Der Leonberger Oberbürgermeister Cohn hält bei der Weil der Städter SPD seine erste Aschermittwochsrede.

Die Fasnet ist zwar vorbei, doch im Gasthaus Rössle, in dem es an den närrischen Tagen hoch herging, herrschte auch am Aschermittwoch noch reger Betrieb. Der Chef des Hauses, Hans-Josef Straub, bis 2012 fast ein Vierteljahrhundert Bürgermeister in Weil der Stadt, hatte das Lokal für seine Genossen von der örtlichen SPD für den politischen Aschermittwoch geöffnet. Die Gäste erwartete nicht nur das traditionelle Heringsessen, sondern auch ein „hochkarätiger Kommunalpolitiker“ mit einer „launigen Rede“, wie es in der Ankündigung hieß.

 

Erste Aschermittwochsrede für Cohn

Gemeint war Martin Georg Cohn, seit 2017 Leonberger Oberbürgermeister, der schon beim Zunftmeisterempfang im Klösterle und dem Fasnetsumzug närrische Luft in Weil der Stadt geschnuppert hatte. „Ich ging unverkleidet dorthin, bekam eine Mütze mit Propeller drauf und schon war ich verkleidet“, erzählte er mit einem Augenzwinkern.

Der SPD-Ortsvereinsvorsitzende und Stadtrat Felix Mayer begrüßte den „Genossen Martin Georg Cohn“. Dieser wiederum ließ einfließen, dass er 22 Jahre SPD-Mitglied sei, bereits bundesweit für die Partei Wahlkampf gemacht habe und dies nun sein erster politischer Aschermittwoch sei, bei dem er eine aktive Rolle habe.

In seiner Rede spannte er einen weiten Bogen zu vielen aktuellen Themen, vom Energiesparen, Klimaaktivisten und Gendern in der Sprache über die diskutierte Gesundheitsreform, den Fachkräfte- und Wohnungsmangel bis zur „Stadt für morgen“, bei der eine klimaverträgliche und in die Zukunft gerichtete Stadt- und Verkehrsplanung im Mittelpunkt stehen soll. „Klar, sind wir ein Autoland“, sagte er, aber die Stadt für morgen müssen sowohl menschen- als auch autogerecht sein, mit belebten Zentren, viel Grün und Aufenthaltsqualität auch für Senioren. Doch wenn er daran denke, dann seien immer die „ewig Gestrigen am Zug“, kritisierte er.

Nur keine Bescheidenheit

„Lasst euch nicht ins Bockshorn jagen, wir wollen die Autos nicht verbannen, sondern den Verkehr sozialverträglich machen“, ein Thema, an dem ja auch Weil der Stadt arbeite. Wenn es um die Durchsetzung von Tempo-30-Zonen gehe, sollten sie dranbleiben, rief er den Weil der Städter Genossen zu und erntete dafür Beifall. Er habe das als Bürgermeister in Rudersberg auch schon an einer Landesstraße geschafft.

Apropos Autos: Nachdem der Ministerpräsident zur millionenschweren Imagekampagne The Länd gesagt habe, man dürfe nicht zu bescheiden auftreten, habe er, Cohn, sich einen Aston Martin zugelegt. Mit dem Kauf des hochpreisigen Sportwagens samt beachtlichem Rabatt geriet der OB seinerzeit in die Schlagzeilen. Inzwischen habe er das Gefährt verkauft, schließlich sei es ja auch kein E-Auto gewesen, so Cohn und fügte zur Freude der Zuhörer hinzu, „wenn wir künftig nur noch elektrisch fahren dürfen, dann wird der neue Landesslogan wohl bald ‚The e-Länd’ lauten.“

Ein Geschenk von Keplerstadt zu Keplerstadt

Heftige Kritik übte der OB am Vorgehen der CDU im Zusammenhang mit dem Abzug des Rettungshubschraubers Christoph 41 von Leonberg. Denn deren örtliche Vertreter würden nichts dazu sagen. Zwar habe sich der zuständige Staatssekretär Wilfried Klenk bei einer CDU-Veranstaltung dazu geäußert, doch er müsse es auch den Menschen erklären, dem OB und dem Gemeinderat.

Der Hubschrauber sei auch wichtig fürs Image des Krankenhauses, denn man habe auch im Ärztebereich Fachkräftemangel. Dass ein Krankenhaus wie das in Leonberg nicht wirtschaftlich betrieben werden könne, sei klar. „Aber dass man Gesundheitspolitik immer noch an Wirtschaftlichkeit misst, verstehe ich nicht“, kritisierte er Reformüberlegungen des Bundes.

Als der Leonberger OB schließlich den Gastgebern einen historischen Roman aus den 1930er-Jahren von Olaf Saile, „Troubadour der Sterne“, mit der Bemerkung „von Keplerstadt zu Keplerstadt“ überreichte, ging ein Raunen durchs Publikum, trägt doch Weil der Stadt, wo der Astronom Johannes Kepler geboren wurde, inzwischen offiziell die Bezeichnung Keplerstadt. Das Kepler-Buch ist in einer Neuauflage – laut Cohn mit Anmerkungen von ihm – im selben Sindelfinger Verlag erschienen wie sein Buch „Vetternwirtschaft“.