Das Böblinger Klassik-Highlight soll unter 2-G-Bedingungen, dafür aber ohne weitere Einschränkungen bei Bestuhlung und Programmgestaltung auskommen. Künstlerischer Leiter sichtet spannende Talente beim Beethoven Klavierwettbewerb Wien.

Böblingen - Am 7. Januar 2022 soll das Internationale Pianistenfestival Böblingen wieder in gewohnter Weise im Württembergsaal in der Kongresshalle stattfinden. Mit „gewohnter Weise“ meinen die Organisatoren, dass wieder vier Solo-Konzerte und ein Kammermusikabend im Zeitraum von Anfang Januar bis Anfang Februar stattfinden können. Voraussetzung für den Konzertbesuch wird ein 2-G-Nachweis sein.

 

Wenn die Corona-Situation es zulässt, sollen auch wieder die üblichen Bestuhlungspläne umgesetzt werden. „So wird es uns möglich sein, das Abonnement wieder aufleben zu lassen“, kündigt die Festivalleitung an. Eine gute Nachricht für die zahlreichen treuen Gäste der renommierten Konzertreihe, die zuletzt pandemiebedingt von Verschiebungen, Programmänderungen und strengen Auflagen geprägt war. So fand das Pianistenfestival 2020 nach zwei Verlegungen erst im Juni und in deutlich reduziertem Umfang statt.

Programmschwerpunkt: Junge Romantik

Themenschwerpunkt des Pianistenfestivals im Jahr 2022 wird die Junge Romantik sein. Festivalleiter Ulrich Köppen: „Gespielt werden natürlich auch bekannte und weniger bekannte Werke von Schubert, Schumann und anderen. Aber es hat den Pianistinnen und Pianisten viel Freude bereitet, mit mir gemeinsam in die Ecken der Repertoireschatzkisten zuschauen, die nicht so oft berücksichtigt werden.“ So erklingen unter anderem attraktive Raritäten wie die Klaviersonaten von Louis Spohr und Carl Maria von Weber oder Lieder ohne Worte von Mendelssohn-Bartholdy.

Beim Kammermusikkonzert ist erneut der Spitzen-Klarinettist Sebastian Manz zu Gast. Seine Einspielung aller Klarinettenkompositionen von Carl Maria von Weber hat unter anderem den deutschen Schallplattenpreis erhalten. Die Konzertbesucher erwartet bei seinem Gastspiel am 4. Februar unter anderem ein hochvirtuoses Werk von Carl Maria von Weber, dem Komponisten der Oper „Der Freischütz“.

Einige Nachholtermine

Auf dem Programm für das kommende Festival stehen neben Fabian Müller (7. Januar) und der Brahms-Klavierwettbewerbs-Siegerin Fuko Ishii (21. Januar) auch zwei Nachholtermine an: Der in den USA lebende Brasilianer Ronaldo Rolim (14. Januar) und der Südkoreaner Jong Hai Park (28. Januar) sollten bereits im Rahmen des diesjährigen Festivals auftreten. Wegen der Corona-Reisebeschränkungen war dies jedoch in diesem Jahr nicht möglich.

Ebenfalls nachgeholt werden soll am 6. Mai das Frühlingskonzert mit dem Süddeutschen Kammerorchester Pforzheim im Sparkassen-Forum. Bei dieser Veranstaltung, die kein offizieller Bestandteil des Festivals ist, steht das zweite Klavierkonzert von Beethoven auf dem Programm.

Beethoven begegnet einem im Wien an jeder Ecke

Apropos Beethoven: Ob Beethoven der bedeutendste Komponist der Musikgeschichte gewesen ist, mag dahingestellt sein. Er selbst hat es sehr wohl so gesehen, und war deswegen so verzweifelt über seine zunehmende Taubheit: „Es fehlte wenig, und ich endigte selbst mein Leben – nur die Kunst, sie hielt mich zurück“, schrieb er 1802 in Wien-Heiligenstadt. Dort wohnte Beethoven in einem recht ansehnlichen Haus mit Innenhof und Garten. In der Donaumetropole kommt einem Beethoven nahezu aus jeder Straßenecke entgegen. Was kein Wunder ist, denn in den 35 Jahren, die er in Wien verbrachte, ist er über 60 Mal umgezogen, wobei er zeitweise auch mehrere Wohnsitze gleichzeitig nutzte.

Festivalleiter holt Wettbewerbsgewinner nach Böblingen

Zu den Saisonhöhepunkten in Österreichs Hauptstadt gehört alle vier Jahre der Internationale Beethoven Klavierwettbewerb Wien. Der künstlerische Leiter ist Jan Jiracek von Arnim – ein oft und gern gesehner Gast in Böblingen. An dem 32-Beethoven-Sonaten-Projekt im Rahmen des Festivals hat er eindrucksvoll mitgewirkt.

Einen Eindruck von der unglaublichen Musikkultur dieser Stadt vermittelt auch die schiere Zahl von rund 800 Konzerten, die dort in den zehn Monaten, die die Saison dauert, im Musikvereinsgebäude stattfinden. Eines davon war kürzlich im legendären Goldenen Saal das Finalkonzert des Beethoven-Wettbewerbs, das Ulrich Köppen sich angesehen hat. „Voraussichtlich werde ich zwei der insgesamt drei Preisträger verpflichten. Zugesagt habe ich bereits Dasol Kim, der 2017 einen fulminanten Klavierabend in Böblingen gegeben hat, unter anderem mit der Liszt-Sonate“, freut sich der künstlerische Leiter des Böblinger Festivals.

Finalkonzert in der Mediathek

Der 27-jährige deutsche Pianist Aris Alexander Blettenberg hat den 1. Preis des 16. Beethovenwettbewerbs gewonnen. Er überzeugte die Jury mit seiner Darbietung von Ludwig van Beethovens Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 C-Dur op. 15. Dasol Kim aus Südkorea und der Österreicher Philipp Scheucher teilten sich den zweiten Platz.

Das Finalkonzert kann man auf der Homepage des Wettbewerbs noch erleben (die Internetadresse: mediathek. dw.ac.at/ BeethovenCompetition2021).

Termine und Vorverkauf

7. Januar
 Beim Eröffnungskonzert spielt Fabian Müller unter anderem Werke von Franz Schubert und Ludwig van Beethoven.

14. Januar
 Der gebürtige Brasilianer Ronaldo Rolim interpretiert unter anderem Stücke von Frédéric Chopin und Robert Schumann.

21. Januar
 Brahms-Wettbewerbs-Siegerin Fuko Ishii präsentiert Werke von Beethoven, Brahms und Schubert.

28. Januar
 Der Südkoreaner Jong Hai Park spielt unter anderem Felix Mendelssohn-Bartholdy, Franz Schubert und Franz Liszt. 

4. Februar
 Sebastian Manz (Klarinette) und Danae Dörken (Klavier) spielen Musik von Weber beim Kammermusikabend.  

Vorverkauf
 Karten sind ab jetzt bei der Kreiszeitung Böblinger Bote unter Telefon (0 70 31) 6200  29 erhältlich. Mehr Infos unter www.pianistenfestival-bb.de im Netz.