Nach den neuesten Lockerungen der Regierung von Mario Draghi kann man in Italien einen fast normalen Pfingsturlaub verbringen - ohne Quarantäne und mit verkürzter Ausgangssperre.

Rom - Am Mittwoch, zwischen 22 und 23 Uhr, haben sich in den Ausgangsmeilen des ganzen Landes Millionen Italiener auf eine kleine, neue Freiheit zugeprostet: An diesem Abend ist die von der Regierung im November verhängte Ausgangssperre um eine Stunde verkürzt worden: Sie gilt nun noch von 23 Uhr bis 5 Uhr morgens, nicht mehr ab 22 Uhr. Es ist der erste von vielen, zeitlich abgestuften Lockerungsschritten, die die Regierung am vergangenen Montag beschlossen hatte. Ab dem 7. Juni ist erst ab 24 Uhr Sperrstunde, am 21. Juni soll die Ausgangssperre laut dem Fahrplan der Regierung ganz aufgehoben werden.

 

Eine weitere, für Touristen weitaus wichtigere Öffnung, war schon am 15. Mai in Kraft getreten: Die Quarantänepflicht für Gäste aus dem Schengen-Raum, aus Großbritannien und Israel wurde abgeschafft. Wer nach Italien einreisen will, muss nun nur noch einen negativen Corona-Test vorlegen, der nicht älter als 48 Stunden ist. Damit hat die Regierung - zumindest für die Ausländer - auch den „nationalen Impfpass“ still und leise beerdigt, mit dem Premier Draghi schon vorher Touristen nach Italien locken wollte: Er wird zur Einreise nicht mehr benötigt, es reicht der negative Test.

Südtirol beschreitet einen Sonderweg

Einem „aperitivo“ auf der Strandpromenade oder einer Pizza oder Pasta am Abend steht nun also nichts mehr im Wege - wenn auch nur im Freien: Das Bewirten von Gästen innerhalb der Restaurants bleibt vorläufig untersagt. Einen Sonderweg beschreitet hier einmal mehr Südtirol, das auch die Innengastronomie erlaubt, sofern die Gäste einen negativen Test vorlegen oder nachweisen können, gegen Covid geimpft oder davon genesen zu sein. Der langsam anbrechende Sommer und die steigenden Temperaturen dürften die Diskussionen über Innen- und Außengastronomie ohnehin bald überflüssig machen, besonders im Süden des Landes. Und Hotels sind vom Verbot der Innengastronomie für ihre Gäste ohnehin nicht betroffen.

Seit dem 15. Mai wieder geöffnet sind auch die „stabilimenti balneari“, die bei den Italienern so beliebten Bezahlstrände am Meer und an den Seen. Für diese gelten die Sicherheitsvorschriften, die man schon vom letzten Sommer kennt: Die Sonnenschirme stehen weiter auseinander als sonst, den Espresso trinkt man nicht am Tresen, sondern etwas davon entfernt. Etwas größere Einschränkungen müssen kulturinteressierte Gäste noch auf sich nehmen: Die meisten Museen, Theater und Kinos sind zwar geöffnet, aber es gelten nach wie vor Platzbeschränkungen und meist auch die Pflicht zur Reservierung. Im Übrigen gelten für alle Aktivitäten die bekannten Hygieneregeln: Maskenpflicht auch im Freien und Distanzhalten (mindestens einen Meter).

Einzig das Aosta-Tal ist derzeit noch orange

Bereits kurz nach Pfingsten sind weitere Öffnungsschritte vorgesehen, abhängig von den jeweiligen Fallzahlen in den zwanzig italienischen Regionen. Ab 1. Juni werden drei Regionen - das Friaul, Molise und Sardinien - im italienischen Ampelsystem weiß sein: niedrigste Gefahrenstufe, null Restriktionen. Eine Woche später werden mit grosser Wahrscheinlichkeit Venetien, Ligurien und die Abruzzen folgen. Die übrigen Regionen bleiben vorerst gelb; einzig das Aosta-Tal ist derzeit noch orange, mittlere Gefahrenstufe. Rote Regionen gibt es inzwischen keine mehr.

Möglich wurden die neuen Lockerungen durch die stetige Abnahme der Fallzahlen in den vergangenen Wochen: Derzeit werden in Italien noch zwischen 3000 und 5000 neue Corona-Infektionen täglich registriert. Vor einem Monat waren es noch 15 000 bis 20 000 Fälle gewesen. Spürbar nachgelassen hat auch der Druck auf die Krankenhäuser und Covid-Stationen. Große Fortschritte macht außerdem die Impfkampagne: Täglich werden in Italien über eine halbe Million Personen geimpft. Die Zahl der verabreichten Dosen liegt derzeit bei annähernd 30 Millionen (bei 60 Millionen Einwohnern); hinzu kommen rund 4 Millionen Genesene, die ebenfalls immunisiert sind.