Auf der Messe Retro Classics wird ein in der Krawallnacht demolierter Wagen gezeigt. Warum wurde dieser ausgemustert und nicht repariert?

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Auf der Messe für Oldtimer und Klassiker des Automobilbaus hat auch der Polizeihistorische Verein Stuttgart ein paar Fahrzeuge stehen. Einen alten Wasserwerfer zum Beispiel. Doch was die Besucher offenbar noch mehr verwundert, ist ein demolierter Kleinbus. Der Mercedes Vito war in der Krawallnacht im Juni 2020 beschädigt worden. Besonders kommentierenswert finden es Nutzer des Kurznachrichtendienstes Twitter, dass der Verein das Fahrzeug als „Mahnmal“ präsentiert – für die Entwicklung, dass Einsatzkräfte angegriffen werden. Auch dass es nicht repariert wurde, verwundert viele.

 

Lesen Sie aus unserem Angebot: Was die Polizei aus der Krawallnacht gelernt hat

Das Fahrzeug habe „aufgrund der Laufleistung, des Alters und der Schadstoffklasse“ ohnehin „zur Ausmusterung angestanden“, erläutert der Polizeisprecher Stefan Keilbach. Als dann noch Scheiben eingeschlagen und die Karosserie zerdellt wurden, sei es ein „wirtschaftlicher Totalschaden“ gewesen. Der Verein habe es dann übernommen. Die Ausstellung sei eine Entscheidung des Vereins, keine offizielle der Polizei. Die Polizei ist bei Schäden an den Fahrzeugen über das Land abgesichert, das für die Reparaturen aufkommt.

Der Polizeihistorische Verein kaufte der Polizei das Fahrzeug (Baujahr 2009) ab, erklärt dessen Vorsitzender Michael Kühner. „Es war uns wichtig, den zu zeigen, als Dokument einer gesellschaftlichen Entwicklung“, sagt er. Er finde es bedenklich, dass die Polizei offen angefeindet und angegriffen werde – und dass sich dann, wie in der Krawallnacht, auch noch unbeteiligte mit den Randalierenden solidarisieren.

Nicht allein das Fahrzeug soll den Besuchern der Messe vor Augen führen, was in jener Nacht im Juni 2020 in Stuttgart geschah: Am Samstag und Sonntag ist auf der Messe eine Beamtin am Stand des polizeihistorischen Vereins, die in der Krawallnacht im Einsatz war. „Mit ihr kann man sich unterhalten und aus erster Hand erfahren, was da los war“, sagt Michael Kühner. Dass das Ereignis erst knapp zwei Jahre her ist, ist für Kühner kein Gegenargument, als historischer Verein an die Krawallnacht zu erinnern: „Geschichte beginnt morgen“, sagt er.