Knapp 100.000 Euro Platzmiete statt bisher 46.000 Euro: Die Wirte des Stuttgarter Weindorfes sagen endgültig Nein zu den neuen Kosten und kehren nicht mehr nach Hamburg zurück. Darf jetzt auch der Hamburger Fischmarkt nicht mehr nach Stuttgart kommen?

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Keine Buabaspitzle und kein Trollinger mehr in Holzbuden an der Alster: Schwäbische Lebensart verschwindet nun endgültig vom Rathausmarkt in Hamburg. Nach 30 Jahren ist Schluss mit dem Stuttgarter Weindorf im hohen Norden. Schweren Herzen hat Axel Grau, der Geschäftsführer des Vereins Pro Stuttgart, die Absage an das Rathaus der Hansestadt geschickt.

 

„Ich bedauere dies sehr“, sagte der 66-Jährige am Freitag gegenüber unserer Zeitung, der zum Ende seines Berufslebens gern noch mal in Hamburg gefeiert hätte, „aber wir sehen keine Chance mehr, das Weindorf bei diesem Gastspiel wirtschaftlich sinnvoll zu betreiben.“ Bis zuletzt hatten die Schwaben versucht, über alle politischen Kanäle, etwa über den Regierenden Bürgermeister Olaf Scholz für ein Einlenken zu sorgen. Schon im vergangenen Jahr waren die Stuttgarter Wirte aus Protest daheim geblieben, weil die Ämter die Gebühren für die Miete des zentralen Platzes vor dem Rathaus von 46 000 Euro (so viel zahlte man 2015) ohne Vorwarnung auf 125 000 Euro angehoben hatten. Beide Seiten hofften, sich nach dem Zerwürfniss für dieses Jahr einigen zu können. Nach harten Verhandlungen war das Bezirksamt in Hamburg nur bereit, die Miete auf knapp 100 000 Euro zu erhöhen. „Auch bei diesen Kosten ist das Risiko für die Wirte zu groß“, sagt Grau, „wenn es nur regnet oder zu heiß ist, machen sie Verluste.“

Muss jetzt auch der Hamburger Fischmarkt daheim bleiben?

Viele Hamburger Stammgäste seien traurig, auf eines der beliebtesten Straßenfeste in ihrer Stadt erzichten zu müssen, weiß der Pro-Stuttgart-Mann. „Es liegt an den Behörden und nicht an den Hamburgern, warum wir nicht mehr kommen“, stellt er klar. Seit 1986 hatten die Weindorf-Wirte meist im Juli oder August ihre Zelte an der Alster aufgeschlagen. Um die Städtefreundschaft von Stuttgart und Hamburg zu fördern, waren die norddeutschen Behörden bereit, deutlich weniger als die sonst dort übliche Platzmiete zu verlangen. Nach der Feier des 30. Weindorfs im Sommer 2015, das wohl das letzte bleiben wird, beschloss das Bezirksamt die Angleichung an die normale Gebührenordnung. Die 30-jährige „Subvention“ sollte bei dem Fest nun vorbei sein. Der Hamburger Rechnungshof hatte die Sonderregelung für das Weindorf angemahnt.

Muss jetzt auch der Hamburger Fischmarkt daheim bleiben und darf nicht mehr nach Stuttgart kommen? Dagegen spricht sich Axel Grau aus. Rache mag süß sein – aber Schwaben denken anders.