Der Handels- und Gewerbeverein Stuttgart-Nord hat gemeinsam mit Bezirksvorsteherin Andrea Krueger das Polizeirevier Wolframstraße besucht.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

S-Nord - Wer eher unfreiwillig das Polizeirevier in der Wolframstraße besucht, der lebt mitunter in beengten Verhältnissen. Knapp zwei auf zwei Meter, mit einer Holzpritsche ausgestattet, und die sanitären Anlagen sind so komfortabel wie auf französischen Autobahnraststätten. „Ein komisches Gefühl ist das in diesem durchstrukturierten Raum. Man hört sich ja selbst so extrem“, befindet ein Mitglied des Handels- und Gewerbevereins Stuttgart-Nord (HGV), als die Gruppe in der Gewahrsamszelle des Revier steht.

 

Der HGV besucht das Polizeirevier jedoch freiwillig, gemeinsam mit Bezirksvorsteherin Andrea Krueger. „Ich habe den anderen den Besuch hier eingebrockt“, sagt Krueger und lacht. Der HGV habe Interesse an der Polizeiarbeit im Norden bekundet. Wichtig sei vor allem, wen man wann ansprechen könnte. Die Polizisten in der Wolframstraße nahmen die Anfrage gerne an. „Wir haben nichts zu verbergen hier“, sagt der Revierleiter Volker Weinstock.

Das Polizeirevier an der Wolframstraße ist zuständig für den gesamten Stadtbezirk Nord von der Kriegsbergstraße bis zum Rosensteinpark und auf der anderen Seite vom Killesberg über die obere und mittlere Schlossgartenanlage bis zum türkischen Generalkonsulat. In den Zuständigkeitsbereich der Schutzpolizei fallen rund 90 Prozent aller Straftaten. „Nur zehn Prozent bearbeitet die Kriminalpolizei“, erklärt Weinstock. Damit habe auch das Revier in der Wolframstraße nicht nur mit kleinen Fällen, sondern auch mit großen zu tun. Das Revier zeichne zudem aus, dass es viele Einsätze vor- und nachbereite sowie unterstütze. Erst dieser Tage habe man einen Einbrecher nach längerer Observierung auf frischer Tat ertappt, erzählt Weinstock. Auch um alles, was Stuttgart 21 betrifft, kümmert er sich mit seinen Kollegen.

Der Revierleiter muss viele Fragen beantworten

Zum Polizeirevier Nord gehört auch der Polizeiposten im Stuttgarter Hauptbahnhof. Der Posten ist ebenso wie das Revier rund um die Uhr besetzt. Die Polizeibeamten arbeiten dafür in drei Schichten. Eingeteilt sind die Beamten in mehrere Dienstgruppen, die auch für den Streifendienst zuständig sind. Drei Beamte arbeiten im Posten in der Klett-Passage, 30 sind im Bezirks- und Ermittlungsdienst tätig. „Sie bearbeiten komplett die Kriminalität, die anfällt“, sagte Weinstock. Im Stuttgarter Norden seien dies vor allem Einbrüche und Verkehrsdelikte, aber auch Probleme mit Jugendlichen. „Die Skateranlage bereitet uns zum Beispiel nicht immer Freude“, sagt Ralf Perrey, als Erster Polizeihauptkommissar im Polizeirevier Nord tätig.

Rund zwei Stunden verbringen die Mitglieder des HGV im Revier in der Wolframstraße. Viele Fragen haben sie an den Revierleiter und seine Beamten. „Sind Sie auf Du und Du mit Winfried Kretschmann?“, will ein Teilnehmer wissen. „Was braucht man denn für einen Schulabschluss?“, fragt Christian Schwinge vom HGV. „Ein Polizist muss ja auch ein guter Jurist sein“, ergänzt er. Für die Ausbildung zum Polizisten reiche ein Realschulabschluss aus, sagt Weinstock. Für die höhere Laufbahn hängen die Beamten ein Studium in Villingen-Schwenningen dran. „Das ist auf jeden Fall ein sehr anspruchsvoller, aber auch vielseitiger Beruf“, lautet das Fazit der Bezirksvorsteherin Andrea Krueger am Ende. Genau damit werbe die Polizei für den Nachwuchs, sagt Weinstock. „Polizist – ein Beruf so interessant wie das Leben.“