Beim Politischen Aschermittwoch der CDU in der Alten Kelter stimmt die scheidende Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer vorwiegend ernste Themen an. Und die rund 1500 Besucher geben ein klares Signal, wen sie als Nachfolger sehen.

Fellbach - Verteidigungsministerin, Bundesvorsitzende der größten Partei Deutschlands, designierte Kanzlerin der Republik: Noch bis vor wenigen Wochen galt dieser Termin in Fellbach als bundesweiter Hingucker. Inzwischen sind die Titulierungen aber mit einem „Ex“ oder einem „Noch“ versehen. Denn Annegret Kramp-Karrenbauer hat nach heftigen Vorwürfen über ihr Krisenmanagement angesichts der Kalamitäten der CDU ihren Rückzug vom Parteivorsitz angekündigt und ihre Ambitionen auf die Nachfolge Angela Merkels aufgegeben.

 

1500 Interessenten sind am frühen Vormittag aus allen baden-württembergischen Landesteilen zum Kappelberg gereist

Somit ist der Auftritt von AKK in der AK, der Alten Kelter zu Fellbach, nicht mehr der von der nationalen Politkaste beachtete Knaller. Stattdessen schwirren am Mittwochvormittag zwei Namen unablässig durch die Lüfte: Armin Laschet und Friedrich Merz. Das klare Signal, das von Fellbach ausgeht: Landeschef Thomas Strobl und Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann favorisieren eindeutig Friedrich Merz – der Beifall in der Halle signalisiert reichlich Zuspruch.

Auch beim 18. Politischen Aschermittwoch der Landes-CDU sei die imposante Kathedrale aus Holz „brechend voll und damit bis auf den letzten feuerpolizeilich zulässigen Platz belegt“, so Strobl voller Begeisterung. 1500 Interessenten sind am frühen Vormittag aus allen baden-württembergischen Landesteilen zum Kappelberg gereist, viele in Bussen. Den kürzesten Anfahrts- oder gar Fußweg haben die rund 50 Fellbacher Christdemokraten. Stadtverbandschef Fabian Zahlecker ist bereits gut eineinhalb Stunden vor dem offiziellen Beginn da, um den Parteifreunden die Tische mit den besten Plätzen zu sichern. Ohnehin sind etliche hiesige Christdemokraten, etwa die Seniorenunion, im Einsatz – so beim Aufbau der Bierbänke oder an der Garderobe.

Vor der Halle warten derweil rund zwei Dutzend Landwirte aus Fellbach und Stuttgart. Mit fünf Traktoren und großen Bannern protestierten sie dieses Jahr erneut gegen den Nord-Ost-Ring. Das gelte auch für die kürzlich vorgeschlagene Tunnelvariante. Selbst dann würden zu viele der besten Böden zerstört, erläutert Landwirt Peter Treiber aus Schmiden.

Kurz vor Zwölf darf die Gastrednerin dann selbst loslegen

Pünktlich um 11 Uhr trifft der Stargast ein, vom Westeingang bahnt sich Annegret Kramp-Karrenbauer, in einen dunkelorangen Blazer gewandet und fleißig Hände schüttelnd, den Weg durch den Mittelgang auf die Bühne. Im VIP-Bereich davor ist bei den Herren eine erhöhte Jankerdichte festzustellen. Einen Sonderbeifall holt sich Backnangs Oberbürgermeister Frank Nopper ab, der im November OB in der Landeshauptstadt werden möchte. „Herzlich willkommen beim größten Stammtisch der CDU in Deutschland“, schmettert Strobl in die Menge und charmiert in Richtung AKK: „Es sind keine leichten Wochen gewesen für dich und für die CDU, doch du hast einen guten Job gemacht und machst ihn bis heute.“

Kurz vor Zwölf darf die Gastrednerin dann selbst loslegen. Sie würdigt das aktuelle Bewerbertrio um ihre Nachfolge als „Ausdruck von Qualität in unserer Partei“, streift ansonsten aber eher ernste Themen wie die Anschläge auf Faschingsumzüge oder das Corona-Virus. Klar grenzt sie sich von „den Brandstiftern der AfD“ ab. Doch auch mit der Linken dürfe es keine Zusammenarbeit geben. Nach 45 Minuten ist AKK am Ende angekommen und erntet nicht überschäumenden, aber soliden mehrminütigen Applaus.

Am Ende wird gleich dreimal gesungen: das Württemberg-Lied („Preisend mit viel schönen Reden“), das Badnerlied und zum Schluss die deutsche Nationalhymne. Fellbachs Oberbürgermeisterin Gabriele Zull, mit ihrem Gatten von den CDU-Regisseuren im Ehrengastbereich beim Winnender Amtskollegen Hartmut Holzwarth platziert, singt deutlich sicht- und vernehmbar mit – ausgenommen bei der Lobpreisung aufs Badnerland („frischauf, frischauf, frischauf, frischauf“). Man muss es ja auch wirklich nicht übertreiben in der Alten Kelter zu Fellbach.