Unweit des Deutschen Landwirtschaftsmuseums in Stuttgart-Plieningen entsteht derzeit der erste Abschnitt des größten und modernsten Forschungsgewächshauses in Deutschland. Dafür wird eine beeindruckende Summe investiert.

Plieningen - Mit dem Phytotechnikum entsteht auf den Fildern derzeit das größte und modernste Forschungsgewächshaus in Deutschland. Ende dieses Jahres soll der erste Bauabschnitt fertiggestellt sein. Rund 1360 Quadratmeter Fläche könnten dann gleich genutzt werden.

 

Stefan Rühle, Leiter der Serviceeinheit Hohenheimer Gewächshäuser (SHG), wäre glücklich, wenn die Inbetriebnahme in diesem Jahr erfolgen würde. „Das wäre dann noch einmal ein besonderes Ereignis im Jubiläumsjahr“, sagt er. Bislang liege man recht gut in der Zeit. Nicht nur der erste Teil des modular aufgebauten Großgewächshauses mit verschieden großen Pflanzkammern könnte dann bereits im Winter genutzt werden. Auch Rühle selbst könnte dann sein neues Büro nahe dem Deutschen Landwirtschaftsmuseum beziehen. Derzeit residiert er noch im Untergeschoss des Universitätsgebäudes an der Fruwirthstraße. Dort hat er das Multimillionenprojekt auch stets im Blick – auf Plänen, die die Wände seines Büros zieren.

Neubau soll 13 Forschungsgewächshäuser ersetzen

Das neue Forschungsgewächshaus soll „bis in sieben, acht Jahren“, so Rühles Einschätzung zur Gesamtbauzeit, komplett erstellt sein. Es wird dann die 13 Forschungsgewächshäuser ersetzen, die derzeit auf dem Campus der Uni Hohenheim verteilt sind. „Diese sind in die Jahre gekommen“, sagt Rühle, „sie sind teils nicht mehr sicher.“ Kürzlich hat er eines aus technischen Gründen stilllegen müssen.

Dass statt der bislang mehr als 12 000 Quadratmeter Fläche künftig nur noch knapp die Hälfte unter der Haut aus doppelwandigem Glas und Stahl zur Verfügung steht, sei kein Problem. „Im neuen Phytotechnikum können wir den Wünschen der Institute viel flexibler gerecht werden“, so Rühle. Zwischen sechs und 120 Quadratmeter groß sind die einzelnen Pflanzkammern. Weil jede der Kammern individuell angesteuert werden kann, was Beleuchtung, Wärme oder Luftfeuchtigkeit angeht, könne man nahezu alle globalen Klimazonen-Bedingungen realisieren.

Deutlich geringerer Energieverbrauch

Das Phytotechnikum soll auch deutlich weniger Energie benötigen als die noch im Betrieb befindlichen Gewächshäuser. Das Energiesparpotenzial sei recht hoch, wie die Verbrauchszahlen des 2014 in Betrieb genommenen Sammlungsgewächshauses zeigen. Nur noch rund die Hälfte der seither benötigten elektrischen Energie wird dort nun verbraucht. Bei den Heizkosten seien die Werte ähnlich positiv.

Auf den Labor- und Verwaltungsbauten, deren Fassaden Holzverkleidungen erhalten, werden zudem Fotovoltaikanlagen installiert. Auch eine fast 400 Kubikliter Wasser fassende Zisterne zum Auffangen des Regenwassers ist bereits installiert. Mit diesem werden die Pflanzen bewässert. Die Beheizung des Forschungsgewächshauses erfolgt über das Nahwärmenetz der Uni.

Auch Laborräume wird es vor Ort geben

„Es entstehen auch Laborräume, damit erste Untersuchungen vor Ort erfolgen können“, sagt Rühle. Pflanzen, die für Untersuchungen in den Instituten benötigt werden, werden künftig mit einem Elektrotransporter dorthin gebracht. Überhaupt kann Rühle in dem Glashaus künftig auf viel Hightech bauen. Tausende Meter an Kabeln werden zur Steuerung sämtlicher Anlagen daher derzeit verlegt.

Rühle glaubt nicht, dass die geplanten 50 Millionen Euro reichen werden, um das Projekt komplett finanzieren zu können. Er schätzt, dass die Anlage im Endausbau zehn bis 20 Millionen Euro mehr kostet. Allein die Steigerung der Baupreise sei seit Beginn der Planungen im Jahr 2013 enorm. „Da müssen wir aber einfach abwarten, wie sich alles weiterentwickelt – auch zeitlich.“ Bis er in anderthalb Jahrzehnten in den Ruhestand gehe, feixt Rühle „wird aber sicher alles stehen und gut funktionieren“.