Beim Pop-up-Jugendtreff am Züblin-Parkhaus in der Stuttgarter Innenstadt gibt es nun eine Mahlzeit für Menschen aus dem Quartier. Kostenlos. Danach hatten viele Kinder gefragt.

Der Kontrast könnte kaum größer sein. Behängt mit teuren Designerhandtaschen staksen Frauen die Treppe aus der Bahnunterführung am Rathaus hoch. Oben angekommen biegen sie sogleich mit ihren vollen Einkaufstaschen in Richtung Breuninger-Parkhaus ab. Auch direkt gegenüber, rund um das alte Züblin-Parkhaus, herrscht an diesem sonnigen Samstagnachmittag lebhaftes Treiben. Auf dem Basketballplatz werden Körbe geworfen, Kunstfans tummeln sich auf der Vernissage im Kultur-Kiosk. Und am Pop-up-Jugendtreff bekommen Kinder und Jugendliche aus dem Leonhardsviertel eine kostenlose Mahlzeit.

 

Seit Juli steht der mobile Jugendtreff an der Ecke Lazarett- und Katharinenstraße, und seit 8. Oktober macht die Essensausgabe „Supp optimal – Essen für alle“ jeden zweiten Samstag zwischen 17 und 19 Uhr halt. Gefördert wird sie von der Bürgerstiftung. Die Ausgabe übernehmen die Sozialpädagoginnen des Jugendtreffs, Lydia Werner und Lisa Glöggler.

Manche Kinder sichern sich gleich zwei Portionen

Ein Junge beäugt das große Einmachglas kritisch und fragt, was das sei. „Chili sin Carne, also ohne Fleisch“, antwortet Werner; der Junge greift zu. Ein anderer holt sich bereits die zweite Portion. Es schmeckt offensichtlich. Schon nach einer halben Stunde stapeln sich zahlreiche leer gegessene Gläser auf dem Tisch. „Es gibt hier viele alleinerziehende Mütter ohne Kapazitäten, Eltern, die die ganze Zeit arbeiten, manche Kinder erzählen uns, sie würden für sich selbst kochen“, sagt Werner. Oft sehe sie Kinder mit Papp-Croissants und Limos in der Hand.

Dass es Bedarf nicht nur nach vollwertigem, sondern nach Essen überhaupt gebe, war schnell klar. „Wir wurden von Kindern nach kostenlosem Essen gefragt“, sagt Lydia Werner. Also suchte man nach Projektpartnern. Und fand die Bürgerstiftung: „Der Kontakt kam über das Demokratieprojekt 0711 Wohnzimmer zustande.“ Andrea Laux, die das Projekt bei der Bürgerstiftung verantwortet, war sogleich für die Idee gewonnen. Die ersten Monate finanzierte man eine wöchentliche Gemüsekiste, die so gut ankam, dass sich Laux auf die Suche nach einer Gastronomie machte. Sie fragte bei Heaven’s Kitchen an. Das Restaurant an der Theodor-Heuss-Straße ist die erste Zero-Waste-Küche Stuttgarts. „Die Chefin Tanja Goldstein sagte gleich zu“, sagt Andrea Laux. Sie freut sich darüber, dass es auch noch bio sei. Und darüber: Die Finanzierung des Projekts sei bis Juni gesichert. Im vergangenen Jahr habe Porsche 250 000 Euro gespendet.