Wer Taschen oder Wertsachen im geparkten Fahrzeug zurücklässt, kann in Stuttgart derzeit leicht das Opfer von Autoknackern werden. Eine Serie scheint nicht zu enden.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Mehr als fünf Stunden bleibt die Tat im Parkhaus unentdeckt. Dabei macht es ganz schön Lärm, die Seitenscheibe eines Porsche Cayenne zu zertrümmern. Und auch hinterher ist das Erscheinungsbild des aufgebrochenen Wagens nicht gerade unauffällig. Der Porsche ist eines von nunmehr 20 Fahrzeugen, die seit Anfang Dezember in Parkhäusern und Tiefgaragen in Stuttgart von Autoknackern heimgesucht wurden.

 

„Nein, eine Ermittlungsgruppe gibt es noch nicht“, sagt Polizeisprecherin Ilona Bonn. Noch werden die Fälle der Serie dezentral bei den örtlich zuständigen Revieren bearbeitet – in Abstimmung, mit dem steten Blick auf mögliche Zusammenhänge. Zumeist schlagen die Täter in der Innenstadt zu, doch am Wochenende gab es auch in Tiefgaragen in Vaihingen und Stuttgart-Ost Alarm.

Wertvolles auf dem Rücksitz

Geparkte Fahrzeuge scheinen nirgends mehr sicher: In der Nacht zum Samstag drangen Unbekannte in eine Tiefgarage an der Lembergstraße im Stuttgarter Osten ein und knackten einen Opel Corsa sowie einen VW Polo. Am Samstag zwischen 9 und 12.15 Uhr erwischte es die Besitzerin eines A-Klasse-Mercedes, der in der Tiefgarage am Vaihinger Markt geparkt war. Die Seitenscheibe – zertrümmert. Ihre Luxushandtasche auf dem Rücksitz – verschwunden.

Der Porsche Cayenne geriet am Samstag irgendwann zwischen 15 und 20.15 Uhr ins Visier. Der weiße Wagen stand in der Tiefgarage unterm Schillerplatz, die seit dem 8. Januar nun schon zum dritten Mal zu Tatort geworden ist. Die begehrte Beute lag ebenfalls auf dem Rücksitz – eine Luxushandtasche und eine Wollmütze im Wert von mehr als 1000 Euro.

Was über die Täter bekannt ist

Eine weitere Tasche verschwand am Sonntag gegen 3.30 Uhr aus einem BMW, der in der Tiefgarage an der Eichstraße hinterm Rathaus abgestellt war. Zurück blieb eine zertrümmerte Seitenscheibe. Auch dieses Parkhaus ist in den vergangenen zwei Wochen zum dritten Mal heimgesucht worden.

Doch von wem? Die beiden 17-Jährigen, die am 18. Januar im Objekt Eichstraße auf frischer Tat ertappt und trotz Gegenwehr festgenommen werden konnten, dürften nicht die einzigen Tatverdächtigen sein – zumal die Serie munter weiterläuft. „Die beiden Jugendlichen sind bereits polizeilich auffällig gewesen“, sagt Polizeisprecherin Ilona Bonn. Nach der Anzeigenaufnahme wurden sie wieder auf freien Fuß gesetzt. Ganz im Gegensatz zu einem Verdächtigen, der bereits am 26. Dezember im Bereich Wasen in Bad Cannstatt als Autoknacker erwischt worden war. Weil er keinen festen Wohnsitz in Deutschland hat, kam er in Untersuchungshaft.

Am besten nichts im Auto liegen lassen

Ob die Serie einer Gruppierung oder zufälligerweise gleichzeitig agierenden Einzeltätern zuzurechnen ist – darüber dauern die Ermittlungen an. Fest steht nur, dass Autobesitzer nichts offen im Wagen zurücklassen sollten. Und nichts heißt wirklich nichts: Denn die Täter sind nicht gerade wählerisch. Zur Beute zählen neben Luxustaschen auch tragbare Rechner, Elektronik, Kopfhörer, Jacke, Geldbeutel, Aktentasche und Brillen.