Rund 38 Kilogramm Plastikmüll produziert jeder deutsche Bundesbürger pro Jahr. Zu diesem Ergebnis kommt der Plastikatlas 2019. Damit liegt Deutschland im Europavergleich in der Spitzengruppe.

Berlin - Die Deutschen gehören zu den größten Plastikmüll-Verursachern in Europa. Wie aus dem am Donnerstag von der Heinrich-Böll-Stiftung und dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) veröffentlichten „Plastikatlas 2019“ hervorgeht, verursachte jeder Bundesbürger im Jahr 2016 durchschnittlich rund 38 Kilogramm Plastikmüll. Das war deutlich mehr als der durchschnittliche EU-Bürger mit 24 Kilogramm zu verantworten hatte. Innerhalb der EU lag nur in Luxemburg mit 50,5 Kilogramm pro Kopf, Irland (46,2) und Estland (42,2) der Kunststoff-Verbrauch noch höher.

 

Aufruf zur Plastikwende

Gegen die weltweite Plastikmüllflut fordern die den Grünen nahe stehende Heinrich-Böll-Stiftung sowie der BUND ein entschiedenes Umsteuern auf mehreren Ebenen. Neben Gesetzen zum Endverbrauch müssten die Hersteller und die petrochemische Industrie stärker in die Pflicht genommen werden, sagte Barbara Unmüßig, Vorstand der Böll-Stiftung. Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger rief zu einer Plastikwende auf. Dazu gehöre ein Verbot von Schadstoffen in Kunststoffen, ein Verbot von Mikroplastik sowie eine massive Reduzierung von Plastikmüll.

Beide wiesen zudem auf eine aktuelle Forsa-Umfrage im Rahmen des „Plastikatlas“ hin. Demnach sprechen sich 83 Prozent der Bundesbürger dafür aus, Abgaben auf Plastikprodukte zu erheben, die von den Herstellern getragen werden. 86 Prozent der Befragten befürworten zudem eine stärkere Beteiligung von Unternehmen an den Kosten für Reinigungsmaßnahmen in Folge der Umweltverschmutzung durch Plastik. 92 Prozent seien für ein Verbot von Plastikmüllexporten in Länder mit unzureichenden Umwelt- und Sozialstandards.

Laut der Untersuchung von Böll-Stiftung und BUND wurden zwischen den Jahren 1950 und 2015 weltweit 8,3 Milliarden Tonnen Plastik produziert. Das entspricht mehr als einer Tonne pro Mensch, der heute auf der Erde lebt. Den größten Teil würden dabei Kunststoffe für Einwegprodukte und Verpackungen ausmachen. Nicht einmal zehn Prozent des jemals produzierten Kunststoffes seien recycelt worden.

Deutschland sei dabei einer der größten Standorte für Kunststoffproduzenten und Kunststoffverarbeiter in Europa, heißt es im „Plastikatlas“ weiter. Verglichen mit seiner Größe trage Deutschland damit eine beträchtliche Verantwortung für die weltweite Plastikverschmutzung.