Das Gedenken in Pforzheim an die Zerstörung der Stadt durch einen Bombenangriff am 23. Februar 1945 wird stets von einem Polizeiaufgebot begleitet. Grund ist eine kleine Gruppe Rechtsextremer, die den Tag zu einem Fackelmarsch nutzt.

Pforzheim - Mit einer Kranzniederlegung und einer Versammlung auf dem Marktplatz hat Pforzheim am Donnerstag an die Zerstörung der Stadt durch einen Bombenangriff vor 72 Jahren erinnert. Das Gedenken gelte allen Menschen, die damals als Opfer von Gewalt und Krieg ihr Leben verloren, sagte Oberbürgermeister Gert Hager (SPD) laut Redemanuskript bei der Kranzniederlegung am Nachmittag.

 

In Pforzheim sei die entsetzliche Grausamkeit eines mörderischen Krieges aufgezeigt worden, der von Deutschland ausgegangen war. „Das vergessen wir nicht, wenn wir heute hier der Pforzheimer Opfer gedenken und daher erinnern wir zugleich an die Opfer der deutschen Kriegsführung“, sagte Hager dem Text zufolge.

Das Schicksal Pforzheims mache die Bewohner der Stadt nicht bitter, sondern es sei eine Verpflichtung zu Humanität und Achtung der Würde eines jeden Menschen. „Ich bin überzeugt von der Wichtigkeit des Gedenkens an die Opfer des 23. Februar.“ Es sei schmerzlich, aber es gehöre zu Pforzheim und zu dem, was die Stadt heute sei.

Polizei mit starken Kräften im Einsatz

Ein Bombenangriff in den Abendstunden des 23. Februar 1945 hatte einen Feuersturm entfacht, in dem der größte Teil der Stadt zerstört wurde. Rund 17 600 Menschen starben.

Das Gedenken hatte am Morgen mit Veranstaltungen in Schulen, Kindergärten und Kirchen begonnen. Bei der abendlichen Versammlung mit einer Schweigeminute auf dem Marktplatz sprach Hager später laut Redemanuskript vom kostbaren Geschenk des Friedens. „Das müssen wir uns immer wieder bewusst machen, gerade heute in einer Welt, die mehr und mehr aus den Fugen zu geraten scheint.“ Niemand dürfe sich zurücklehnen und meinen, das werde auch in Zukunft immer so funktionieren. Frieden und Freiheit fangen nach Hagers Überzeugung immer beim Einzelnen an. Man dürfe nicht zusehen, wenn einzelne Menschen diskriminiert oder politisch verächtlich gemacht würden.

Weil eine kleine Gruppe Rechtsextremer den Tag seit Jahren für Fackelzüge nutzt, war die Polizei wieder mit starken Kräften im Einsatz. Nach Angaben eines Polizeisprechers nahmen etwa 60 Personen an der rechten Veranstaltung teil. Am Abend standen sich Gegendemonstranten und die Polizei in der Stadt gegenüber.

Nach Angaben der Polizei wurden am Rande des Geschehens vier Personen vorläufig festgenommen. Zwei aus dem rechten Spektrum hielt die Polizei schon bei der Anreise im Bahnhof wegen Verstößen gegen das Waffengesetz fest. Zwei Gegendemonstranten wurden ebenfalls festgehalten - einer wegen des Abbrennens von Pyrotechnik, ein anderer wegen Beleidigung von Polizeibeamten. Ein noch nicht ermittelter Angreifer trat einem Polizisten gegen das Knie und machte ihn damit dienstunfähig.