Schülerinnen und Schüler der Oberstufe des Albert-Schweitzer-Gymnasiums in Leonberg diskutierten online mit Politikern aus der Region.

Leonberg - In Zeiten wie diesen muss man alternative Wege finden“, sagte Sandra Heyn, die Schulleiterin des Leonberger Albert-Schweitzer-Gymnasiums zum Auftakt eines etwas anderen politischen Frühstücks. Gerade jetzt sei Politik nicht weniger wichtig, so Heyn und Demokratiebildung werde an der Schule großgeschrieben.

 

Pandemiebedingt nur online

Die Veranstaltung, bei der Politiker aus der Region Fragen der Schülerinnen und Schüler beantworten, hat am ASG Tradition. Schon im vergangenen Jahr musste sie pandemiebedingt im Online-Format stattfinden, allerdings ohne das eigentliche „Frühstück“ in kleinen Runden mit den Politikerinnen und Politikern. Dieses wurde nun in Gruppensitzungen ebenfalls online nachgebildet, wenn auch ohne Kaffee und Brezeln.

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Bei der anschließenden Podiumsdiskussion hörten 125 Oberstufen-Schülerinnen und -Schüler der Klassen 11 und 12, was die sechs Politiker auf ihre Fragen zu sagen hatten. Mit dabei waren Tobias Bacherle, grüner Bundestagsabgeordneter, Marc Biadacz, CDU-Bundestagsabgeordneter, Jasmina Hostert, SPD-Bundestagsabgeordnete, Miguel Klauß, AfD-Landtagsabgeordneter, Utz Mörbe (Die Linke) aus Weil der Stadt und Florian Toncar, FDP-Bundestagsabgeordneter, der allerdings nur im ersten Teil.

Corona ist Thema Nummer eins

Der Gemeinschaftskunde-Leistungskurs der Klasse 12, die kurz vor dem Abitur steht, hat mit seiner Lehrerin Elisa Butz das virtuelle Treffen vorbereitet. Natürlich standen Corona, die Impfkampagne, Corona-Demos und Querdenker-Spaziergänge auf dem Themenblock, die Rolle der sozialen Medien angesichts von Fake News und Morddrohungen an Politiker, aber auch eine Nachbetrachtung der Bundestagswahlen samt der Rolle der Parteien und Fehler einzelner Politiker sowie die internationale Politik und der Ukraine-Konflikt. „Die Themen haben die Schüler komplett selbst ausgewählt und vorbereitet“, erzählte Elisa Butz im Gespräch mit unserer Zeitung.

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Die Schüler-Moderatoren und Fragesteller Heiko Graser, Erich Feinauer, Marie Günther, Juliane Holfeld und Lance Lehman gingen angesichts des umfangreichen Fragenkatalogs bei der Podiumsdiskussion schnell in medias res: „Hätten Sie aus heutiger Sicht beim Impfen etwas anders gemacht?“, wollten sie wissen. Oder: „Warum sind andere Länder viel erfolgreicher beim Impfen?“ und „Sollte es weitere Corona-Demos oder Spaziergänge geben?“

Auch die Rolle der sozialen Medien als mögliche Gefahr für die Demokratie, etwa durch Fake News, hinterfragten sie. „Sie bedrohen nicht per se die Demokratie, aber sie müssen ordentlich moderiert werden“, sagte Tobias Bacherle. „Die Plattformen wollen, dass wir möglichst lang drauf bleiben. Das geht am ehesten mit negativen Emotionen“, fügte er hinzu. In sozialen Medien gebe es keine rechtsfreien Räume, Anbieter müssten bei Missbrauch einschreiten können, betonte Marc Biadacz.

Verbote spalten die Gesellschaft

Miguel Klauß hält die sozialen Medien wichtig für die Demokratie. Der „wahre Kern“ sei, dass die Regierungsparteien die nicht unter Kontrolle hätten. „Wir waren in der letzten Legislaturperiode die größte Oppositionspartei, waren aber weniger in den Medien vertreten als die kleineren Parteien“, konstatierte er. „In den sozialen Medien haben wir die Chance, unsere Meinung zu vertreten.“ Von einem Verbot, etwa von Telegram, „sollten wir als freiheitliche Demokratie die Finger lassen. Da wehre ich mich ganz entschieden“, so der AfD-Politiker. Jasmina Hostert plädierte für mehr direkten Austausch. Man müsse aufklären und mit Fakten argumentieren. Verbote führten nur zu einer weiteren Spaltung der Gesellschaft.

Wenig Zeit für Rückfragen

Die Moderatoren und Fragestellerinnen führten ein straffes Zeitregiment und mussten ihre Gäste auch schon mal abwürgen. „Ich finde, dass die Veranstaltung grundsätzlich gut gelaufen ist“, sagte Heiko Graser vom Moderatoren-Team. „Leider hat es die Zeit nicht hergegeben, die Themen weiter zu vertiefen oder mehr kritische Rückfragen zu stellen. Für mehr Hinterfragen von den Aussagen hätte es ja an einigen Stellen schon Anlass gegeben“, so der Oberstufenschüler.

„Wir haben die Veranstaltung aufgezeichnet und können im Unterricht einzelne Teile davon noch einmal behandeln“, erklärte Lehrerin Elisa Butz. Dennoch wäre eine Präsenzveranstaltung schön gewesen. Bei den Schülern, die in den Klassenräumen die Diskussion mitverfolgten, habe es bei manchen kontroversen Aussagen durchaus lebhafte Reaktionen gegeben.