Podiumsdiskussion mit Bundestagskandidaten gewährt Jugendlichen interessante Einblicke.

Renningen - Wie stehen die Bundestagskandidaten für den Landkreis Böblingen zur Ehe für alle, zum zentralen Abitur, zur Flüchtlingskrise, zu Europa – oder zur Legalisierung von Cannabis? Davon konnten sich Schüler aus Renningen am Freitag ein Bild machen. Auf Einladung des Jugendgemeinderats waren Marc Biadacz (CDU), Jasmina Hostert (SPD), Tobias Bacherle (Grüne), Florian Toncar (FDP) und Peter Schimke (Linke, Kandidat für den Kreis Ludwigsburg) zu einer Podiumsdiskussion ins Bürgerhaus gekommen, um sich den Fragen der Moderatoren Luca Lorenzetti und Lukas Knorreck, aber auch denen des jungen Publikums zu stellen. Der Kandidat der AfD, Markus Frohnmaier, hatte seinen angekündigten Auftritt kurzfristig abgesagt.

 

Zentrales Abitur und Frauenquote

Während die Vertreter von SPD, Linken und Grünen ein zentrales Abitur klar befürworten, halten Toncar und Biadacz das für weniger sinnvoll – auch wenn es trotzdem möglich sein müsse, für die Bewerbung an Universitäten mit Numerus clausus eine bessere Vergleichbarkeit zu erreichen.

Bei den Meinungen zur Frauenquote sieht das Ergebnis ähnlich aus: „Es ist traurig, dass wir so etwas brauchen“, findet Jasmina Hostert. „Aber wir brauchen es.“ Unterstützung von den Vertretern der Linken und Grünen: „Noch immer verdienen Frauen in gleicher Position 25 Prozent weniger als Männer“, beklagt Schimke. CDU und FDP halten dagegen: Die Quote könne für die betreffenden Frauen auch Nachteile haben, glaubt Toncar. „Wenn eine Frau etwas erreicht, weil sie einfach besser war“, bleibe trotzdem der Ruf als „Quotenfrau“ an ihr hängen.

Drogen und Ehe für alle

Marc Biadacz stellt sich als einziger gegen die Legalisierung von Cannabis, alle anderen sprechen sich für eine Gleichberechtigung zu den bereits legalen Drogen aus. „Natürlich muss es auch dann streng kontrolliert werden“, betont Tobias Bacherle im Hinblick beispielsweise auf den Jugendschutz. „Aber Legalisierung heißt auch, den Schwarzmarkt auszuräuchern.“

Allein bei der Ehe für alle, die vom Bundestag am Freitag beschlossen wurde, sind sich alle einig. „Ich hätte mit ,Ja’ gestimmt“, stellt Marc Biadacz klar. Auch wenn er wisse, dass viele in seiner Partei mit diesem Thema zu kämpfen hätten. „Für mich ist das eine christliche Entscheidung.“ Wenn zwei Menschen sich liebten und füreinander einstehen wollten, sollten sie auch heiraten dürfen.

Was denken die Schüler über die Diskussion?

Von Susan Olsen und Theresa Schühle

Die Mühe des Jugendgemeinderates hat sich gelohnt – die Renninger Schüler finden es gut, dass er eine Podiumsdiskussion organisiert hat. „Die Veranstaltung fand ich super“, sagt Malte. „Toll, dass wir die Möglichkeit hatten, diese zu besuchen“, findet der 16-Jährige.

Schließlich seien die Themen für das spätere Leben wichtig, darauf weist Catarina hin. „Ich finde es wichtig, dass es eine Pflichtveranstaltung war, da die Jugend sich somit mit dem Thema beschäftigen musste“, sagt die 17-Jährige.

Die 16-jährige Janine hat sich zum Beispiel für das Thema Abitur interessiert. „Ich fand es gut, dass die Kanidaten ausgiebig auf dieses Thema eingegangen sind“, berichtet sie.

So haben sich die Politiker und die Renninger Gymnasiasten mit allerlei aktuellen politischen Themen befasst. Dass die Bundestagskandidaten nicht nur Parteipositionen, sondern ihre ganz eigene Meinung vertreten haben, finden die Jugendlichen besonders sympathisch. Zum Beispiel Marc Biadacz (CDU), der sich für die „Ehe für alle“ aussprach. „Er hatte auch seine persönliche Meinung“, erklärt Majella. „Ich finde es toll, dass die Ehe für alle beschlossen wurde. Das macht mich glücklich.“

Zwar waren die meisten der Zuschauer noch nicht 18 Jahre alt und dürfen damit im September noch nicht wählen. Ihre Favoriten haben sie dennoch bei der Podiumsveranstaltung gefunden. „Mir haben die Kandidaten von den Grünen, der Linken und der SPD gefallen“, sagt die 15-jährige Majella.

Überrascht von der SPD-Kandidatin

„Ich würde wahrscheinlich den Kanidaten von der FDP oder den Grünen wählen“, überlegt dagegen Markus (17). Und Catarina ist von Jasmina Hostert von der SPD überrascht. „Jasmina hat mich mit ihren Argumenten überzeugt und das vermittelt, was ich mir von einer Kandidatin wünsche“, sagt die 16-Jährige. Leyla (16) ist von der FDP oder SPD überzeugt, während die 16-jährige Veronika berichtet: „Ich bin jetzt von der Linken mehr überzeugt.“

Wer von einem Argument eines Kandidaten überzeugt war, der konnte seine Zustimmung mit grünen Karten signalisieren – und dies haben die Schüler rege getan. Zum Beispiel, als alle Kandidaten – außer der CDU-Mann – sich für die Entkriminalisierung von Drogen ausgesprochen haben. „Ich fand gut, dass man die Meinungskarten im Publikum verteilt hat“, berichtet Nicola. „So hat sich gut die Atmosphäre widergespiegelt.“

Markus jedenfalls ist von der Veranstaltung begeistert. „So was sollte man ruhig öfter machen“, stellt er fest. „Dann würden sich die Jugendlichen auch mehr politisch engagieren.“