Der Intendant Friedrich Schirmer ist weiter auf Erfolgskurs: Mit einem Theatercoup, der Uraufführung des Mega-Bestsellers „Der Vorleser“, eröffnet die Esslinger Landesbühne ihre nächste Spielzeit.

Stuttgart - Die Esslinger Landesbühne bleibt eine tolle Wundertüte. Wer sie auspackt, kann nur staunen über das Angebot, das keine Vergleiche mit großen Theatern zu scheuen braucht. Und nur bewundern kann man das Talent, mit dem der Intendant Friedrich Schirmer über Jahre hinweg Kontakte pflegt, um schließlich große Kaliber an sein mit bescheidenen Mitteln ausgestattetes Haus zu holen. Das gilt erst recht für die kommende Spielzeit, die er mit einem veritablen Theatercoup eröffnet: mit der Uraufführung des „Vorlesers“ von Bernhard Schlink, eines Mega-Bestsellers, der auch als Film ein Welterfolg war und jetzt vom Autor zusammen mit der Regisseurin Mirjam Neidhart eigens für Esslingen dramatisiert worden ist. Premiere: 25. September im Schauspielhaus, vermutlich noch unter restriktiven Corona-Bedingungen.

 

Bühnenstoff liefert auch ein Stuttgarter Massenmörder

Durchgeplant ist die Saison 20/21, der Pandemie zum Trotz, eisern bis zum Sommer nächsten Jahres. Dann wird sie vom jetzt abgesagten Freilichtspiel beendet, von „Shakespeare in Love“ am 5. Juni, basierend auf der preisgekrönten Kinokomödie. Aber vorm verliebten Dichter tauchen in Esslingen noch andere Autoren auf, die wie Schlink zu den Großen zählen: Robert Seethaler mit „Heartbreakin’ – Die Biene und der Kurt“ am 9. Oktober sowie Helmut Dietl und Patrick Süskind mit „Vom Suchen und Finden der Liebe“ am 18. März, zwei weitere hochkarätige Uraufführungen, denen im ersten Fall ein Roman, im zweiten abermals ein Film zugrunde liegt. Dass sich auch Schirmer auf fremde Genres stürzt, mag man bedauern, aber am Ende entscheidet die Qualität des Stoffs. Mit einem Gütesiegel kann sich auch eine vierte Uraufführung schmücken, „Wagner und Fritz“ von Jörg Ehni über den Stuttgarter Massenmörder Ernst August Wagner. Die Inszenierung unter der bewährten Leitung von Dieter Nelle (Regie) und Maria Martinez Pena (Bühne und Kostüme) kommt am 27. September heraus und ergänzt das vom „Vorleser“ eingeleitete Eröffnungswochenende.

Die Esslinger Erfolge lassen sich auch statistisch messen. Die bis zum erzwungenen Saisonabbruch im März erzielten Besucherzahlen ließen Schirmer auf ein „herausragendes Ergebnis“ für diese Spielzeit hoffen. In der Saison davor hatte sein Haus inklusive Abstecherorte 113 000 Zuschauer und damit sogar mehr als das Schauspiel am Stuttgarter Staatstheater.