Etwa 800 Haushalte waren von einem Stromausfall in Plochingen und Reichenbach betroffen. Der Grund dafür war möglicherweise ein spitzer Stein.

Plochingen - Etwa 800 Haushalte sind am Freitagvormittag in Reichenbach und in den Plochinger Stadtvierteln Lettenäcker und Im Burris ohne Strom gewesen. Der Grund waren Reparaturarbeiten in Reichenbach, die einen Stromzufluss sperrten, und ein Schaden am Erdkabel in der Plochinger Lettenackerstraße, der den zweiten Stromzufluss unterbrach. „Die Störung begann um 5.36 Uhr durch einen Defekt an einem 10 000-Volt-Mittelspannungserdkabel“, so der Pressesprecher der Netze-BW, Ulrich Stark. Bei den meisten Haushalten war der Strom nach einer Stunde wieder da, doch bei 100 Haushalten in Reichenbach und 150 Haushalten in den den Lettenäckern dauerte es länger.

 

Gegen 10 Uhr sind die Mitarbeiter der Netze-BW vor Ort und fräsen den Asphalt auf. Weiter oben am Kreisverkehr steigen Leute aus dem Bus. Eine Frau macht sich Sorgen um ihren Mann, der eine Sauerstoffpumpe braucht, aber sie weiß, im Notfall funktioniert die Sauerstoffzufuhr drei Tage lang auch ohne Strom. „Ich kann nicht kochen“, klagt sie, und „die vielen Sachen in der Gefriertruhe. Wenn man hier oben wohnt, muss die Friere ja immer voll sein“, dann zieht sie mit ihrem Trolly weiter.

Vom geschlossenen Garagentor bis zum Gaskocher

„Was kein Kaffee?“ „Du kriegst Kaffee, wenn du Strom bringst“, sagt die freundliche Bäckerei-Verkäuferin zu dem braungebrannten Mann im blauen Polohemd. Beim Daimler nennen ihn alle nur „Schatzi“. Bei Stavros Chatzipanagiotou hat heute früh schon die Nachbarin geklingelt, weil ihr elektrisches Garagentor nicht aufgegangen ist. Sie hat nicht gewusst, wie sie ins Geschäft kommen soll. „Kein Problem“, sagte der Grieche gelassen, „ich fahr dich.“ Und jetzt ist er zurück und will sich mit Kaffee stärken, aber den gibt es nicht.

Ansonsten kommt die Mitarbeiterin der Bäckerei klar. Die Kasse hat einen Nothebel, mit dem man sie sich auch ohne Strom öffnen lässt, und gerechnet wird mit dem Taschenrechner. Stavros Chatzipanagiotou stärkt sich mit einer Zigarette und geht heim. Den griechischen Mokka braut er sich zuhause sowieso immer mit dem Gaskocher, dann schmeckt er besser und bekommt genug Schaum.

Im Supermarkt bleibt es dunkel

Im Intermarkt begrüßt man sich heute nicht mit „Guten Morgen“, sondern mit „auch kein Strom?“ Es ist merkwürdig still, kein Kühlaggregat summt, kein Gebläse brummt, der Verkaufsraum ist zappenduster. Die Verkäuferin Tatjana Leipi verkauft heute nur abgepackte Ware, weil die Waagen nicht tun. Die Postfiliale, die sie zusätzlich betreibt, steht still, weil die Scanner ausgefallen sind. Eine blonde Frau lässt ihre Pakete einfach vor dem Tresen stehen: „Meine Güte“, sagt sie „ich habe heute die Handwerker zum Mittagessen eingeladen, ich kann ja nichts kochen.“ Sie kommt mit Tatjana Leipi überein, dass sie die Schnitzel auch auf dem Balkongrill braten könnte.

Der EnBW-Techniker an der Baustelle telefoniert. Während der Schaden in Plochingen erst am Samstagabend behoben sein wird, ist hat man in Reichenbach die Leitung gerade überbrückt und kann den Strom nach Plochingen leiten. Um 11.07 Uhr sind schließlich alle Anschlüsse wieder am Netz.

Erdschlüsse sorgen für Stromausfälle

Der Grund für den Ausfall war ein Schaden am Kabel. „Zu Kurzschlüssen kommt es durch spitze Steine, oder Erdbewegungen, die die Kabel verschieben, oder durch Haarrisse beim Verlegen“, erklärt Ulrich Stark. Erdkabel halten etwa 40 Jahre und sind viel weniger anfällig als Freileitungen. Weil im Kreis Esslingen die meisten Kabel unterirdisch verlaufen, seien Stromausfälle sehr selten. Allerdings fiel vor wenigen Tagen auch der Strom in Nürtingen komplett aus, was zu erheblichen Behinderungen und Kosten führte.