Piano-Transporte Heinzmann aus Stuttgart-Plieningen hat sich auf ein seltenes Metier spezialisiert: die Instrumentenbeförderung. Damit trauen sie sich an etwas, vor dem Möbelpacker bei Umzügen in aller Regel zurückschrecken.

Plieningen - Karlheinz Heinzmann ist ein Loriot-Fan. Vom Nachbarn hat er sich mal die Komplett-Sammlung ausgeliehen und durchgeschaut, „da kommst du nicht mehr weg“. Einen Sketch kennt der Plieninger besonders gut, denn wie oft ihm schon jemand „Ein Klavier, ein Klavier!“ entgegengerufen hat, das kann er längst nicht mehr zählen. Wieso? Karlheinz Heinzmann hat jahrzehntelang Klaviere durch die Gegend getragen.

 

Die Firma Heinzmann hat sich auf den Piano-Transport spezialisiert. Klaviere, Flügel und Cembalos werden von A nach B befördert. Die 1983 gegründete Firma sitzt in Plieningen, auf dem Fasanenhof sowie in Bernhausen sind das Lager und das Büro. Im Jahr 2011 hat der Sohn Günther die Firma übernommen. „Ich bin jetzt 71, ich muss nicht mehr schleppen“, sagt der Seniorchef und lacht.

Möbelpacker tun sich sehr schwer

Laut Karlheinz Heinzmann wird das Unternehmen rege gebucht. „Wir sind täglich voll ausgelastet.“ Das liege an der bislang schadenfreien Arbeit. Mitbewerber gebe es zudem nur sehr wenige. Im Großraum Stuttgart sei man gerade mal zu dritt und kollegial verbunden. Im Umkreis von 100 Kilometern werden von den Heinzmanns Instrumente abgeholt und geliefert. Kunden sind Händler, Musiker, Schulen, Kirchen, Kulturbetriebe, Konzertveranstalter, ebenso Privatleute, die ihr bestes Stück zur Reparatur oder in die neue Wohnung bringen lassen. Möbelpacker lassen in der Regel die Finger von Klavieren oder Flügeln. „Oft fehlt das Know-how“, sagt Karlheinz Heinzmann.

Die Preise richten sich nach Entfernung und Stockwerk

Das Knifflige sei in erster Linie das Gewicht. Etwa 120 bis 250 Kilogramm bringe ein Klavier auf die Waage, bei Flügeln gehe die Skala bis gut und gerne 450 Kilo, „das sind richtige Brummer“. Auseinanderbauen ließen sich die Instrumente oftmals nicht. Also heißt es: in einem Stück hieven. „Alles mit Muskelkraft“, sagt der Firmengründer. Oftmals seien Treppenhäuser zudem sehr eng, da sei Erfahrung gefragt, um erstens nicht die wertvolle Fuhre und zweitens nicht den Rücken zu schädigen. Zuvor werden die Musikinstrumente eingepackt, gepolstert und vergurtet. Die Preise richteten sich nach Entfernung und Stockwerken. In der Regel rücke man zu viert aus und wechsele sich beim Tragen ab. „Wir sind keine Übermenschen“, sagt Karlheinz Heinzmann, „jeder Handwerker, jeder Maurer auf dem Bau muss auch schwer arbeiten.“

In knapp 40 Jahren hatten die Experten schon viel Edles an ihren Gurten, auch den berühmten Glasflügel von Udo Jürgens. „Viele prominente Leute“, sagt er – und schweigt. Doch längst nicht nur die oberen Zehntausend buchen die Transporteure. „Früher waren Klaviere etwas für reiche Leute, heute sind sie erschwinglich.“ Demnach wird immer häufiger auch in normale Wohnungen geliefert. So wie zu Familie Panislowski aus dem berühmten Loriot-Sketch von 1978. Und bis heute heißt es dabei: „Ein Klavier, ein Klavier!“