Der US-Konzern McKesson hat es geschafft. Im zweiten Übernahmeversuch hat sich der Pharmahändler knapp 76 Prozent der Aktien seines Stuttgarter Rivalen gesichert. Es ist die größte Übernahme in der deutschen Gesundheitsbranche seit dem Jahr 2006.

San Francisco/Stuttgart - Der US-Pharmagroßhändler McKesson übernimmt im zweiten Anlauf den Stuttgarter Rivalen Celesio. Der Konzern aus San Francisco sicherte sich durch neue Verträge mit dem Celesio-Mehrheitsaktionär Haniel und dem amerikanischen Hedgefonds Elliott bereits rund 75 Prozent der Celesio-Anteile inklusive Wandelanleihen. Den übrigen Aktionären wollen die Amerikaner 23,50 Euro je Aktie bieten, wie McKesson am Donnerstagabend mitteilte.

 

„Wir freuen uns, dass wir mit der Übernahme von Celesio vorankommen“, erklärte Konzernchef John Hammergren. Durch den inklusive Schulden rund 6,2 Milliarden Euro teuren Zukauf wird McKesson mit einem Schlag einer der führenden Pharmahändler in Europa. Es ist die größte Übernahme in der deutschen Gesundheitsbranche seit 2006.

Rund zwei Wochen nach dem Scheitern seiner Übernahmeofferte gelingt dem US-Konzern damit durch die Hintertür doch noch die Übernahme. Die Beteiligten hatten fieberhaft an einem Plan zur Rettung der Übernahme gearbeitet. Die neue Vereinbarung sieht vor, dass der Duisburger Mischkonzern Haniel seine inzwischen auf 76 Prozent aufgestockte Celesio-Beteiligung zum Preis von 23,50 Euro je Aktie an McKesson verkauft. Damit hat offenbar der Fonds Elliott des US-Investors Paul Singer zwischenzeitlich seinen Anteil an Haniel weitergereicht.

McKesson plant Beherrschungsvertrag mit Celesio

McKesson erwarb zudem von Elliott 4840 der 7000 Celesio-Wandelanleihen, die im Oktober dieses Jahres und zudem 2180 der 3500 Wandelanleihen, die im April 2018 fällig werden. Die beiden Anleihen haben jeweils ein Gesamtvolumen von 350 Millionen Euro. Den Kaufpreis für die Wandelanleihen nannte McKesson nicht. Den übrigen Aktionären bietet McKesson 23,50 Euro in bar. Der Pharmahändler stellte keine weiteren Bedingungen für seine neue Offerte.

Beim ihrem ersten Anlauf hatten die Amerikaner nur 72,33 Prozent der Celesio-Anteile einsammeln können und damit nicht die geforderte Anteilsschwelle von 75 Prozent der Aktien erreicht. Am Ende half auch nicht, dass McKesson-Chef Hammergren nach langem Poker mit Elliott die Offerte kurz vor Schluss um 50 Cent auf 23,50 Euro erhöhte. Elliott-Chef Singer drängte auf eine Erhöhung des Angebotes. Ein nochmaliges Scheitern ist nun höchst unwahrscheinlich. Denn mit 75 Prozent der Anteile will McKesson nun mit den Stuttgartern einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag abschließen.

Aufatmen bei den Beteiligten

Celesio und Haniel äußerten sich erleichtert. „Ich freue mich, dass der Zusammenschluss mit McKesson zustande kommt“, erklärte Celesio-Chefin Marion Helmes. Damit werde eine Basis geschaffen, um profitabel zu wachsen und die marktführende Positionen auszubauen. Haniel-Chef und Celesio-Aufsichtsratschef Stephan Gemkow erklärte: „Wir freuen uns, dass es McKesson gelungen ist, durch den Kauf unserer aufgestockten Celesio-Beteiligung und weitere parallele Erwerbe die ursprünglich geplante Mindestbeteiligung an Celesio zu erreichen.“ McKesson und Celesio würden sich hervorragend ergänzen.

Für alle Beteiligten stand viel auf dem Spiel. Wäre keine Einigung zustande gekommen, hätte dies aller Voraussicht nach für Elliott einen empfindlichen Verlust zur Folge gehabt. Denn der Hedgefonds war nach früheren Angaben mit rund 800 Millionen Euro bei Celesio engagiert. Der Investor hatte daher ein großes Interesse, dass die Übernahme gelingt. Haniel wiederum kann sich mit dem Verkauf seiner Beteiligung entschulden und gewinnt Spielraum, um in neue Geschäftsfelder vorzudringen. Zuletzt war der Familienkonzern mit 1,6 Milliarden Euro verschuldet.

McKesson kann durch die Übernahme beim Einkauf Geld sparen und im harten Wettbewerb in der Großhandelsbranche um die Gunst der Apotheken besser bestehen. Zudem gewinnt der Konzern größere Verhandlungsmacht bei Lieferverträgen mit internationalen Generikafirmen. US-Wettbewerber wie AmerisourceBergen oder Cardinal Health hatten es vorgemacht: Sie gingen zuletzt große Einkaufsbündnisse mit Drogerie- und Apothekenketten ein, um eine größere Marktmacht aufzubauen.