Playstation, Switch oder Xbox stehen bei Jugendlichen ganz oben auf den Wunschzetteln für Weihnachten. Aber in der Region sind die Konsolen überall ausverkauft. Jetzt lockt die Mangelwirtschaft Spekulanten an.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Stuttgart - Die Corona-Pandemie hat nicht nur die Welt der Medizin auf den Kopf gestellt, sondern auch die weltweite Wirtschaft – mit Folgen, die zunehmend spürbar werden. Wegen der globalen Lieferengpässe werden zahlreiche Produkte knapp, Turnschuhe ebenso wie Geschirrspüler. Und dann ist da noch eine Produktkategorie, die nahezu völlig aus den Regalen verschwunden ist – und das zu einem Zeitpunkt, an dem die Nachfrage traditionell stark nach oben geht, weil die Weihnachtszeit näher rückt.

 

Bei zahlreichen Kindern und Jugendlichen stehen Spielekonsolen ganz oben auf den Wunschzetteln, und auch bei Erwachsenen – Vätern meist eher als Müttern – sind Microsoft Xbox, Nintendo Switch oder Sony Playstation (PS5) beliebt. In diesem Jahr allerdings bleiben Eltern mit konsolen-affinem Nachwuchs in der Region Stuttgart nur drei Möglichkeiten: vor einem der Elektronikmärkte zelten, um, wenn mal eine neue Lieferung kommt, ganz vorne mit dabei zu sein. Oder: sich einen Job in einem dieser Läden suchen. Oder: sich schnell nach anderen Weihnachtsgeschenken umschauen.

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Im November 2020 brachte der Elektronikkonzern Sony die Play Station 5 auf den Markt, seither ist sie eigentlich fast immer ausverkauft, im stationären Handel ebenso wie Online. Die Verkäufer in den Elektrofachmärkten sind fast zu bemitleiden – dutzende Male täglich werden sie mit der Frage konfrontiert, wo denn die Spielkonsole zu finden sei. „Wir haben bisher noch keine einzige PS5 ganz normal verkauft“, berichtet der freundliche Mitarbeiter im Media-Markt in Leinfelden-Echterdingen. Das Zauberwort heißt: Warteliste.

Denn wenn tatsächlich mal eine kleine Lieferung angekündigt wird, eröffnet der Markt eine so genannte Vormerk-Datei. Da es sich aber meist nur um einstellige Stückzahlen handle, so der Verkäufer, sei die Liste binnen weniger Minuten gefüllt. Ähnliches berichten alle Märkte in der Region, etwa der Media-Markt in Kirchheim/Teck. „Wenn wir Lieferungen in Aussicht haben, stellen wir einen Aufsteller, mit dem wir auf die Warteliste hinweisen, im Eingangsbereich auf“, erklärt ein Service-Mitarbeiter. Hoffnungslos sei die Situation nicht. Sein Ratschlag: am besten regelmäßig vorbei schauen und – mit etwas Glück – den richtigen Zeitpunkt erwischen. Allzu groß ist das Zeitfenster für den Glückstreffer indes nicht: Binnen einer halben Stunde waren in der vergangenen Woche die angekündigten 28 Playstations vergeben. Wann der nächste Nachschub kommt? Niemand weiß es.

Zocken ist in Coronazeiten sehr beliebt

Auch Jens Luithardt von der Stuttgarter Dependance der Ladenkette Cyberport kennt das Problem: „Wenn wir mal Lieferungen bekommen haben, haben wir diese zuletzt gar nicht mehr Online gestellt“, erzählt er. „Denn wenn wir bundesweit wirklich einmal 300 oder 400 PS5-Konsolen zugeteilt bekamen und die dann ausgeschrieben haben, hatten wir sofort 5000 Bestellungen.“ Deshalb habe man die gerade in Coronazeiten heiß begehrten Konsolen lieber an gute Kunden und auch an Mitarbeiter verkauft – zumal im Netz viel Schindluder mit der PS5 getrieben werde. „Manch einer hat sich fünf Kundenkonten erstellt und gehofft, so an mehr Konsolen zu kommen, die er dann zum doppelten Preis bei Ebay verkaufen wollte.“ Das ist in der Tat ein Problem: Die Mangelwirtschaft lockt professionelle Spekulanten an, die sich besser als Laien mit dem Zocken beim Konsolenkauf auskennen. Das verringert die Chancen zusätzlich.

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Beim Expert-Markt in Deizisau hofft der Mitarbeiter noch auf Besserung vor Weihnachten – allerdings ist auch er bescheiden geworden: „Ein Sony-Vertreter hat uns im November acht Konsolen in Aussicht gestellt.“ Der Saturn-Markt in Esslingen führt, wenn es sich denn lohnt, ebenfalls Wartelisten: „Eine ständige Liste zu führen, bringt überhaupt nichts“, erklärt der Verkäufer. „Denn wenn kein Nachschub kommt, brauchen wir auch keine Warteliste.“

Bei der Xbox ist die Lage ähnlich

Nicht einmal bei Toll Relation, der für die Sony Interactive Entertainment zuständigen PR-Agentur, wagt man eine Prognose, wann sich die Lage entspannen könnte. „Das wäre schlicht unseriös“, sagt ein Mitarbeiter. Immerhin seien bis Ende Juli 2020 weltweit mehr als 10 Millionen PS5 ausgeliefert worden. Aber in der Tat übersteige die Nachfrage bei weitem das Angebot, heißt es. Schuld daran seien die Coronapandemie und der Rohstoffmangel für die Chipherstellung. Dies treffe die gesamte Gaming-Branche, besonders aber jene Anbieter, die aktuell besonders begehrte Konsolen produzieren. Das bestätigt auch Jens Luithardt: „Bei der Xbox von Microsoft ist die Lage ähnlich.“

Im Internet hat der Kampf um die Konsolen teilweise absurde Züge angenommen. Mittlerweile gibt es diverse Live-Ticker, die sofort darüber informieren, wenn wieder irgendwo irgendein Anbieter ein paar Geräte hat. Der Ansturm ist dann so groß, dass selbst die Schnellsten scheitern. Selbst wer eine Konsole gefunden und in den Online-Warenkorb gelegt hat, ist noch nicht auf der sicheren Seite. Immer wieder komme es vor, dass die Buchung nicht klappe. „Man braucht da wirklich viel Geduld und viel Durchhaltevermögen“, sagt der Mitarbeiter von Toll Relation.