Das Altenhilfezentrum Breitwiesenhaus will zwei Anbauten erstellen, um Flächenvorgaben zu entsprechen.

Gerlingen/Strohgäu - Z wei Anbauten mit neuen Aufenthaltsbereichen für Bewohner, eine neue Caféteria im Foyer, die Umwandlung von sechs Doppelzimmern sowie Investitionen in den Brandschutz – damit reagiert das Breitwiesenhaus in Gerlingen auf Anforderungen der Heimbauverordnung des Landes. Nach dieser sollen Pflegeheime künftig nur noch 100 Plätze und keine Doppelzimmer mehr haben. Das Altenhilfezentrum investiert 2,5 Millionen Euro. Im Sommer sollen die Arbeiten beginnen.

 

Wenige Jahre nach der Generalsanierung, die von 2007 bis 2011 gedauert hatte, wird im Breitwiesenhaus wieder gebaut. Die Landesheimbauverordnung zwinge dazu, erläutert der Geschäftsführer Falko Piest. Die Verordnung gilt seit 2009, für Neubauten wie für Heime, die es damals schon gab. Nach der Eröffnung 1978 lebten im Breitwiesenhaus viele Bewohner in Doppelzimmern, die meisten wurden mit der Sanierung umgewandelt. Sechs gibt es noch – die sollen bald Geschichte sein.

Die Heimbauverordnung sieht auch vor, die Pflegegruppen zu verkleinern – auf etwa 15 Menschen. Im Breitwiesenhaus heißt das: Die Gruppengröße wird von bis zu 36 auf zwölf bis 18 Personen reduziert. Das hänge auch damit zusammen, dass immer mehr Bewohner demenzielle Defizite hätten, erläutert Falko Piest. „Diese Menschen brauchen kleine Gruppen, familienähnliche Strukturen und übersichtliche Räume.“ Kleinere Gruppen seien auch besser für die Mitarbeiter. Drei Doppelzimmer würden zu Aufenthaltsräumen, dazu kämen die Flächen für Wohnküchen in den Anbauten. Die restlichen drei Doppelzimmer würden zu Einzelzimmern. Dies sei auch mit der Heimaufsicht besprochen. Am Ende hat das Breitwiesenhaus 138 statt 146 Plätze.

„Massive Belastung nicht machbar“

Die Frage der Platzzahl beschäftigt andere Heime nicht – wenn sie weniger als 100 Bewohner haben. „Wir sind in einer relativ glücklichen Lage und von großen Anforderungen nicht tangiert“, sagt zum Beispiel Schwester Dorothee Bauer vom Pflegeheim auf dem Roßbühl in Korntal, das 56 Plätze hat. Was gemacht werden müsse, könne bei laufenden Renovierungen erledigt werden. Esther Zimmermann vom Altenzentrum der Brüdergemeinde Korntal kritisiert die Verordnung heftig: „Es ist total schwierig, dass diese auf bestehende Häuser angewandt wird.“ Wenn sie alle Anforderungen erfüllen müsse, sei eine Million Euro nötig. „Diese massive Belastung ist eigentlich nicht machbar.“ Man suche mit der Heimaufsicht nach Lösungen.

Mit rund 40 000 Euro kommt der Guldenhof in Ditzingen-Hirschlanden aus. Vier Doppelzimmer und der Speisesaal müssten mit Trennwänden umgestaltet werden, berichtet die Heimleiterin Sigrid Hessler. Im Spitalhof in Münchingen ist laut der Heimleiterin Patricia O’Rourke „noch alles offen“. Das Haus sei auf die vorhandenen 75 Plätze ausgelegt. Wenn man alle zwölf Doppelzimmer auflösen müsse, bedeute das zwölf Plätze weniger – und einen Personalabbau von sechs bis acht Stellen. „Die Nachfrage nach Pflegeplätzen, auch in Doppelzimmern, ist aber immens“, so O’Rourke.

Albert-Knapp-Heim löst neun Plätze auf

In der Kreisstadt Ludwigsburg zählt das Albert-Knapp-Heim mit 153 Plätzen, 38 davon in Doppelzimmern, mit dem Geschwister-Cluss-Heim und dem Gerokheim zu den größeren Häusern. Sie gehören zum Träger „Evangelische Altenheime in Ludwigsburg“. Das Cluss-Heim und das Gerokheim verfügen zusammen über 42 Pflegeplätze, davon zehn in Doppelzimmern, und 33 betreute Seniorenwohnungen.
Die Verantwortlichen seien in „vernünftigen Gesprächen“ mit der Heimaufsicht, sagt der Heimleiter Bernhard Wandel. Für die Doppelzimmer wolle man eine Übergangsfrist über 2019 hinaus erreichen, man müsse die Wohngruppen verkleinern und mehr Aufenthaltsbereiche schaffen. Im Knapp-Heim will man neun Plätze abbauen.

Die 26 Kleeblatt-Häuser im Landkreis hätten Glück, so der Geschäftsführer Stefan Ebert – die Häuser sind bewusst klein. Theoretisch müssten in Möglingen und Freiberg je fünf Doppelzimmer abgebaut werden, man hoffe auf die Kompromissbereitschaft der Heimaufsicht. Das Haus in Hemmingen müsse umgebaut werden, wegen der Bestimmungen zur Gruppengröße.