Einige Weinmacher im Remstal sind schon seit Jahrzehnten bei der Entwicklung pilzwiderständiger Sorten mit dabei. Mit Erfolg, wie Auszeichnungen belegen.

Achim Stilz ist hier im Remstal einer der Pioniere in Sachen Piwi – den pilzwiderständigen Weinsorten, auf die nicht zuletzt angesichts verstärkter Anstrengungen in Richtung Natur- und Artenschutz durch reduzierten Pflanzenschutz verstärkt Hoffnungen gesetzt werden. 1992 hat der Schnaiter Wengerter seine ersten Reben gepflanzt bei denen die Hoffnung bestand, dass sie weniger anfällig für Oidium oder Peronospora sind und entsprechend weniger Pflanzenschutz gegen die Rebkrankheiten brauchen.

 

„Neue Reben braucht das Land“

Zu den allerersten habe er damals anfangs der 1990er-Jahre nicht gehört, sagt Stilz gewohnt bescheiden. Er sei bei denen mit dazu gestoßen, die sich schon einige Jahre mit dem Thema beschäftigten. Aufgefallen ist ihm bei den ersten Treffen derer, die auf neue, robustere Sorten setzen wollten, vor allem Piwi-Pionier Klaus Rummel aus der Pfalz, der dort immer mit einem Schild unterwegs war, auf dem stand: „Neue Reben braucht das Land“.

Ihm wiederum sei angesichts einer Startproblematik ganz anderer Art klar geworden, dass die Einführung und die Konzentration auf diese widerstandsfähigen Sorten nicht einfach werden würde. „Wein braucht kein Mensch, der will ihn nur, wenn er gut schmeckt“, sagt Stilz. Da spiele letztlich bei der Auswahl die ökologische, biologische oder artenschutztechnische Besonderheit keine Rolle. Keiner trinkt gern schlechten Wein – und gerade das war geschmacklich bei den Piwis der ersten Generationen einfach ein Problem. „Wenn ich einen neuen Wein erfinde, dann muss der mindestens so gut sein, wie die Bestehenden.“

Internationale Kontakte sind wichtig

Er sei erst zehn Jahre später dazu gekommen, sagt beim Treffen in der neuen Kelter des Weinguts Kuhnle in Strümpfelbach Hausherr Werner Kuhnle. Er hat dafür inzwischen wohl die beste Beziehungen in Sachen widerständige Sorten zu Rebspezialisten etwa in der Schweiz. Und für die eigenen Piwis kann das Strümpfelbacher Weingut längst eine ganze Latte an Preisen vorweisen. Etwa mit dem Erfolg des Monarch beim Wettbewerb „Best of Freiburger Piwis 2021“.

Seit Jahren schon richtet das Staatliche Weinbauinstitut Freiburg (WBI) als einer der führenden Rebenzüchter für pilzwiderstandsfähige Rebsorten in Deutschland einen Weinwettbewerb für die hauseigenen neuen Sorten aus. Selbst Weine aus Österreich, Südtirol, den Niederlanden und sogar aus Dänemark seien diesmal beteiligt gewesen, heißt es in der zugehörigen Mitteilung. Die Hauptgruppe allerdings bildeten Weine aus den deutschen Anbaugebieten. Neben Weinen aus Baden hätten sich dabei vor allem auch die Württemberger mit ihren Erzeugnissen der Jury gestellt.

Die Freiburger Piwi-Sorten hätten inzwischen einen bedeutenden Ruf in der Weinwelt erlangt, heißt es in den Erläuterungen zum eigens für diese Sorten ausgelobten Weinpreis. Zum Beispiel die Weißweinsorten Bronner, Johanniter, Helios, Muscaris, Souvignier Gris und Solaris. Beim Rotwein sind es verschiedene Cabernet Sorten sowie der Monarch, Baron und Prior. Alle haben eine gute Resistenz gegen die derzeit in den Weinbergen für massive Probleme verantwortlichen Rebkrankheiten Peronospora und Oidium, so schreibt das Freiburger Institut. Und sie hätten durch die langjährigen Züchtung ihren fremden – für manche zunächst befremdlichen – Beerengeschmack abgelegt. Sie seien „zu wahren Glanzlichtern in der Weinszene geworden“, sagte der Landwirtschaftsminister Peter Hauk bei einer der Preisverleihungen für die Besten unter den Pilzwiderständigen.

Erfolge haben die Remstäler mit ihren pilzwiderständigen Sorten aktuell auch bei der jüngst entschiedenen und von der Organisation Piwi-International durchgeführten „Piwi International Wine Challenge“. „Die beteiligten Remstäler Weingüter konnten mit ihren Ergebnissen mehr als zufrieden sein“, schreibt Dieter Simon, Chefredakteur der Fachzeitschrift Bonvitas. Beim Wettbewerb hat das Weingut Im Hagenbüchle aus Weinstadt-Schnait mit seinem Johanniter die höchste Auszeichnung „Top Gold“ erreicht. Das Weingut Kuhnle aus Strümpfelbach erreichte mit seinem Cabernet Blanc und dem Souvignier Gris zweimal Gold. Silbermedaillen gab es beim Wettbewerb, bei dem außer Betrieben aus Frankreich, Italien, Schweiz und Österreich auch Newcomer aus Polen, Tschechien oder Schweden mit dabei waren, für die Weingüter Wissmann-Stilz Schnait) und Singer/Bader (Korb).

Das Fazit der Piwi-Weinmacher beim Treff in Stümpfelbach: „Es war für die Remstäler eine gute Darstellung dieser zukunftsträchtigen und qualitätsvollen Rebsorten, die auch vom weinbaulichen Aspekt her gut zu unserer Heimat passen und dem Weinbau Zukunft versprechen.“