Die Stute Danedream ist vor zwei Jahren zum Spottpreis von 9000 Euro verkauft worden. Inzwischen kostet sie Millionen.

Iffezheim - Große Worte benutzen die Menschen, die die Geschichte von Danedream erzählen. „Sie ist das beste Pferd, das ich je hatte“, sagt der Trainer Peter Schiergen. „Sie hat schon all unsere Träume erfüllt“, sagt der Besitzer Heiko Volz. „Sie ist ein Wunder“, sagt der Jockey Andrasch Starke. Und wenn sie schildern, wie diese zierliche Stute, die anfangs niemand haben wollte, plötzlich sensationell das wichtigste Galopprennen der Welt gewinnt, klingt es wie ein Märchen. Das Schöne daran – es ist noch nicht zu Ende.

 

Am Sonntag bestreitet die vierjährige Stute beim Großen Preis des Frühjahrsmeetings von Iffezheim ihr Saisondebüt. Es ist der absolute Höhepunkt der viertägigen Rennveranstaltung und ruft solch ein großes Interesse hervor, wie es der Galoppsport in Deutschland lange nicht mehr erfahren hat. Beide öffentlich-rechtlichen Fernsehsender werden berichten, sogar RTL hat sich angekündigt – alles nur wegen Danedream. Kein Wunder, dass auch die neuen Veranstalter, die seit zwei Jahren daran arbeiten, der Rennbahn in Iffezheim wieder den alten Glanz zu verleihen, ins Schwärmen geraten. „Wir sind sehr stolz, dass das beste Pferd der Welt bei uns startet“, frohlockt der Baden-Racing-Geschäftsführer Benedict Forndran.

Doch dort, wo eine Lobeshymne nach der anderen auf sie gesungen wird und wo sich nun alles auf Danedream fokussiert, interessierte sich vor ziemlich genau zwei Jahren niemand für sie – wirklich niemand. Bei der Frühjahrsauktion in Iffezheim wurde für sie nicht einmal das Mindestgebot von 9000 Euro erzielt. Es fand sich einfach kein Käufer. Zu fragil, fast unscheinbar wirkte die braune Stute mit den zwei weißen Abzeichen auf Stirn und Nase, die Stern und Schnippe genannt werden. Also rief ihr Kölner Trainer Peter Schiergen seinen Freund Heiko Volz an. Als ein „Spaßpferd“ beschrieb er Danedream. Für wenig Geld zu haben, könne man damit einige kleine Rennen gewinnen. Volz ist Möbelunternehmer aus dem badischen Achern. Zusammen mit seinem Vater Helmut besitzt er fast ein Dutzend Pferde. Das Geschäft betreiben beide aber vor allem aus Spaß, große Investitionen sind nicht drin.

Nach einem Jahr mehr als drei Millionen Euro Preisgeld

Begeistert war auch Heiko Volz zunächst nicht von Danedream. Doch schließlich ließen er und sein Vater sich von Schiergen überzeugen und kauften die Stute vom Gestüt Brümmerhof in der Lüneburger Heide für 9000 Euro, das war ihre Schmerzgrenze; inzwischen ist es das Geschäft ihres Lebens. Denn nur ein Jahr später legte Danedream eine schier unglaubliche Siegesserie hin und spülte ihnen mehr als drei Millionen Euro Preisgeld in die Kasse. Sie gewann in Mailand, in Berlin-Hoppegarten, beim Großen Preis von Baden in Iffezheim und dann beim bedeutendsten Galopprennen der Welt, dem Prix de l’Arc de Triomphe in Paris.

Und wie: mit fünf Längen Vorsprung in der schnellsten Zeit, die in Frankreichs Hauptstadt auf der 2400 Meter langen Strecke je gelaufen wurde. Das Märchen war Wirklichkeit geworden! Danedream hatte alle überrascht, sogar ihren Trainer. „Dass sie in so eine Topklasse kommt, konnten wir nicht erwarten und erkennen“, sagt Schiergen. Mit überwältigender Mehrheit wurde Danedream im März zum „Galopper des Jahres 2011“ gewählt.

Doch wie kommt es, dass eine Stute, die wegen ihrer nur 425 Kilogramm Gewicht als zu schwach empfunden wird, plötzlich gegen vor Kraft strotzende Hengste, die mehr als 500 Kilogramm wiegen, triumphiert? Der Jockey Andrasch Starke sieht den entscheidenden Faktor in Danedreams Stärke im Schlussspurt. In Paris erschien es ihm, als hätten alle Pferde fünf Gänge, sie aber sechs. Auf den letzten 300 Metern erhalte sie stets einen zusätzlichen Energieschub. Flach wie eine Katze mache sie sich dann, so Starke. Ihr Galoppsprung wird länger und länger. Es sehe viel aerodynamischer aus als bei anderen Pferden.

Nach dieser Saison wird das Märchen von Danedream allerdings zu Ende gehen, dann wird sie ihre Karriere beenden. Bereits 2011 hat der japanische Pferdemilliardär Teruya Yoshida für eine siebenstellige Summe 50 Prozent an der Stute erworben, im nächsten Jahr soll sie in die Zucht wechseln. Doch bis es so weit sei, sagt Schiergen, „kann sie den deutschen Galoppsport noch richtig nach vorne bringen“.