Chef-Polizeigewerkschafter fordert nach verletztem SEK-Polizisten in Reutlingen, die Einheit personell aufzustocken und bei Einsätzen durch spezialisierte Polizeieinheiten wie die sogenannten BFE+ zu verstärken.

Der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Baden-Württemberg, Gundram Lottmann, fordert angesichts eines angeschossenen Polizisten bei einer Razzia gegen mutmaßliche Reichsbürger am heutigen Morgen die Politik auf, das Spezialeinsatzkommando des Landes um etwa 35 Beamte zu verstärken: „Der Einsatz in Reutlingen hat einmal mehr gezeigt, dass gerade die Polizisten unseres SEKs hohen Gefahren für Leib und Leben ausgesetzt ist. Während in den letzten 30 Jahren kein einziger SEK-Beamter im Einsatz durch Schüsse verletzt wurde, waren es im vergangenen Jahr gleich zwei Polizisten, die im Einsatz gegen Reichsbürger beschossen und verletzt wurden.“

 

Lottmann begründet seine Forderung mit der Empfehlung einer Expertenkommission, die sich mit der Weiterentwicklung des SEK beschäftigt hatte

Bei einem Einsatz am frühen heutigen Mittwochmorgen erlitt ein Beamter des SEK einen Unterarmdurchschuss bei einer Durchsuchung bei einem mutmaßlichen Reichsbürger in Reutlingen. Vor einem Jahr war ein anderer Elitepolizist der Einheit bei einer Durchsuchung bei einem schwer bewaffneten, mutmaßlichen Reichsbürger von dem Täter niedergeschossen worden. Der Prozess gegen den Mann beginnt am 5. April vor dem Oberlandesgericht Stuttgart.

GdP fordert spezialisierte Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten

Zudem fordert GdP-Mann Lottmann, das SEK - wie in vielen anderen Bundesländern auch - bei seinen Einsätzen durch spezialisierte Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten - sogenannte BFE+ - besser abzusichern. „Baden-Württemberg darf bei zunehmend gewaltbereiteren und bewaffneten Tätern nicht die Augen verschließen und wie schon in den 1990er Jahren das deutsche Schlusslicht in einer unaufhaltsamen Entwicklung sein. Wir sollten uns hier an Bayern und Nordrhein-Westfalen orientieren und unsere Polizisten bestmöglich für den Kampf gerade gegen gewaltbereite Täter aufstellen.“

Im vergangenen April hatte eine BFE des Landes den Einsatz des SEK in Boxberg-Bobstadt abgesichert. Die Razzia entwickelte sich zum längsten Schusswechsel zwischen der Polizei und Tätern seit der Festnahme der RAF-Terroristen Andreas Baader, Holger Meins und Jan-Carl Raspe 1972 in Frankfurt. Wenngleich der Täter in Bobstadt auch in die Richtung der BFE-Einheiten schoss, sind die im Gegensatz zu anderen Bundesländern mit schusssicheren Westen ausgestattet, die der vom Täter verwendeten Munition nicht widerstanden hätte. Regelmäßig sichern BFE den Einsatz des SEK ab.