Im Gemeindezentrum der Herz-Jesu-Kirche im Stuttgarter Osten wird geprobt, in der Innenstadt wird musiziert: An diesem Freitag präsentiert der Philharmonia Chor unter der Leitung von Johannes Knecht Mozarts Requiem im Beethovensaal der Liederhalle

Lokales: Armin Friedl (dl)

S-Ost - Eine Geschichte, die immer noch für Gänsehaut-Stimmung gut ist: Wer war denn damals der geheimnisvolle Auftraggeber, der Wolfgang Amadeus Mozart mit dem Komponieren eines Requiems betraut hat? Und wie waren die näheren Umstände von Mozarts Tod im Jahre 1791? Gerade mal die Hälfte dieses letzten Werks von Mozart stammt von ihm selbst in Notation und Ideenskizzen, mitten in der Arbeit an dieser Komposition ereilte ihn der Tod. Vollendet in der heute üblicherweise gespielten Version haben es dann in den späteren Jahren andere, Mozart nahestehende Komponisten.

 

Das ist ganz große Oper

Auf jeden Fall: „Mozarts Requiem ist ganz große Oper“, sagt Johannes Knecht. Und der muss es ja wissen: von 2001 bis zum Sommer dieses Jahres leitete er den Chor der Stuttgarter Staatsoper, und seit 2003 ist er künstlerischer Leiter des Philharmonia Chors Stuttgart. Da ist es ja naheliegend, das Mozart-Requiem mal ins Zentrum der aktuellen Aktivitäten zu rücken.

Am 26. Oktober ist es soweit um 19 Uhr im Beethoven-Saal der Liederhalle: Der Philharmonia-Chor singt Mozarts Requiem, begleitet vom Stuttgarter Kammerorchester. Die Solisten sind Anna Avdalyan (Sopran), Seda Amir-Karayan (Alt), Jo Holzwarth (Tenor) und Konstantin Krimmel (Bass). Ebenfalls auf dem Programm stehen „Die Seligpreisungen“ von Franz Liszt in einer Bearbeitung von Johannes Knecht sowie die Choralkantate „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ von Felix Mendelssohn Bartholdy. Der Dirigent dieses Abends ist Johannes Knecht.

Viele Emotionen, sehr ergreifend

Die Chorsängerin Ursula Hofmeister freut sich schon auf diesen Auftritt: „In dem Requiem sind viele Emotionen drin, das ist alles sehr ergreifend.“ Und Knecht ergänzt: „Das Publikum kennt den Text eigentlich meist ganz gut. Für ein Chorkonzert bedeutet das, dass man diese Geschichte hier mit all ihren Nuancen einmal detailliert erzählen kann.“

Knecht als Dirigent ist da die richtige Wahl, hat er doch an der Stuttgarter Oper bei zahlreichen Inszenierungen von Mozart-Opern führend mitgewirkt: „Ich will schon behaupten, dass ich mich da gut auskenne. Und dieses Stück kann seine Herkunft aus Mozarts Hand nicht verleugnen.“ Hinzu kommt, dass in diesem Rahmen die Konzentration ganz der Musik gilt: „Im Musiktheater wird ja mit Szenerien, mit Bildern und Bewegungen gearbeitet. Das ist hier nicht drin. Wir müssen uns hier ganz eng an die Vorgabe des Komponisten und seine Intentionen halten“. Und Knecht fügt hinzu: „Als Musiker sind wir das ja auch gewohnt.“ Und das gefällt ebenso Hofmeister und dem Philharmonia-Chor: „Wir freuen uns darauf, dass wir uns wieder mal ganz einem Werk von Mozart widmen können.“ An Requien und vergleichbaren Stücken herrscht ja nun kein Mangel, seien es jene von Brahms oder Verdi, die „Missa Solemnis“ von Beethoven, ganz zu schweigen von den Bach-Passionen, die alle schon mehrfach von dem Chor interpretiert wurden. „Das Mozart-Requiem machen wir dann erst zum zweiten Mal. Das erste Mal war vor ungefähr zehn Jahren.“ Hofmeister zur Zurückhaltung des Chores: „Wir haben uns auch deshalb zurückgehalten, weil wir wissen, dass dieses Stück gerne von vielen anderen Chören aufgeführt wird. Aber jetzt sind wir der Meinung, dass wir da auch mal wieder dran sind.“

Chor und Dirigent haben Überraschungen parat

Die Probenarbeit selbst verspricht viel Spannung und Überraschendes. Hofmeister: „Einige Mitglieder unseres Chores haben das Mozart-Requiem schon sehr häufig gesungen, da sie auch noch bei anderen Chören mitmachen. Und gleichzeitig gibt es jüngere Mitglieder, die das Werk noch nie öffentlich gesungen haben.“

Eine eindeutige Idee gibt es also vonseiten des Chores nicht, wie der Abend zu erklingen hat, einige Vorstellungen aber schon. Das bestätigt auch der Dirigent: „Die Aufführung vor zehn Jahren haben wir mitgeschnitten. Nachdem ich sie gehört habe, muss ich sagen: Heute will ich vieles anders machen.“ Also hat auch Knecht eine ganz gute Vorstellung davon, wie das Konzert am 26. Oktober zu klingen hat. Knecht: „Ich habe immer konkrete Vorstellungen davon bei Probenbeginn. Ich lasse mich aber auch immer gerne davon überraschen und davon auch überzeugen, was der Chor bietet.“