Ein Tross in Partystimmung war am Sonntag rasend, bremsend, hupend und fahnenschwenkend vom Möhringer Freibad nach Leinfelden unterwegs. Die Polizei würde gern durchgreifen, kann aber nicht.

Filder - Wo genau der Autokorso begann, der sich am Sonntagnachmittag gegen 13.45 Uhr über Teile der Filderebene zog, ist nicht ganz klar. Ein Zeuge jedenfalls, der sich später bei der Polizei meldete, beobachtete ihn rund ums Möhringer Freibad. Andere Zeugenhinweise lassen darauf schließen, dass es anschließend über die Nord-Süd-Straße weiter nach Leinfelden und Unteraichen ging, wo die hupenden Autos auf der Maybachstraße, der Stuttgarter Straße, der Leinfelder Straße und der Nikolaus-Otto-Straße gesichtet wurden. Freilich, beim Hupen allein blieb es nicht, sonst würde die Polizei nicht nach weiteren Zeugen suchen. Denn die Beamten gehen davon aus, dass es zu brenzligen Situation gekommen ist, die so gar nicht zur Partystimmung passen.

 

Autos, die entgegen kamen, mussten ausweichen

Dass bei der Fahrt von Möhringen nach Leinfelden türkische und libanesische Flaggen geschwenkt wurden, ist dabei nicht das Problem. Die Autokorso-Teilnehmer hätten andere Autofahrer mit ihrer rabiaten und rücksichtslosen Fahrweise gefährdet. So hätten die Feierwütigen mit hoher Geschwindigkeit überholt, mal hätten sie stark gebremst. Der Gegenverkehr hätte ausweichen müssen, um einen Zusammenstoß zu verhindern.

Nachdem die ersten Anrufe bei der Polizei eingegangen waren, hatten sich die Beamten sofort auf die Suche gemacht. „Wir haben ein paar Fahrzeuge und Fahrer feststellen können“, sagt Christian Wörner, der Sprecher des zuständigen Polizeireviers Reutlingen. Dass sich die Feiernden mit ihren Aussagen nicht selbst belasteten, war klar. Und auch „den Korso an sich haben wir nicht angetroffen“.

Somit bleiben lediglich die Hinweise von Zeugen, und die reichen bislang nicht aus, um weiter gegen die Teilnehmer des Autokoros vorzugehen. „Wir suchen nach Menschen, die zum Ausweichen oder Anhalten gezwungen wurden“, sagt Wörner. „Dann sind wir nämlich im Bereich der Straßenverkehrsgefährdung.“

Anderswo werden Autobahnen blockiert

Auch wenn bei dem Fall am Wochenende nicht klar ist, ob es sich um eine Hochzeitsfeier gehandelt hat, gibt es gerade hierbei immer mehr Fälle, die zum Teil gefährlich ausarteten. In Degerloch etwa wurde vor etwas mehr als einem Jahr aus einem Auto heraus gefeuert, was einen Großeinsatz auslöste. Später stellte sich heraus, dass Gäste nach einer türkischen Trauung mit der Schreckschusspistole hantiert hatten. Im März dieses Jahres blockierte eine Gruppe mit ihren teuren Autos die Autobahn A 81 am Engelbergtunnel und filmte den entstandenen Stau. Im April legte eine Hochzeitsgesellschaft der Verkehr in der Ludwigsburger Innenstadt lahm. Und erst vor wenigen Wochen meldete die Polizei in Nordrhein-Westfalen, dass die Beamten in einer Woche insgesamt 40 Mal wegen ausufernder Hochzeitsfeiern einschreiten musste.

Die Polizei bittet Autofahrer, die am Sonntag in der Zeit um 13.45 Uhr wegen des Korsos zwischen Möhringen und Leinfelden gefährdet wurden, sich zu melden. Zuständig ist das Revier in Filderstadt, zu erreichen unter 0711/709 13.