Ryanair wird am Freitag wieder bestreikt und streicht Flüge in Deutschland. Gewerkschaftsvertreter befürchten ein europaweites Flugchaos.

Berlin - Der irische Billigflieger Ryanair rechnet wegen des Streiks seiner Piloten in Deutschland am Freitag mit dem Ausfall von 35 bis 45 Flügen. Dies erklärten Marketing-Chef Kenny Jacobs und der für das operative Geschäft zuständige Vorstand Peter Bellew am Donnerstag in einer Telefonkonferenz. Insgesamt würden damit aber rund 90 Prozent der geplanten Flüge von und nach Deutschland stattfinden. Ryanair kritisierte den Arbeitskampf der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC). Man habe die Bereitschaft signalisiert, über eine Schlichtung in vier bis fünf Wochen eine Einigung im Tarifkonflikt zu finden. Aber VC halte dafür fünf Monate für nötig, sagte Bellew.

 

VC hatte am Mittwochabend erklärt, man rufe Ryanair-Piloten dazu auf, ab Freitagmorgen gegen drei Uhr die Arbeit für 24 Stunden niederzulegen. Man habe sich noch nicht einigen können, „was wir schlichten wollen, wie wir schlichten wollen und wer geeigneter Schlichter sein könnte“, hatte VC erklärt.

Für Freitag haben auch Flugbegleiter in mehreren europäischen Ländern zu Streiks aufgerufen. Ryanair hatte angekündigt, deshalb rund 150 von insgesamt 2400 geplanten Flügen zu streichen. Zunächst blieb unklar, ob sich die Zahl wegen des Piloten-Streiks in Deutschland damit europaweit erhöhen könnte.

Aus Sicht von Gewerkschaften riskiert Ryanair durch die Absage zu weniger Flüge beim europäischen Streik am Freitag ein Luftverkehrs-Chaos. „Indem es angesichts des morgigen Streiks nicht genügend Flüge annulliert, verhält sich Ryanair unverantwortlich und riskiert Spannungen und Unsicherheiten für Flughafenmitarbeiter, eigene Beschäftigte und Passagiere“, erklärte die belgische Gewerkschaft CNE am Donnerstag. Am Flughafen Charleroi nahe der belgischen Hauptstadt Brüssel etwa drohe angesichts von bis zu 20 000 erwarteten Passagiere Unruhe.

Piloten und Flugbegleiter streiken seit Jahresbeginne wiederholt

Wegen des angekündigten Ausstands von Beschäftigten in Spanien, Portugal, Belgien, Italien und den Niederlanden hatte die Airline bereits 150 von 2400 Europa-Flügen abgesagt. Wegen der zusätzlichen Teilnahme der deutschen Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) sollen weitere 35 bis 45 Flüge von und nach Deutschland ausfallen.

Piloten und Flugbegleiter der irischen Airline streiken seit dem Jahresbeginn wiederholt. Sie fordern höhere Löhne und die Anwendung des jeweiligen nationalen Arbeitsrechts, nicht nur des irischen. Die EU-Kommission hatte Ryanair unlängst ermahnt, sich hierbei an geltendes europäisches Recht zu halten.