fand er nicht statt, bis er am 2. September 1949 wiederbelebt wurde. Das galt auch als Friedenszeichen. Seitdem findet der Bietigheimer Pferdemarkt jährlich von Freitag bis Dienstag statt, immer um den ersten Montag im September herum.

250 000 Menschen besuchen heute den Pferdemarkt

Das Ereignis besteht mittlerweile aus vielen Teilen, darunter ein hochkarätiges Reit- und Springturnier sowie Zuchtpferdeprämierung, Kultparty „Crazy Ranch“ im Reiterzelt, Vergnügungspark, Krämermarkt, Brillantfeuerwerk, Kinderangebote, Ausstellungen zu Heim & Garten sowie zu Autos und Zweirädern und anderes mehr. Den Pferdemarkt haben in den vergangenen Jahren jeweils über die fünf Tage hinweg etwa 250 000 Menschen besucht.

Gabriele Hubl freilich freut sich auf das große Reitturnier, das von Freitag bis Sonntag auf dem Turnierplatz hinter dem Enzviadukt stattfindet. „Seit 1974 gibt es das Turnier, seit 1979 ist es Teil des Pferdemarkts. Die besten Reiter des Landes kommen.“ Zu den wichtigsten Springen gehört der Große Preis der Stadt Bietigheim-Bissingen. Das Turnier ist auch eine der Qualifikationsrunden für das BW-Bank-Hallenchampionat, das im November bei den German Masters in der Schleyerhalle läuft.

Kombination aus hochkarätiger Sportveranstaltung und Volksfest für alle

Auch auf das Schauprogramm verweist Hubl, das sie mitorganisiert hat. Die Familie Egetemeyr aus Frankenhardt käme mit 14 bis 18 Norikern, einer Kaltblutrasse, schwärmt sie. „Ihr Showprogramm ist einmalig und über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt“, sagt sie. Sie hält inne, bevor sie hinzufügt: „Das macht den Charme des Bietigheimer Pferdemarkts aus: Es ist die Kombination aus hochkarätiger Sportveranstaltung und Volksfest für alle Bürger.“

Mehr Infos:

Markt
: Der Bietigheimer Pferdemarkt findet in diesem Jahr von Freitag, 1. September, bis zum Dienstag, 5. September, statt. Beim großen Reitturnier stehen 19 Springprüfungen, davon sieben der höchsten Klasse S, auf dem Turnierplan. 520 Pferde und mehr als 90 Reiter kämpfen um Geld- und Sachpreise im Wert von mehr als 50 000 Euro sowie um die Qualifikationen zum BW-Bank-Hallenchampionat 2017 und dem European Youngster Cup.

Rahmenprogramm:
Neben Ausstellungen, einem Krämermarkt und einem Vergnügungspark gehören zu den Highlights ein Feuerwerk am Sonntag um 21 Uhr und ein Festumzug. Er startet am Montag um 14 Uhr. Durch die Altstadt ziehen fast 60 Gruppen mit prämierten Pferden, Festkutschen, geschmückten Wagen, Musik- und Kostümgruppen vieler Vereine.