Der deutsche Pharmahersteller legt stabile Halbjahreszahlen vor. Nach einem Impfstoff gegen Corona sucht der Konzern nicht, jedoch nach einem Medikament.

Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Ingelheim - Der Arzneimittelhersteller Boehringer Ingelheim hat das bisherige Corona-Jahr nahezu unbeschadet überstanden. Zum 30. Juni setzte der Konzern weltweit 9,7 Milliarden Euro um, das entspricht einem Plus zum selben Vorjahreszeitraum von 4,4 Prozent. Schwierigkeiten in der Logistik seien gemeistert worden, sagte die Deutschland-Chefin Sabine Nikolaus am Donnerstag am Stammsitz Ingelheim. Nach Ausbruch der Pandemie sei „die Bevorratung in einigen Ländern extrem“ gewesen – später hätten Großhändler und Kliniken ihre Bestände wieder stark abgebaut. Sie hoffe, so Nikolaus, dass sich die solide Entwicklung auch im zweiten Halbjahr fortsetze, einen konkreten Ausblick wollte sie nicht geben. Im Jahr 2019 hat der Pharmahersteller einen Gesamtumsatz von 19 Milliarden Euro und einen Gewinn nach Steuern von 2,7 Milliarden Euro erzielt (2018: 2,1 Milliarden).

 

An der Erforschung eines Impfstoffs gegen Covid-19 beteiligt sich Boehringer nicht. Laut der Medizinischen Direktorin Petra Moroni-Zentgraf wird stattdessen intensiv geforscht, ob hauseigene Antikörper, die bisher zur Bekämpfung von HIV und Hepatitis C eingesetzt werden, auch gegen die neue Viruserkrankung tauglich sein könnten. Es sei bereits „ein Kandidat identifiziert worden“. Die Hoffnung ist es, dass neue Antikörper das Virus schnell angreifen und neutralisieren und so eine Infektion verhindern. Das könne zum Beispiel für Menschen mit Vorerkrankungen wichtig werden, bei denen es zu lange dauern könnte, bis ein Impfstoff seine Wirkung im Körper entfaltet. Mehr als 100 Mitarbeiter im Konzern, zusammengespannt in einem standortübergreifenden Netzwerk, arbeiten laut einem Sprecher aktuell in der Covid-Forschung, ein zweistelliger Millionenbetrag werde dafür aufgewendet. Steuerhilfen oder öffentliche Fördergelder erhält Boehringer nach Eigenangabe dafür nicht.

Keinerlei Personalabbau geplant

Laut der Deutschland-Chefin Nikolaus soll die Zahl der Mitarbeiter in den kommenden Monaten weitgehend stabil gehalten werden. Weltweit beschäftigt die Gruppe 51 000 Menschen, knapp 16 000 davon an vier Standorten in Deutschland. Der größte ist Ingelheim mit 8800 Beschäftigten, gefolgt von Biberach in Oberschwaben mit gut 6000. Weitere Standorte sind Dortmund und Hannover.